Experte über Außenminister-Treffen zwischen Russland und der Ukraine
„Es ging darum, jetzt noch mal die große Lawrow-Show zu machen“
Mit Spannung hat die Welt nach Antalya geblickt, doch das Treffen zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba hat keine zwei Stunden gedauert – und ist ohne nennenswerte Ergebnisse zu Ende gegangen.
Warum das eigentlich zu erwarten war, hat Experte Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik an der Universität zu Köln, im Gespräch mit RTL/ntv eingeordnet.
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Experte: Russland ging es bei diesem Treffen nicht um wirkliche Verhandlungen
Bei dem Treffen ging es Russland offenbar nicht darum, wirklich zu verhandeln. Stattdessen habe der russische Außenminister „jetzt noch mal die große Lawrow-Show“ machen wollen, so Experte Jäger. Auf einer Pressekonferenz direkt nach dem Treffen hatte Lawrow die russischen Vorwürfe wiederholt, in Laboren in der Ukraine seien biologische Waffen entwickelt worden.
Mit diesen Vorwürfen könne Russland jetzt versuchen, eine neue Begründung für den Krieg zu suchen, so Jäger, „denn die bisherige hat ja jede Glaubwürdigkeit verloren.“ Zu Beginn der russischen Invasion hatte der russische Präsident Wladimir Putin mehrfach gesagt, man wolle mit der „militärischen Spezial-Operation“ die Ukraine „demilitarisieren und entnazifizieren.“

„Man konnte nicht erwarten, dass in diesem ersten Gespräch gleich eine Lösung präsentiert wird“
Von Anfang an habe die Gefahr bestanden, dass aus dem Treffen in Antalya „nur eine Veranstaltung für die Weltöffentlichkeit wird.“ „Man konnte nicht erwarten, dass in diesem ersten Gespräch gleich eine Lösung präsentiert wird“, so Jäger. Trotzdem sei es am Ende ein gutes Zeichen, dass weiter gesprochen werden solle.
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Beide Seiten weiter offen für neue Verhandlungen
Sowohl Lawrow als auch Kuleba zeigten sich grundsätzlich bereit für weitere Gespräche. „Wir sind für jegliche Kontakte. Kontakte müssen aber einen Mehrwert bringen“, sagte Lawrow. Kuleba nannte als Bedingung, dass es „Aussichten gibt auf substanzielle Diskussionen und auf die ernsthafte Suche nach Lösungen“.
Das Treffen war der erste Verhandlungsversuch zwischen hochrangigen Regierungsvertretern beider Länder seit Kriegsbeginn. Auf Initiative des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu hatte man sich zu Gesprächen in Antalya verabredet. (vdö/dpa)
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