Während Mutter mit dem Tod ringtBei Raketenangriff auf Winnyzja getötet: Familie nimmt Abschied von kleiner Liza (4)

Liza Dmitrieva wurde nur vier Jahre alt, ihr gewaltsamer Tod erschüttert Menschen auf der ganzen Welt. Das kleine Mädchen wurde bei einem Raketenangriff auf das Zentrum der Großstadt Winnyzja im Westen der Ukraine getötet. Nun ist sie im Kreise ihrer Familie beigesetzt worden. Ihre Mutter fehlte. Irina Dmitrieva kämpft im Krankenhaus um ihr Leben. Die Ärzte sind sicher: Wüsste sie vom Tod ihres Kindes, würde sie sterben.
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Mindestens 24 Tote und über 200 Verletzte nach Angriff auf Winnyzja

Artem Dmitriev schaut ein letztes Mal in das zarte Gesicht seiner vier Jahre alten Tochter Liza, die bei einem Raketenangriff auf Winnyzja getötet worden ist.
Verwandte, Freunde und Anwohner nahmen Abschied von der kleinen Liza Dmitrieva, die bei einem Raketenangriff auf Winnyzja getötet worden ist.
AP Photo/Efrem Lukatsky, AP Photo/Efrem Lukatsky, AP Photo/Efrem Lukatsky

Dutzende Angehörige, Freunde und Anwohner haben an der Beerdigung der vierjährigen Liza Dmitrieva teilgenommen, die bei einem russischen Raketenangriff in der Ukraine getötet worden ist. Das Mädchen mit Down-Syndrom starb am Donnerstag (14. Juli) nach einem Einschlag in der ukrainischen Stadt Winnyzja, bei dem mindestens 24 Menschen ums Leben kamen, darunter neben Liza noch zwei weitere Kinder im Alter von sieben und acht Jahren. Über 200 Menschen wurden verletzt.

Lizas Vater Artem Dmitriev reiste zur Beerdigung seiner Tochter aus Kiew an, die am Sonntag in der orthodoxen Kathedrale der Heiligen Verklärung in Winnyzja stattgefunden hat. Das Kind lag in einem offenen Sarg, zusammen mit Blumen und vielen Kuscheltieren. Liza hatte einen Blumenkranz im Haar, den Mund leicht geöffnet, die Augen für immer geschlossen. Videoaufnahmen zeigen den großen Schmerz der Angehörigen. Auch Priester Vitalii Holoskevych sei Medienberichten zufolge während seiner Predigt in Tränen ausgebrochen. „Wir wissen, dass das Böse nicht gewinnen darf“, sagte er demnach.

Mutter weiß nichts von Tod ihrer Tochter: "Wenn sie es wüsste, würden wir sie verlieren"

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Lizas Leiche war in den Trümmern neben einem Kinderwagen gefunden worden, den sie kurz zuvor noch geschoben hatte, wie Bilder ihrer Mutter zeigen.

Die schwer verletzte Mutter Iryna Dmitrieva konnte ihr Kind nicht auf seinem letzten Weg begleiten. Die 33-Jährige kämpft auf einer Intensivstation um ihr Leben, sie wurde mit einer Informationssperre belegt, da Ärzte befürchten, dass sie sterben könnte, wenn sie vom Tod ihrer Tochter erfährt. "Wenn sie es wüsste, würden wir sie verlieren", sagte Chefarzt Oleksandr Fomin.

Ihm zufolge verlor Iryna bei dem Angriff ein Bein und erlitt schwere innere Verletzungen der Leber, Milz sowie Verbrennungen. Lizas Großmutter Larysa Dmitryshyna sagte: “Deine Mami hat nicht einmal gesehen, wie schön du heute bist." Die Leiche des Mädchens war in den Trümmern neben einem Kinderwagen gefunden worden. Weniger als zwei Stunden vor dem Anschlag hatte ihre Mutter noch Bilder von Liza auf einem Blog veröffentlicht, die zeigen, wie das Mädchen den Kinderwagen schiebt. An der Stelle, an der das tote Kind entdeckt wurde, legten Menschen Blumen und Kuscheltiere ab.

Der siebenjährige Maksim Zharii und seine Mama Viktoriia starben laut der „BBC“ ebenfalls bei dem Raketenangriff. Die beiden wurden demnach in ihrem Heimatdorf gemeinsam beigesetzt. Ein achtjähriger Junge verbrannte demnach in einem geparkten Auto, in dem er auf seinen Onkel und seine Oma gewartet haben soll. Unbestätigten Informationen zufolge war sein Name Kirill Piachin.

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Lizas Logopädin: "Für ihre Mutter war sie der ganze Sinn ihres Lebens"

Der Angriff auf Winnyzja erschüttert das ganze Land. „As ich die Nachrichten las, wurde mir klar, dass ich dieses Mädchen kenne“; schrieb die ukrainische First Lady, Olena Selenska, bei Instagram. „Wir haben dieses schöne Mädchen getroffen, als wir ein Weihnachtsvideo gedreht haben. Ein helles, aufrichtiges, fröhliches Kind, das in Liebe aufgewachsen ist. Der kleine Racker hat es in einer halben Stunde geschafft, nicht nur sich selbst und sein festliches Kleid zu bemalen, sondern auch alle anderen Kinder, mich, die Kameramänner und den Regisseur. Kommt und schaut sie euch an, weint mit ihren Lieben.“ Dazu postete sie besagtes Weihnachtsvideo, in dem das Mädchen zu sehen ist.

"Liza war sehr fröhlich, sie kam gerne zu uns. Sie war ein sehr liebes Kind. Für ihre Mutter war sie der ganze Sinn ihres Lebens. Sie hat sie wahnsinnig geliebt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was für eine Tragödie das für die Familie ist", sagte die Logopädin Valeriia Korol, zu der Liza an dem Tag des Angriffs unterwegs war, der BBC.

Noch viele Menschen unter den Trümmern vermisst

July 15, 2022: Interior of the government offices that were attacked yesterday by the Russians in the city of Vinnytsia, Ukraine (Credit Image: © Hector Adolfo Quintanar Perez/ZUMA Press Wire) / action press
Nach dem Angriff auf Winnyzja haben viele Menschen Blumen und Stofftiere abgelegt.
ZEUS, action press, ActionPress

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland als „Terrorstaat“ bezeichnet. Die Verantwortlichen gehörten vor ein Kriegsverbrechertribunal. Die Zahl der Toten nach dem Angriff auf sei noch nicht endgültig. Die Suche nach Dutzenden Vermissten in den Trümmern gehe weiter, sagte Selenskyj. Es gebe auch viele Schwerverletzte.

Auch die Bundesregierung zeigte sich schockiert und bezeichnete den Angriff als einen "Akt der Grausamkeit". Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner sagte: "Die Stadt Winnyzja liegt weitab jeglicher Frontlinien. Der russische Angriff traf die ukrainische Zivilbevölkerung und zeigt einmal mehr, dass Russland in diesem Krieg massiv gegen die Regeln des Völkerrechts verstößt." (dpa/reuters/cwa)