Mehr als 35 Menschen vermisst

Angriff auf ukrainisches Einkaufszentrum: "Ich flog kopfüber und Splitter trafen meinen Körper"

In einem Krankenhaus liegen Überlebende des Raketenangriffs auf ein belebtes Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk am Montag. Ludmyla Mykhailets war mit ihrem Mann Mykola in einem Elektronikgeschäft einkaufen, als die Explosion sie in die Luft geschleudert habe. „Es war die Hölle“, beschreibt der verletzte Mann, während Blut durch einen Verband sickert, der um seinen Kopf gewickelt ist. Während des Anschlags sollen mehr als 1000 Menschen in dem Gebäude gewesen sein. Im Video sprechen Betroffene über den wohl schlimmsten Tag ihres Lebens.
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Nach Explosion in Mall: Mehr als 36 Vermisste

28.06.2022, Ukraine, Kremenchuk: Feuerwehrleute des Staatlichen Katastrophenschutzes beseitigen die Trümmer eines Einkaufszentrums, das nach einem Raketenangriff in Brand geraten ist. Russland schlägt nach dem Angriff auf ein ukrainisches Einkaufszentrum massive Kritik entgegen. Kiew bittet erneut mit Nachdruck um moderne Luftabwehr-Technik. Im Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Rettungsteams suchen weiter nach mindestens 35 Vermissten in den Trümmern eines Einkaufszentrums.
EL sb, dpa, Efrem Lukatsky

Auf einmal, aus dem Nichts – hatte der Raketenangriff alle Menschen im Einkaufszentrum getroffen. Mitarbeiter, aber auch Kunden. „Ich flog kopfüber und Splitter trafen meinen Körper. Der ganze Ort brach zusammen. Dann landete ich auf dem Boden und ich weiß nicht, ob ich bei Bewusstsein oder bewusstlos war“, erzählt Ludmyla Mykhailets, die jetzt im Krankenhaus liegt. „Ich habe nichts verstanden. Ich öffnete meine Augen und sah, dass ein großes Stück Schutt auf mir lag. Ich begann zu schreien „Hilf mir“. Von irgendwo kam Wasser. Das Wasser hat mich aufgeweckt.“

Kiril Zhebolovsky hatte gerade gearbeitet, als er die Explosion hörte und das Feuer sah. „Ich habe den Namen meines Freundes auf die Liste gesetzt, aber wir haben keine Information darüber, ob er lebt oder nicht“, erzählt der 24-Jährige. In einem Hotel in der Nähe der Mall stehen die Menschen Schlange. Sie wollen die Namen ihrer Angehörigen und Freunde auf die Liste setzen lassen, die sich noch unter den Trümmern befinden könnten. Rettungsteams suchen weiter nach mehr als 36 Menschen, die laut Behörden als vermisst gemeldet worden sind.

Angriff bestätigt: Russlands Ziel war Waffendepot

dpatopbilder - 27.06.2022, Ukraine, Krementschuk: Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in einem belebten Einkaufszentrum in Krementschuk, Ukraine, sehen Menschen Rauchschwaden. Nach einem russischen Raketeneinschlag in einem belebten Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk wird befürchtet, dass zahlreiche Zivilisten getötet oder verletzt wurden. Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte am Montag in einem Telegrammpost, die Zahl der Opfer sei "unvorstellbar". Er zitierte Berichte, wonach sich zum Zeitpunkt des Angriffs mehr als 1.000 Zivilisten im Einkaufszentrum befanden. Foto: Viacheslav Priadko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei dem Raketenangriff in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk sind mindestens 18 Menschen gestorben.
sei, dpa, Viacheslav Priadko

Bisher sind mindestens 18 Tote und 60 Verletzte gemeldet worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte Russland verantwortlich. Es habe sich um einen kalkulierten russischen Angriff gehandelt.

Das russische Militär habe einen Angriff auf die ukrainische Stadt Krementschuk bestätigt, bestreitet aber, dass das in Brand geratene Einkaufszentrum in Betrieb gewesen sei. Es habe einen Luftangriff auf Hallen gegeben, in denen aus den USA und Europa gelieferte Waffen und Munition gelagert worden seien, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag in Moskau mit. Die Detonation der Munition habe dann einen Brand „in einem nicht mehr betriebenen Einkaufszentrum“ in der Nähe ausgelöst.

Der russische Botschafter Dmitri Poljanskij hatte zuvor der Ukraine auf Twitter vorgeworfen, mit dem Vorfall vor dem Nato-Gipfel Mitleid erregen zu wollen.

(gsc)