Nach Amoklauf in Schule in Bremerhaven

Armbrust-Schütze verurteilt: „Ich hoffe, dass ich noch ne zweite Chance kriege"

Am Landgericht Bremen wird Berkan S. verurteilt
Nach Armbrust-Schüssen in Schule: Berkan S. wegen versuchten Mordes verurteilt.
RTL
von Jessy Siodlaczek, Christo Tatje und Sarina Sprengelmeyer

„Ich habe 20 Jahre lang nicht mal eine Spinne getötet“, mit diesem Satz versucht der Armbrust-Schütze vor Gericht zu erklären, dass er eigentlich nicht gewalttätig sei. Doch am 19. Mai 2022 dringt Berkan S, mit einer Machete, einem Messer und einer Armbrust bewaffnet, in seine alte Schule in Bremerhaven ein. Mit zwei Schüssen aus der Armbrust verletzt er die Schulsekretärin lebensgefährlich. Am Landgericht Bremen wird der 21-Jährige jetzt wegen versuchten Mordes verurteilt.

Berkan S. habe sich "wie in Trance" gefühlt

„Kennen Sie mich noch? Sie waren ja auch mal frech zu mir.“, soll Berkan S. zu der Sekretärin gesagt haben, kurz bevor er mit der Armbrust auf ihren Kopf zielt, erklärt die Staatsanwaltschaft vor Gericht. Die Sekretärin überlebt den Angriff knapp. Doch die Narben und die schmerzlichen Erinnerungen an den schlimmsten Tag ihres Lebens bleiben. Beim Verlesen des Plädoyers ist das Opfer sichtlich ergriffen, muss tief durchatmen und holt ein Taschentuch aus der Tasche. Sie kann seit der Tat nicht mehr als Schulsekretärin arbeiten. Berkan S. gibt vor Gericht an, dass er sich während der Tat „wie in Trance“ und „wie in einem Videospiel“ gefühlt habe.

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Angeklagter: „Ich habe die Befürchtung, dass ich im Gefängnis untergehen würde"

Die Verteidigung gibt vor Gericht an, dass Berkan S. zum Tatzeitpunkt durch eine Depression die Konsequenzen seiner Tat nicht realisieren konnte und seine Steuerungsfähigkeit erheblich eingeschränkt gewesen sein soll. Auf RTL-Reporterin Sarina Sprengelmeyer wirkt Berkan S. während der Plädoyers zeitweise abwesend. Er gähnt mehrfach und versteckt die Hände eine Zeit lang in der Vordertasche seines Pullovers, als wäre ihm kalt.

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Kurz vor dem Urteil sagt der Angeklagte: „Ich hoffe, dass ich noch ne zweite Chance kriege“, und erklärt: „Ich habe die Befürchtung, dass ich im Gefängnis untergehen würde.“ Trotzdem wird Berkan S. zu acht Jahren wegen versuchten Mordes verurteilt und in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

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