Diagnose Wry Nose Syndrom Kleiner Clippy sollte sterben – dank Nasen-OP darf er endlich Pferd sein

Sein Leben beginnt mit einem Todesurteil.
Clippy Naseweis kommt mit einem schiefen Maul zur Welt. Er bekommt kaum Luft, kann nicht fressen – hat keine Chance. Doch was dann geschieht, grenzt an ein medizinisches Wunder.

„Dann geht er halt in die Wurst.”

Mit sieben Monaten soll der kleine Hannoveraner-Hengst Clippy eingeschläfert werden. Diagnose: Wry Nose Syndrom – seine Nase ist um fast 90 Grad verdreht, der Oberkiefer völlig verschoben. „Er konnte nicht kauen, nicht schlucken, kaum atmen”, sagt Petra Teegen von der Pferdeklappe Norderbrarup (Schleswig-Holstein) im Gespräch mit RTL.

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Die Vorbesitzerin fordert erst 2.500 für den kleinen Hengst – als niemand zahlen will, droht sie: „Dann geht er halt in die Wurst.” Drei mutige Menschen legen zusammen, retten Clippy und bringen ihn zur Pferdeklappe. Teegen erinnert sich: „Er war völlig scheu. Kein Halfter, keine Menschenkenntnis – ein völlig rohes Fohlen.“

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Eine schwierige Operation

In der Hanseklinik in Sittensen wagt ein Team um Dr. Andrea Noguera und Dr. Olivier Brandenberger das Unmögliche: Eine mehrstündige Operation, die weltweit nur rund 20 Mal durchgeführt wurde. Der Oberkiefer wird durchtrennt, gedreht, mit Platten fixiert. Schwierigkeitsgrad laut Klinik: zehn von zehn.

 Der Oberkiefer von Clippy war 90 Grad abgewinkelt. Ohne chirurgischen Eingriff hätte das Fohlen nicht überlebt.
Der Oberkiefer von Clippy war 90 Grad abgewinkelt. Ohne chirurgischen Eingriff hätte das Fohlen nicht überlebt.
Hanseklinik für Pferde

„Die Nasenhöhle ist komplett durchgängig von beiden Seiten. Das ist natürlich jetzt eine spezielle Anatomie, die er hat, aber er kriegt eigentlich mehr als genug Luft durch die Nase, was vorher nicht der Fall war. Das heißt, er kann beschwerdefrei atmen. Und das war eigentlich auch mein Hauptziel von dieser OP”, erzählt Dr. Olivier Brandenberger im RTL-Interview. Die Klinik übernimmt die Hälfte der 30.000 Euro Kosten, den Rest finanzieren Spenden – vor allem dank Clippys Social-Media-Community. Tausende fiebern seit Monaten mit.

Von der Klinik in die Freiheit

Jetzt ist Clippy zurück bei Petra Teegen in Norderbrarup. Aus dem kleinen Hengstfohlen ist ein 15 Monate alter Wallach geworden. „Er lebt sich super ein“, sagt Teegen. Sein bester Freund: Shetlandpony Purzel. „Der ist so klein, dass er Clippy beim Spielen nicht am empfindlichen Gesicht verletzt.“

Vor zwölf Jahren gründet Petra Teegen die Pferdeklappe, eine Auffangstation für kranke oder nicht mehr gewollte Pferde.
Vor zwölf Jahren gründet Petra Teegen die Pferdeklappe, eine Auffangstation für kranke oder nicht mehr gewollte Pferde.
RTL

Noch muss Clippy lernen, was es heißt, ein Pferd zu sein. Regen, Gras, Freiheit – all das ist neu. Aber sein Herz schlägt kräftig, seine Lunge arbeitet frei – und sein Charakter ist goldwert. „Clippy heißt Clippy weil er, bis er zu uns kam, schon so viele Klippen überwinden musste”, meint Petra Teegen.

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Wenn alles gut läuft, darf Clippy bald in ein neues Zuhause ziehen. Ein Ort mit grüner Weide, liebevollen Menschen – und vielleicht sogar seinen drei Rettern. „Ich hoffe, dass eine von ihnen ihn übernimmt. Er hat es so verdient.“ Bis dahin genießt Clippy sein neues Leben. Mit gerader Nase. Und dem Blick nach vorn.