Prozessauftakt in Frankfurt Illegales Autorennen mit Todesfolge? Protz-Influencer erscheint wieder nicht vor Gericht

von Leonie Dorn und Felix Fromm

Wie viel Schuld tragen drei Raser am Tod einer Frau?
Das will das Landgericht Frankfurt klären. Auf der Anklagebank sitzen drei Männer, die andere Autofahrer auf der A66 gefährdet haben sollen. Unter ihnen ist ein Influencer, der auf Social Media mit dicken Autos protzt. Doch der Prozesstag steht plötzlich auf der Kippe - und das nicht zum ersten Mal. Warum? Das erfahrt ihr im Video.

Handyvideos sollen helfen, den Unfall zu rekonstruieren

Als im Oktober 2020 eine Frau während eines illegalen Rennens tödlich verunglückt, sollen sie zu dritt gewesen sein. Doch heute beim Prozessauftakt sitzen die mutmaßlichen Raser Tim G. und Ramsy A. alleine auf der Anklagebank. Habiballah F. fehlt - erneut. Der Prozess musste bereits verschoben werden, da der im Iran lebende Angeklagte nicht aufgetaucht ist. Erst hieß es, er habe kein Visum erhalten, um nach Deutschland zu kommen. Diesmal habe er laut Staatsanwaltschaft eine Einreiseerlaubnis, doch jetzt sei er krank. Das Gericht beschließt: Der Prozess beginnt trotzdem, das Sammelverfahren wird geteilt.

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Die beiden anwesenden Angeklagten wollen heute (18. September) vor Gericht nicht aussagen. Unser RTL-Reporter ist vor Ort, als die Anklageschrift verlesen wird. Er schildert, dass Tim G. und Ramsy A. in sich gekehrt wirken. Dabei lasten die Vorwürfe der Anklage schwer. So soll der vorbestrafte Lamborghini-Fahrer Ramsy A. dem abwesenden Habiballah F. ein Handzeichen als Startsignal für ein Rennen gegeben haben - das illegale Autorennen, das möglicherweise zum Tod einer unschuldigen Frau geführt hat.

Raser-Videos im Netz zeigen den Unfall

Vor rund vier Jahren brechen Tim G., Ramsy A. und Habiballah F. in ihren Sportwagen zu einer Ausfahrt auf. Ihre PS-starken Wagen von namhaften Marken wie Porsche und Lamborghini sind in der sogenannten Carspotterszene bekannt. Die drei rasen über die A66 und sollen immer wieder andere Autofahrer links und rechts überholt haben. Sie posten die Videos von der gefährlichen Fahrt sogar im Netz.

Doch plötzlich zieht ein Pfarrer mit seinem Wagen, wohl ohne in den Rückspiegel zu schauen, auf die linke Spur. Es ist genau die Spur, auf der Habiballah F. mit seinem grünen Lamborghini angerast kommt. Der heute 33-Jährige kann nicht mehr ausweichen, kracht in die Mittelleitplanke und trifft dabei eine 71-jährige Skoda-Fahrerin. Beide Autos gehen direkt in Flammen auf. Die Seniorin stirbt noch an der Unfallstelle. Tim G. und Ramsy A. flüchten, zweiterer wird erst Monate später festgenommen.

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Staatsanwaltschaft fordert hartes Urteil

Jetzt müssen sich alle drei vor Gericht verantworten. Bis Anfang Januar soll im Prozess geklärt werden, ob die Raser für die Beteiligung an einem verbotenen Autorennen mit Todesfolge belangt werden können. „Aus meiner Sicht ist es so, dass man in diesem Fall alle Angeklagten gleich behandeln sollte. Denn wenn das gemeinsame Rennen dazu geführt hat, dass sie sich gegenseitig aufschaukeln, immer schneller fahren, dann ist diese Gefährdung für alle Verkehrsteilnehmer, auch allen Kraftfahrzeugführern zuzurechnen”, erklärt Staatsanwalt Daniel Wegerich.

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Die Tatsache, dass Ramsy A. und Tim G. geflüchtet sind, soll bei der Urteilsfällung eine Rolle spielen. Der Pfarrer, der den Unfall durch einen Fahrfehler hauptsächlich verursacht hat, musste sich bereits vor Gericht verantworten. Er wurde verwarnt. Dennoch droht den drei Rasern ein hartes Urteil. Laut Staatsanwalt Wegerich steht jeweils eine Strafe von bis zu zehn Jahren im Raum.