Experte erklärt, wie sich der Wegfall der Corona-Regeln auswirktDiese Länder lockerten vor uns: Wie entwickelt sich die Lage in England, Spanien & Co.?

Nach dem Wegfall der Maskenpflicht sollte in Deutschland zum 1. Mai nun auch noch die Isolationspflicht für Corona-Infizierte gelockert werden – doch nach der Ankündigung hagelte es heftige Kritik für Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der machte nur wenige Stunden später eine Rolle rückwärts: Die freiwillige Corona-Isolation kommt doch nicht. In anderen Ländern Europas wird dagegen schon seit Wochen mutig gelockert. Ein Blick auf die Corona-Lage der einzelnen Länder zeigt: Die Auswirkungen der Lockerungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Wie kommt das?
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Nach Wegfall von Maskenpflicht & Quarantäne: So ist die Lage in Europa
Frankreich: Ob am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen - in Frankreich ist fast überall die Maskenpflicht ausgesetzt. Auch der Impfnachweis für einen Café- oder Kino-Besuch wird dort nicht mehr benötigt. Die Corona-Inzidenz hingegen bleibt auf ähnlich hohem Niveau wie bei uns und liegt aktuell bei über 1.400 (Stand: 06. April).
England: Keine Quarantäne-Pflicht für Infizierte, keine Maskenpflicht – und explodierende Fallzahlen. So sieht es zurzeit bei den Briten aus. Forscher des Imperial College London kamen in einer neuen Studie sogar zu dem Schluss, dass im März 2022 einer von 16 Menschen in England mit dem Virus infiziert war.
Dänemark: Bis auf vereinzelte Einreiseregeln gibt es in Dänemark seit dem 1. Februar 2022 keine Einschränkungen mehr. Heißt: keine Maskenpflicht, kein 3G, keine Sperrstunden. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: die hohen Impfzahlen und die milderen Krankheitsverläufe nach Omikron-Infektionen. Seit Mitte Februar sinken dort sowohl die Zahl der Neuinfektionen als auch der Krankenhauseinweisungen.
Spanien: In Spanien sind die meisten Corona-Regeln abgeschafft. Infizierte müssen nicht mehr in Quarantäne, die Maskenpflicht besteht nur noch in öffentlichen Innenräumen. Die Fallzahlen sinken trotzdem - die Hospitalisierungsrate ist stabil. Bei den aktuellen Zahlen gilt jedoch zu beachten: Spanien erfasst seit dem 28. März nur noch Corona-Fälle von über 60-Jährigen.
Österreich: Im Land herrscht in allen Innenräumen eine FFP2-Maskenpflicht – diese war eigentlich Anfang März abgeschafft worden. Doch aufgrund steigender Fallzahlen nahm die Regierung die Lockerung schnell wieder zurück. Seit zwei Wochen sinkt die Zahl der Neuinfektionen wieder.
Mehr zu den Lockerungen in Europa lesen Sie hier: Italien, Schweiz, Kroatien und Co.: So lockern die europäischen Länder
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Nach Öffnungen: Wieso entwickelt sich die Corona-Lage so unterschiedlich?
Auch wenn in unseren Nachbarländern oft laxere Corona-Maßnahmen gelten als in Deutschland: Die Auswirkungen der Lockerungen auf die Infektionszahlen unterscheiden sic drastisch. In Spanien und Dänemark sinkt die Corona-Inzidenz, in England und Frankreich steigt sie deutlich an. Wie kommt das? Wir fragen den Hygieniker Dr. Georg-Christian Zinn.

Der Unterschied lasse sich ganz einfach begründen, erklärt Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, im Interview mit RTL. Dass Länder, wie beispielsweise Spanien, trotz Lockerungen schon viel weiter sind als wir, liege vor allem daran, dass es dort auch wärmer sei und sich die Menschen früher wieder draußen aufhielten. Auch eine hohe Impfquote, wie in Dänemark oder Spanien, könne einen positiven Effekt auf die Corona-Lage haben, sagt der Experte.
Was können wir uns in Deutschland also von unseren Nachbarländern in Sachen Öffnungsstrategie abgucken? "Ich versuche es mal auf einen Nenner zu bringen“, sagt Dr. Zinn. „Wenn die Infektionszahlen, wie in Spanien, niedrig sind, können wir mehr wagen. Davon sind wir aber mit unserer Inzidenz von 1.400 momentan noch entfernt." (dhe)


