Nur kleine Steigerungen können unser Gesundheitssystem bereits überlastenCorona-Reproduktionsrate: Warum ist diese Zahl so wichtig für uns?

Die Kontaktbeschränkungen bleiben erst einmal bestehen - mindestens noch bis zum 3. Mai. Das kündigte Angela Merkel jetzt nach Ostern in einer Pressekonferenz an. Auch wenn es ein paar Lockerungen gebe, so die Kanzlerin, müsse man sich bewusst sein, das der bisherige Zwischenerfolg ein zerbrechlicher sei. Aber worin besteht der Zwischenerfolg? Eine Zahl, von der auch Merkel in diesem Zusammenhang wiederholt sprach, ist die Reproduktionsrate.
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Welche Zahlen geben Aufschluss über Verlauf der Pandemie?
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kommen wir nicht umhin, uns mit Zahlen zu beschäftigen. Wie viele Infizierte gibt es in Deutschland? Wie viele Genesene? Und natürlich auch: Wie viele Menschen sterben an den Folgen des Coronavirus? Während diese absoluten Fallzahlen uns deutlich machen, dass es sich bei dieser Krise um ein ernstzunehmendes Problem für jeden von uns handelt, gibt es auch Zahlen, die hoffnungsvoll stimmen. Die Verdopplungszeit zum Beispiel liegt inzwischen bei 25 - das heißt, dass es 25 Tage dauert, bis sich die Zahl der Infizierten verdoppelt hat. (Stand 13. April)
Allerdings ist die Verdopplungszahl nicht mehr die aussagekräftigste Zahl in der Corona-Krise. Da sich die Ausbreitung der Infektionen aufgrund der Maßnahmen ganz im Sinne des "Flatten the Curve"-Modells verlangsamt hat, gibt die Zahl keinen Aufschluss darüber, wie sich die Fallzahlen entwickeln, wenn die Maßnahmen gelockert werden und das Wachstum nicht mehr exponentiell ist.
Daher rückt die Reproduktionsrate immer weiter in den Fokus. Bei der Reproduktionsrate handelt es sich um die Zahl der Menschen, die ein Infizierter ansteckt. Ohne Maßnahmen liegt diese Zahl für das Coronavirus zwischen zwei und drei. Durch Kontaktbeschränkungen und Lock-down ist sie auf ungefähr 1 gesunken.
Im Video: Merkel zu bisherigen Erfolgen im Kampf gegen Corona
"Bei 1,2 kommen wir im Juli an die Belastungsgrenze"
"Das ist gut", sagt auch Angela Merkel. Allerdings könne sich die Zahl durch zu frühe Lockerungen schnell wieder verändern - mit fatalen Folgen. "Wenn jeder Infizierte 1,1 Menschen ansteckt, dann sind wir im Oktober wieder an der Grenze der Belastbarkeit des Gesundheitssystems. Bei 1,2 kommen wir im Juli an die Belastungsgrenze. Bei 1,3 sind wir im Juni da."
Warum hat eine so kleine Änderung eine so große Auswirkung? Das erklärt uns Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia. "Es gibt noch große Teile der Bevölkerung, die noch nicht immun sind. Und gerade, wenn wir in den Herbst kommen, gibt es noch einen zweiten Aspekt. Wir beginnen dann wieder mit der Grippesaison." Wenn jeder Mensch nur einen weiteren oder sogar keinen mehr ansteckt, läuft die Infektionskette viel kontrollierter ab. Man könne dann Kontakte nachverfolgen und irgendwann dazu übergehen, nur Betroffene und ihre Kontaktpersonen zu isolieren.
Das Ende von "Flatten the Curve"?

Eine neue Strategie ist dies nicht. Einige Wissenschaftler warnen schon länger davor, dass wir das "Flatten the Curve"-Modell, also die Verlangsamung der Infektionszahlen durch Kontaktbeschränkungen und Stilllegung des öffentlichen Lebens, bis zu einer Herdenimmunität nicht durchhalten können. Ein Video der Wissenschafts-Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim alias maiLab zu diesem Thema schaffte auf YouTube sofort den Sprung auf Platz 1 der Video-Trends.
Auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung fordert, die Reproduktionsrate noch weiter zu senken. Dazu müssten die derzeitigen strengen Regeln noch länger gelten oder sogar verschärft werden. Kurz: Wir müssten noch länger durchhalten, um dann aber direkt größere Freiheiten zu bekommen, als es der vorsichtige Weg der Bundesregierung zu planen scheint.
Warum drosseln wir die Reproduktionszahl nicht noch weiter?
Auch dazu gibt Dr. Zinn eine Einschätzung. "Wenn wir die Reproduktionsrate unter 1 senken, werden wir irgendwann kaum noch Neuinfizierte haben, die andere auch nicht weiter anstecken können." Dann werde, so die Idee des Helmhotz-Instituts, die Infektionkette irgendwann zusammenbrechen. Klingt doch eigentlich gut! "Das Problem ist dabei: Wird das wirklich passieren?" Laut Dr. Zinn sei dies in einem so großen Land wie Deutschland, das mitten in Europa liegt, kaum erreichbar - trotz strenger Maßnahmen.
"Wenn wir zu sehr lockern, wird es eine Welle geben, die wir nicht mehr behandeln können. Andererseits müssen wir darauf achten, dass wir irgendwann - sollte der Impfstoff nicht so bald kommen - eine Herdenimmunität haben." Dr. Zinn ist also der Meinung, dass wir noch eine Weile "zweigleisig fahren" müssen und begrüßt die Pläne der Bundesregierung.
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Im zweiten Teil der RTL.de-Doku "Stunde Null - Wettlauf mit dem Virus" stellen wir die Frage: Wie besiegen wir Corona? Dafür gleichen die Autoren die verschiedenen Maßnahmen einzelner Länder rund um den Globus mit den aktuellen Empfehlungen von Forschern ab.