Nach Abwahl verliert er auch noch den Verteidiger
Anwalt von Frankfurts Skandal-OB Peter Feldmann legt Mandat nieder
Ein letztes Mal saß Peter Feldmannam Mittwoch (09.11.) als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt wegen des Verdachts der Korruption auf der Anklagebank im AWO-Prozess. Am Freitag muss er dann sein Büro räumen, nachdem ihn die Frankfurter vergangenen Sonntag mit eindeutiger Mehrheit abgewählt hatten. Nun muss der 64-Jährige, der wegen mehrerer Skandale in die Kritik geraten war, einen weiteren Verlust hinnehmen: Einer seiner Verteidiger hat sein Mandat niedergelegt.
Verteidiger Ulrich Endres wirft das Handtuch
Nachdem der letzten Prozesstag wegen eines psychischen Ausnahmezustands und dem Verdacht einer Corona-Infektion bei Feldmann ausfiel, erschien er am Mittwoch wieder vor Gericht. Obwohl er gerade seines Amtes enthoben wurde, zeigte sich der 64-Jährige gut gelaunt. Was auch auffiel: ein neues Gesicht in Feldmanns Reihen. Eigentlich wird Feldmann von den Rechtsanwälten David Hofferbert und Ulrich Endres verteidigt. Endres erschien gestern aber nicht vor Gericht. Er soll laut mehrerer Medienberichte sein Mandat niedergelegt haben. Gegenüber der Bild-Zeitung sprach Endres von „unüberbrückbaren Differenzen in der Verteidigungsstrategie“. Diese würde es ihm nicht möglich machen, Feldmann weiter zu verteidigen.

Zeugin: Zübeyde Feldmann sei von Awo-Leitung für Posten ausgewählt worden
Vor Gericht stand am Mittwoch die Frage im Raum, wie Feldmanns damalige Frau an eine überbezahlte Leitungsfunktion in einer deutsch-türkischen Kita der Awo in Frankfurt gekommen war. Eine Mitarbeiterin, die zum damaligen Zeitpunkt für Personalangelegenheiten in den Awo-Kindertagesstätten zuständig war, war als Zeugin geladen. Zübeyde Feldmann sei 2014 an ihr vorbei von der Awo-Leitung für den Posten ausgewählt worden, so die Zeugin.
Die deutsch-türkische Kita war auf Anregung Feldmanns von der Awo ins Leben gerufen worden, sie wurde im September 2015 eröffnet. Feldmann habe aber weiter keinen Einfluss auf das Vorhaben genommen, sagte die Zeugin.
Feldmanns Frau habe ihr einige Jahre später berichtet, dass sie selbst eine Freundin mit mehr Berufserfahrung vorgeschlagen habe, die Awo-Leitung aber nicht darauf eingegangen sei und ihr eine hohe Eingruppierung plus Dienstwagen versprochen habe. Die Awo-Leitung habe niemals ohne Berechnung gehandelt, sagte die Zeugin.

Frühere Sozialdezernentin ebenfalls als Zeugin vor Gericht
Auch die frühere Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) sagte gestern vor Gericht aus. Es ging um einen Streit zwischen der Stadt und der Awo um die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen. Sie bestätigte frühere Angaben zu einem Gespräch zwischen ihr und Feldmann in einer Theaterpause, um das er gebeten habe. Er habe gesagt, die Awo sei immer ein guter Vertragspartner gewesen und hinzugefügt, „einige Dich“ oder „einigt Euch“.
Sie habe gedacht, er werde in den Tagen danach noch einmal darauf zurückkommen, doch dies sei nicht geschehen. Eine prinzipielle Einigung mit der Awo auf eine Vertragsauflösung habe es zu dem Zeitpunkt auch schon gegeben. Dies habe auch im Interesse der Stadt gelegen, sagte Birkenfeld auf Nachfrage. Ansonsten habe Feldmann keinen Einfluss speziell zugunsten der Awo geltend gemacht.

Feldmann: Manchmal wünscht man sich, dass Wahl vier Tage später stattgefunden hätte
Trotz der Anklage und seiner Abwahl zeigt sich Feldmann vor Gericht gut gelaunt, auch nach dem Prozess äußerte er sich positiv. Der Prozesstag sei sehr gut verlaufen. In Bezug auf seine Abwahl und den Prozesstag, sagte Feldmann zu Journalisten, dass man sich manchmal wünsche, eine Wahl hätte vier Tage später stattfinden können.
Nach Abwahl: Feldmann veröffentlicht eigene Autobiografie
Wie gestern auch bekannt wurde, wird Feldmann Ende des Monats seine eigene Autobiografie veröffentlichen. Wie der Nomen-Verlag mitteilte, soll die Autobiographie am 30. November erscheinen und den Titel „Peter Feldmann. Sozi. Jude. Oberbürgermeister“ tragen. (dpa/dgö/lre)