Ukrainer Tagebuch - Beobachtungen von RTL-Reporterin Antonia Rados
Olga (80) ist Überlebenskünstlerin: "Die Russen wohnten in meinem Haus. An den Rest erinnere mich nicht“

RTL-Reporterin Antonia Rados berichtet für uns aus der Ukraine. Sie trifft Menschen, führt Gespräche. Was erlebt sie vor Ort? Welche Geschichten bekommt sie zu hören? Hier schreibt Rados ihre persönlichen Eindrücke auf.
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So hart der Alltag ist, unterkriegen lassen sich wenige

11 Uhr morgens, wir sind im berüchtigten Butscha, Ort eines mutmaßlichen Massakers der russischen Soldaten. Auf der Yablunka Straße suchen wir die Spuren des Krieges ab. Wo wurde da geschossen? Wer befand sich wo? Die über 80-jährige Olga tritt durch ihr Gartentor. „Ich war die ganze Zeit über im Keller“, sagt sie. „Die Russen wohnten in meinem Haus. An den Rest erinnere mich nicht“, sagt sie. Ich frage und frage, aber die vergangenen Wochen der russischen Besetzung interessieren sie wenig. Sie ist Witwe. Sie muss an heute denken, überleben.
In ihrem Garten hat sie inzwischen Zwiebeln und Salat angebaut. Die Frau ist eine Überlebenskünstlerin, trotz ihres harten Lebens, sichtbar an ihrer ärmlichen Kleidung. Gegenüber sagt mir eine andere Frau, sie hätte einen russischen Soldaten gefragt, was er denn in der Ukraine mache. Wisse er nicht, dass das nicht sein Land sei? „Ich will nicht hier sein, erwidert er. „Ich bin mit Fatima verlobt. Ich will sie wiedersehen.“
So hart Kriegsalltag ist, unterkriegen lassen sich wenige. Hände in den Schoss legen, kommt nicht in Frage.

Kiew ist im Gegensatz zu Butscha ruhig - aber das kann sich ändern
Drei Stunden später sitze ich in einer Pizzeria im Zentrum. Der Pizzaiolo ist jung. Er knetet den Teig, als wäre er in keiner Kriegsstadt. Kiew ist im Gegensatz zu Butscha ruhig, aber alles kann sich ändern.
Lese-Tipp: Bürgermeister Klitschko warnt vor Rückkehr nach Kiew.
Pessimisten sind an diesem Tag unauffindbar

Zwei junge Ukrainerinnen sitzen vor der Pizzeria - „Die beste Pizza der Welt!“ rufen sie mir zu.
Die Pessimisten sind an diesem Tag unauffindbar.
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