Probst: An normalen Alltag ist für die Familien noch nicht zu denken

Ein Jahr nach Messerangriff in Brokstedt: Ann-Marie (†17) und Danny (†19) bleiben unvergessen

Kerzen auf einem Grab
Trauerfeier in Brokstedt - Grabkerzen gedenken Ann-Marie (17) und Danny (19).
RTL Nord
von Lynn Michel und Nicklas Just

Von normalem Alltag sind die Familien von Ann-Marie und Danny noch weit entfernt.
Ein Jahr nach dem Messerangriff von Brokstedt bleiben die beiden Teenager unvergessen. Am 25. Januar 2023 werden sie von Ibrahim A. in einer Regionalbahn attackiert – und sterben an den Verletzungen. Auch ein Jahr nach der Horror-Tat bleibt für die Familien eine klaffende Wunde.
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„Die Rückkehr in den normalen Alltag braucht mindestens ein Jahr, wenn nicht länger“

Ann-Maries Vater ist sichtlich berührt von der Anteilnahmer der Brokstedterinnen und Brokstedter. Bei der Trauerfeier dankt er allen für die Unterstützung über das vergangene Jahr.
Ann-Maries Vater ist sichtlich berührt von der Anteilnahme der Brokstedterinnen und Brokstedter. Bei der Trauerfeier dankt er allen für die Unterstützung in den vergangenen zwölf Monaten.
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„Der 25. Januar des vergangenen Jahres veränderte alles. Plötzlich war nichts mehr, wie es vorher war“, sagt der Vater von Ann-Marie vor dem Gedenkgottesdienst in Brokstedt. Ein Jahr ist es her, dass Michael Kyrath seine Tochter verloren hat – weil ein Mann in der Regionalbahn von Hamburg nach Kiel wahllos auf Menschen einsticht. Gerade Danny und Ann-Marie trifft es am härtesten. Die beiden Teenager sind frisch verliebt, gerade einmal wenige Tage ein Paar.

Lese-Tipp: Prozess nach Messerattacke in Brokstedt: Vater von Ann-Marie erzählt, wie er von ihrem Tod erfuhr

Zum Gedenken stellt die Gemeinde eine Tafel am Bahnsteig auf. Zwei Herzen erinnern an den Tag, an dem die beiden Teenager unvermittelt aus dem Leben gerissen wurden. Stefan Block ist der Probst der evangelischen Kirchengemeinde in Brokstedt. Vor einem knappen Jahr beerdigt er Danny und steht im Austausch mit der Familie. „Die Rückkehr in den normalen Alltag braucht mindestens ein Jahr, wenn nicht länger“, erzählt er im RTL-Interview. „Das ist immer bei Todesfällen so. In so einem besonderen Fall, wo ein Kind unter solchen schrecklichen Umständen stirbt, natürlich erst recht.“

Im Video: Mitschüler trauern kurz nach der Tat um Opfer der tödlichen Messerattacke

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Ibrahim A. steht noch immer vor Gericht

Blumensträuße liegen vor einer Gedenktafel am Bahnsteig
Zum Jahrestag der Messerattacke in Brokstedt wurde eine Gedenktafel am Bahnsteig aufgestellt. Sie gedenkt Ann-Marie und Danny. Die Teenager waren frisch verliebt.
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Beim Gedenkgottesdienst am Abend richtet Ministerpräsident Daniel Günther das Wort direkt an die Familien: „Natürlich können Worte die Trauer nicht lösen. Aber zu spüren, dass es auch in diesen Zeiten Zusammenhalt gibt, ist etwas, was Sie hoffentlich tröstet und Ihnen Zukunftshoffnung gibt.“

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Seit Monaten steht Ibrahim A. wegen der Bluttat im Regionalexpress vor Gericht. Es besteht kaum ein Zweifel an seiner Schuld. Trotzdem zieht sich der Prozess in die Länge – denn es werden über 120 Zeugen gehört. Für den Bürgermeister von Brokstedt ein Unding. Im RTL-Interview sagt er: „Wir brauchen ein Urteil, wenngleich die Bewältigung der ganzen Geschichte noch länger auf sich warten lassen wird.“ Das Urteil, das im Frühjahr erwartet wird, wäre aber sicherlich ein erster Schritt in Richtung Schlussstrich.