Nicht nur bei FehldosierungAtemstillstand! Koma! Nasentropfen bei Babys - die unterschätzte Gefahr
Wenn die Nase der Kleinsten verstopft, folgt der Griff zum Nasenspray! So würden vermutlich viele Eltern handeln. Doch wussten Sie, dass rezeptfreie Nasentropfen für Babys richtig gefährlich werden können? Mögliche Nebenwirkungen können im schlimmsten Fall sogar zum Atemstillstand oder Koma führen! Genau das erlebt auch Stefanie S. bei ihrer Tochter Scarlett, als diese gerade einmal drei Monate alt ist. Das Baby musste wegen eines Kreislaufstillstands in die Kinderklink –als Ursache gerieten schnell handelsübliche Nasentropfen für Säuglinge und Kleinkinder in Verdacht.
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Mutter Stefanie S.: "Ich hab wirklich gedacht, mein Kind ist tot - das war's"
Wegen eines Schnupfens hatte der Kinderarzt Scarlett abschwellende Nasentropfen verordnet. Ein Standard-Medikament, von dem Stefanie ihrem Baby pro Nasenloch einen Tropfen vor dem Schlafen gibt.
Kurz darauf sackt Scarlett regelrecht in sich zusammen. "Ihr Kopf ist nach hinten gefallen und ihr Gesicht war weiß, sie hatte einen starren Blick und schaute nach oben. Eine Pupillenreaktion war in dem Moment gar nicht da", erinnert sich die junge Mutter, die als Krankenschwester auf einer Intensivstation arbeitet und weiß, wann es für Patienten kritisch wird.
"Ich hab wirklich gedacht, mein Kind ist tot - das war's", erzählt Stefanie. Sie springt auf und zwickt das Baby, schreit, und nach einigen Minuten zwinkert Scarlett tatsächlich wieder. Das Mädchen kommt sofort ins Krankenhaus. Dort ist der behandelnden Ärztin schnell der mögliche Zusammenhang zwischen den Nasentropfen und dem Kreislaufkollaps klar.
Pharmafirmen, Ärzte und Apotheken kennen die seltenen Nebenwirkungen
Die seltenen Nebenwirkungen von rezeptfreien Nasentropfen bei Babys sind Ärzten und Apothekern seit Jahren bekannt:
"Nasentropfen wirken bei kleinen Kindern nicht nur lokal in der Nase, sie gehen ins Blut. Der Wirkstoff kann ins Gehirn gelangen, dort den Kreislauf herunterfahren und dafür sorgen, dass die Atmung schlechter wird", erklärt der Mediziner Professor Wolfgang Rascher vom Uni-Klinikum Erlangen.
Besonders riskant sind demnach die verbreiteten Wirkstoffe Xylometazolin und Oxymetazolin. Rascher warnt: Im schlimmsten Fall droht Koma, selbst bei korrekter Anwendung.
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Apotheker-Arzneimittelkommission warnt vor Fehldosierung
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnte bereits vor mehreren Jahren schon vor den möglichen Fehldosierungen durch das Produkt „Otriven gegen Schnupfen 0,025 Prozent Nasentropfen für Säuglinge“.
Die AMK berichtete damals auf ihrer Homepage: „Eine meldende Apotheke wurde von mehreren Eltern bzw. Erziehungsberechtigten darauf aufmerksam gemacht, dass die zuverlässige Gabe der empfohlenen Menge an Tropfen mit der beiliegenden Pipettenmontur schwierig umzusetzen sei, insbesondere bei der Applikation an unruhige Kinder.“ Daher könne es passieren, dass zu viele Tropfen in die Nase der Babys gelangen.
Doch der Hersteller GlaxoSmithKline wies darauf hin, dass die Pipette vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte überprüft und zugelassen worden sei: „In den letzten drei Jahren ist uns ein einziges schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis gemeldet worden, bei über 11 Millionen verkauften Packungen in diesem Zeitraum.“ Außerdem habe man die Warnhinweise deutlicher formuliert und die maximale Dosierung sichtbarer gedruckt, erklärte der Hersteller.
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Zum Glück: Scarlett überlebte und wurde wieder gesund!
Bei Scarlett hat der Kinderarzt laut ihrer Mutter jedoch Nasentropfen verordnet, ohne mögliche Gefahren vorher anzusprechen. Warum? Eine Antwort bleibt ihr der Kinderarzt nach wie vor schuldig. Mutter Stefanie hält sich an die maximale Dosierung, gibt dem Mädchen pro Nasenloch nur einen Tropfen vor dem Schlafen.
Doch zum Glück: Die damals drei Monate alte Scarlett übersteht den Kreislaufstillstand und wird wieder völlig gesund. Zum Glück, denn das ist nicht selbstverständlich. Zuvor schwebt das Kind in echter Lebensgefahr!
Alternativen: Salzlösung und Inhalator
Eltern, die ihre Babys einem solchen Risiko möglichst gar nicht aussetzen wollen, können zwei Alternativen probieren. Denn um den kleinen Schnupfennasen ein wenig zu helfen, lassen sich auch Meersalz-Sprays oder Inhalatoren einsetzen.
Beide Mittel wirken in erster Linie zwar nicht abschwellend, befeuchten aber die Schleimhäute. Mehr über die Hintergründe und was Eltern beim Tropfen auf jeden Fall beachten sollten, sehen Sie oben im Video.
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