Hunderte Medikamente knapp

Apotheker in der Arzneimittel-Krise: "Wir arbeiten hier am Limit"

Leere Regale: So verunsichert sind die Kunden Apotheker in der Arzneimittel-Krise
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Apotheker in der Arzneimittel-Krise
Leere Regale: So verunsichert sind die Kunden

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Haben Sie dieses Jahr auch schon in der Apotheke gestanden und ihr Medikament war einfach nicht zu bekommen? Apotheker klagen: Viele Arzneimittel werden nicht geliefert und die Kunden werden immer unfreundlicher. Aber Besserung ist nicht in Sicht - im Gegenteil, die Lage spitzt sich weiter zu. Ein Apotheker schätzt ein, wie lange die Knappheit noch andauern wird.

Lieferengpässe bei hunderten Medikamenten

Momentan herrscht in Deutschland eine echte Krankheitswelle – jeder kennt irgendwen, der gerade flachliegt. Zwar schwächt sich die Zahl der Erkrankungen aktuell ab. Angenommen werden laut RKI-Bericht insgesamt circa 6,4 Millionen akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung in der vergangenen Woche.

Wie absolut unpassend, dass es in den Apotheken momentan aus Kundensicht gefühlt drunter und drüber geht, weil es bereits seit Wochen Lieferengpässe bei hunderten Medikamenten gibt. Die Liste reicht von Schmerzmitteln über Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder bis zu Krebsmedikamenten, die einfach nicht zu bekommen sind.

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Kunden müssen sich gedulden

In der Apotheke, die von Erik Tenberken geleitet wird, fehlen aktuell 366 Medikamente – die Lage beschreibt er als dramatisch. „Meine Kollegen arbeiten wirklich am Limit“, sagt er uns. „Weil wir versuchen müssen, all die Ausfälle in irgendeiner Weise zu kompensieren, um die Patienten zu versorgen.“ Selbst Verbandsstoffe seien mittlerweile Mangelware, dabei würden die dringend in Altenheimen gebraucht.

Seine Kunden und Patienten muss der Kölner Apotheker regelmäßig um Geduld bitten: „Wir tun alles, Alternativen zu finden, um die Patienten nicht unversorgt zu lassen“, berichtet er. „Das geht bis dahin, dass wir teilweise auch versuchen, die Sachen selbst herzustellen.“ Aber das brauche eben seine Zeit, und hänge ein wenig davon ab, ob die dazu benötigten Wirkstoffe zu haben sind.

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Lieferengpässe bei hunderten Medikamenten: Die Liste reicht von Schmerzmitteln über Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder bis zu Krebsmedikamenten.
deutsche presse agentur

Krise wird sich hinziehen

Aussicht auf Besserung gibt es erst einmal nicht, so Tenberken. „Die Infektionswelle bei den Kindererkrankungen ist immer noch hoch“, weiß er. „Dazu kommt, dass die Omikron-Welle in China gerade erst anfängt.“ Von dort komme daher keine neue Ware, weil es erst mal dort gebraucht wird. Bis die Produktion dort wieder aufgenommen worden sei, bis die Sachen dann Europa erreicht haben, wird es dauern. „Die Medikamenten-Knappheit wird uns, glaube ich, uns noch einige Zeit beschäftigen.“

Aber warum ist die Knappheit in Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden nicht so gravierend? „Die haben auch Probleme“, sagt der Apotheker, „aber etwas weniger.“ Der Grund: Weil die Krankenkassen dort etwas mehr Geld in die Hand genommen haben, um Medikamente zu kaufen. Und da folge natürlich dann der Restbestand oft dem Fluss des Geldes. (ija)