Unfassbare Szenen bei Anti-Corona-Demo
Hunderte stürmen Einkaufszentrum in Kassel
Corona-Proteste eskalieren - RTL-Reporter Daniel Spliethoff berichtet aus Kassel
Am Samstag verwandelten rund 20.000 Menschen das hessische Kassel in einen Hotspot der Corona-Skeptiker. RTL-Reporter Daniel Spliethoff war vor Ort. Er hat beobachtet, wie die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie von Tausenden mit den Füßen getreten wurden. „Wenn mich jemand bitten würde, einmal alles aufzuzählen, was man während einer Pandemie nicht tun sollte, dann würde ich einfach auf diese Szenen verweisen“, berichtet Spliethoff über die chaotischen Szenen in Kassel.
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In Kassel herrschte "Ballermann-Stimmung"
Die Veranstalter hinter der Protestaktion unter dem Motto „Freie Bürger Kassel - Grundrechte und Demokratie“ haben ein Ziel: Sie wollen die sofortige Aufhebung der Einschränkungen durch die Corona-Verordnungen der Bundesregierung durchsetzen. Am Samstag konnten sie in der nordhessischen Stadt mehr als 20.000 Gleichgesinnte aus ganz Deutschland mobilisieren, um für dieses Ziel lautstark zu demonstrieren. Doch wie RTL-Reporter Daniel Spliethoff berichtet, kamen die meisten vor allem „um tun und lassen zu können, was sie wollen!“
Die Stimmung in Kassel war wie am „Ballermann“, so Spliethoff. „Sie singen ‘Oh wie ist das schön’, es riecht wie in einem Bierzelt, Masken trägt hier niemand und Wildfremde liegen sich in den Armen. Ein Public Viewing bei einem großen Fußballturnier in der Zukunft? Nein! Kassel, am Samstagnachmittag.“ Die meisten seien auf Party aus gewesen, andere wollten offenbar nur Krawall machen, „auch den bekommen sie in den frühen Nachmittagsstunden“, berichtet unser Reporter.
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„Keine Masken, kein Abstand, viel Alkohol und Gesänge“
Dass die Protestaktion gerichtlich verboten worden war, hätte in der Stadt kaum jemanden geschert. „Die Polizei nicht, die den Zug begleiten, die Demonstranten nicht, die sich nicht um die Konfrontation bringen lassen wollen“, sagt Spliethoff, und berichtet weiter: „die Einsatzleiter wollen den Umzug umlenken, die Querdenker weigern sich und zetteln einen Streit an. Erst Wasserwerfer machen dem Treiben ein Ende, danach verzieht man sich wieder auf einen großen Platz.“
Hässliche Szene gab es nicht nur auf der Straße, am Nachmittag hatten rund 250 Menschen die Königs-Galerie in Kassel gestürmt. „Keine Masken, kein Abstand, viel Alkohol und Gesänge“, so beschreibt unser Reporter die Stimmung im Einkaufszentrum. Sie seien einfach durch die Eingangstür spaziert. Auf Fotos ist zu sehen, wie Dutzende eng beieinander um mehrere Tische sitzen, Menschen ohne Schutz herumspazieren oder am Geländer stehen und das Geschehen beobachten.
Die Polizei sei zunächst nicht eingegriffen und habe die Situation beobachtet. Kurz vor 18 Uhr twittern die Beamten schließlich: „Einsatzkräfte sind da und haben die Personen aus der Königsgalerie verwiesen.“
Die Polizei sei zunächst nicht eingegriffen und habe die Situation beobachtet. Kurz vor 18 Uhr twittern die Beamten schließlich: „Einsatzkräfte sind da und haben die Personen aus der Königsgalerie verwiesen.“
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Das Einsatzkonzept der Polizei sei offenkundig gescheitert
Es sei eine andere Stimmung gewesen, nicht vergleichbar mit anderen Anti-Corona-Demos. „Das mag auch daran liegen, dass rechtsextreme Gruppen aus dem Querdenken-Umfeld eine eigene Veranstaltung in Berlin geplant hatten. Die ging übrigens glimpflich aus“, sagt RTL-Reporter Spliethoff. „Angriffe auf uns Journalisten, Pöbeleien und auch die Verachtung für alles, was mit Coronamaßnahmen zu tun hat, gehören weiter zur Tagesordnung.“
Am Abend teilte die Polizei mit, dass mehrere Beamten angegriffen worden seien. Die Polizisten setzten den Angaben zufolge Schlagstöcke, Pfefferspray und einen Wasserwerfer gegen die Krawallmacher ein. Mehrere Menschen seien festgenommen worden.
Es sei „ein absolut unverständliches Zurückweichen des Staates“, dass Tausende von Corona-Leugnern ohne Masken und ohne Abstand durch die Innenstadt von Kassel ziehen konnten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Günter Rudolph, am Abend. Das Einsatzkonzept der Polizei sei offenkundig gescheitert.
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