Das steckt hinter dem Albtraum junger Eltern

Experten lüften das Geheimnis um die Baby-Schreistunde

ARCHIV - Drei Babys liegen in der Universitätsfrauenklinik in Leipzig (Archivfoto vom 03.02.2009). Die Zahl der Geburten in Deutschland ist im vergangenen Jahr offensichtlich doch kaum zurückgegangen. Sie sei nur um rund 2000 und nicht wie im April z
Meistens zwischen 17:00 und 23:00 Uhr passiert es: Das Baby schreit und ist durch nichts zu beruhigen. Forscher haben jetzt herausgefunden, woher das kommt und was man dagegen tun kann.
dpa, Z5556 Waltraud Grubitzsch

Es sind die Stunden, die junge Eltern am meisten fürchten – die Abendstunden. Denn: Meist im Zeitraum zwischen 17.00 und 23.00 Uhr fängt das Baby an zu schreien und lässt sich kaum beruhigen. Kinderärzte und pädiatrische Schlafcoaches haben jetzt die Gründe für die sogenannte Schreistunde von Babys veröffentlicht und verraten, wie sich Eltern in dieser Zeit am besten helfen können.

Babys Schreistunde: Zwischen 17.00 und 23.00 Uhr

Meist fängt es am späteren Nachmittag an und hält bis in die späten Abendstunden an: Babys Schreistunde. Kinderärzte, wie das Team der Mainstreet Pediatrics aus Denver, Colorado, und Baby-Schlafcoach Desiree Baird aus Seattle, Washington, sagen, dass es sich meist um die Zeit zwischen 17.00 Uhr und 23.00 Uhr handelt. Doch die Schreistunden haben Babys nicht von Beginn an. Während die ersten Wochen meist noch ruhig verlaufen, beginne ein Neugeborenes mit rund zwei bis drei Wochen, abends zuerst quengelig zu werden, dann zu weinen und zu schreien. „Die Schreistunde erreicht ihren Höhepunkt nach sechs Wochen und ist dann in der Regel nach drei bis vier Monaten abgeklungen“, schreibt Desiree Baird auf ihrer Website.

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Nicht zu verwechseln seien die „Witching Hours“, zu deutsch Geisterstunden, wie die Schreistunden der Babys auch genannt werden, mit Koliken: „Babys, die unter Koliken leiden, schreien mehr als drei Stunden am Tag, mehr als drei Tage in der Woche, drei Wochen lang bei einem ansonsten gesunden Kind“, wie die Kinderärzte auf ihrer Website erklären.

Top 3-Gründe für Babys Schreistunde

Doch was steckt hinter den Schreistunden, in denen man das eigene Baby nicht mehr beruhigt bekommt? Die Experten haben die wahrscheinlichsten Gründe für die abendliche Unruhe zusammengetragen:

  1. Auf Platz eins steht dabei Übermüdung. „Babys können schnell übermüdet sein“, so die Kinderärzte. Das liege unter anderem daran, dass sie es im Bauch der Mutter gewohnt waren, jederzeit in einem warmen und ruhigen Umfeld schlafen zu können. Einmal draußen in der Welt, sieht das anders aus: Hätten Babys tagsüber nicht die Möglichkeit gehabt, in einen tiefen, erholsamen Schlaf zu fallen, können sie am Nachmittag oder Abend leicht reizbar werden. Doch die Ärzte erklären, dass es dadurch zu einer Art Wechselwirkung kommen kann: „Während dieser Zeit können Babys anfangen Adrenalin in den Blutkreislauf freizusetzen, was es ihnen schwer macht einzuschlafen.“
  1. Als weiteren Grund für das Schreien am Abend nennt Desiree Baird Überstimulation. „Neugeborene können nur eine bestimmte Menge an Reizen auf einmal verarbeiten, so dass zu viel Lärm oder sogar zu viel Licht die Geisterstunde verschlimmern kann“, erklärt sie.
  1. Die Schreistunde würde außerdem durch Magenbeschwerden der Babys begünstigt. Besonders bei sehr jungen Babys mit einem noch unreifen Verdauungssystem sei dies ein Verstärker der „Witching Hour“, wie Schlafcoach und Dreifach-Mutter, Desiree Baird, erklärt.

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Hilfreiche Tipps für Eltern und Kind: Ruhe ist das A und O

Die Experten haben jedoch nicht bloß die Gründe für die Schreistunde erforscht, sondern auch hilfreiche Tipps für junge Eltern zusammengestellt, die sowohl diesen als auch Babys helfen sollen:

  1. Wichtig sei es, dem Baby ausreichend Zeit für Naps, also Nickerchen zwischendrin, zu geben. Der Schlafcoach erklärt: "Es ist wichtig, dass Ihr Baby gut ausgeruht ist, denn ein ausgeruhtes Baby schläft besser."
  2. Um der Überstimulation des Babys entgegenzuwirken, könne es helfen, Hintergrundgeräusche und Licht zu reduzieren. „Eine beruhigende Umgebung und ein voller Bauch sind vielleicht genau das, was Ihr Baby in der Geisterstunde braucht“, so Desiree Baird. Sogenannte „White Noises“, eine Art Rauschen in einem bestimmten Frequenzbereich, könnten zusätzlich zur Entspannung des Babys beitragen. „Weißes Rauschen ahmt all die Geräusche nach, die Ihr Kind im Mutterleib gehört hat, und kann daher sehr beruhigend auf es wirken.“
  3. Was auch Erwachsenen bei Stress hilft, kann auch dem Baby nicht schaden: ein Tapetenwechsel. Desiree Baird erklärt: „Manchmal hilft es Ihrem Kind schon, an die frische Luft zu gehen und die Umgebung zu wechseln.“ Auch die Kinderärzte stimmen dem zu: „Das ist nicht nur gut für die Entspannung, sondern kann auch dazu beitragen, dass Ihr Baby nachts besser schläft, wenn es am späten Nachmittag und frühen Abend dem Tageslicht ausgesetzt ist.“
  4. Zusätzlich für stillende Mütter kann dieser Tipp noch hilfreich sein: Auch die Ernährung der Mutter kann unter Umständen dazu beitragen, dass Baby in den Abendstunden unruhig und quengelig wird – besonders dann, wenn das Neugeborene mit Magenproblemen zu kämpfen hat. „Dinge wie Milch, Koffein oder scharfe Speisen können Magenverstimmungen verursachen.“ (vho)