Zunehmend Schwierigkeiten bei der Regelversorgung

Erste Hausärzte wollen nicht mehr impfen

ARCHIV - 30.03.2021, Baden-Württemberg, Pforzheim: Eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, impft in ihrer Praxis eine Patientin gegen das Coronavirus. Dabei wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer genutzt. (zu dpa «Auf einem "Impfgipfel" wollen Land und Verbände das Impfchaos ordnen») Foto: Christoph Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Impfung gegen das Coronavirus
cdt pil, dpa, Christoph Schmidt

Es klingt ja zunächst toll: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Impfpriorisierung zum 7. Juni für alle aufheben. Doch das bedeutet im Umkehrschluss einen noch größeren Run auf Impftermine. Und die Hausärzte ächzen schon jetzt. Einige melden sich inzwischen sogar schon wieder vom Impfsystem ab, so Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein.
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Wegen Impfterminen beim Hausarzt: „Extrem aggressive Stimmung“

Das Telefon klingelt permanent, das E-Mail-Postfach läuft voll: Anfragen nach Impfstoff und eine „extrem aggressive Stimmung“ stellen zahlreiche Praxen daher zurzeit vor große Probleme. Im Augenblick liefen die Telefone in den Praxen heiß, so dass diese zunehmend Schwierigkeiten bei der Regelversorgung hätten, sagte Oliver Funken, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein der „Rheinischen Post“.

„Wir haben inzwischen eine gefährliche Entwicklung: Zahlreiche Hausarztpraxen melden sich vom Impfsystem wieder ab“, sagte der Mediziner weiter. Es gehe dabei auch um das Wohl der Beschäftigten und um den Fortbestand der Praxis. Es könne nicht sein, dass die Mitarbeiter angesichts der chaotischen Situation in die innere Kündigung gingen, weil sie mit diesem Massenansturm nicht klarkämen, warnte er.

Er hoffe, dass sich die Situation Ende des Monats mit zusätzlichen Impfstoff-Lieferungen entspannen werde. Gleichzeitig geht er für die Sommerurlaubsmonate von erneuten Engpässen aus, wenn Hausärzte und ihr medizinisches Personal für je ein bis zwei Wochen in die Ferien gingen.

LESE-TIPP: Kein Termin beim Hausarzt frei? Auch diese Fachärzte dürfen impfen

TVNOW Doku "Zwischen Hoffnung und Tod - wer hat Schuld am deutschen Impf-Desaster?"

Könnten in Deutschland bereits mehr Menschen geschützt sein? Wer trägt die Schuld am Impf-Desaster? Die Bundesregierung? Die EU? Die Hersteller? Oder die Bundesländer? Die Dokumentation geht den Verantwortlichkeiten auf den Grund. Auf TVNOW: „Zwischen Hoffnung und Tod“

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Hausärzteverband appelliert an Patienten: "Habt Geduld!“

Der Deutsche Hausärzteverband sprach von einer großen Herausforderung für das Praxispersonal, „Bei allem Verständnis dafür, dass jede und jeder jetzt so schnell wie möglich dran kommen will, appelliere ich an die Patientinnen und Patienten: Habt Geduld!“, sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt der „Rheinischen Post“.

Hausärzte bekommen Johnson & Johnson Ende Mai

In der letzten Maiwoche sollen die Hausärzte in Deutschland erstmal Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten. „Der Bund wird für die Woche vom 25. bis 30. Mai rund 1,6 Millionen Dosen von Biontech, etwas mehr als 500.000 Dosen von Johnson & Johnson und voraussichtlich 600.000 von AstraZeneca bereitstellen“, teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) den Praxen in einer Mitteilung mit, über die die „Rheinischen Post“ berichtet. Der Impfstoff von Johnson & Johnson hat den Vorteil, dass er mit einer Dosis auskommt.

(dpa/eku)

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