Trauriges Hunde-Schicksal geht ans Herz Blind, taub, abgeschoben! Hundebaby Ivar wurde „kaputt” gezüchtet

Der kleine Ivar ist aufgrund eines Zuchtfehlers blind und taub
Australian Shepherd Ivar ist erst fünf Monate alt und musste in seinem kurzen Leben schon einiges durchmachen
Pfotenglück grenzenlos
von Larissa Königs

Ein herzloser Züchter ist schuld, dass der kleine Ivar taub und blind ist.
Um eine bestimmte Fellfarbe zu bekommen, paarte der zwei Hunde miteinander, deren Merkmale statt zum gewünschten Effekt zu einem Gendefekt bei dem kleinen Australian Shepherd führen. Der kleine Rüde wird in ein Tierheim abgeschoben, schließlich kann man ihn nicht gewinnbringend verkaufen. Jetzt sucht Ivar trotz seiner Einschränkungen ein liebevolles Für-Immer-Zuhause.

Ivar wurde „gnadenlos entsorgt”

Eigentlich sollte ein fünf Monate alter Hund herumtollen, die Welt entdecken und abends eingekuschelt zwischen seinen Liebsten auf der Couch einschlafen. Doch all das bleibt dem kleinen Ivar bislang verwehrt: Weil er blind und taub geboren wurde, hatte sein ungarischer Züchter für ihn „keine Verwendung”, erzählt Kerstin Dittmann (37) vom Tierschutzverein Pfotenglück Grenzenlos im RTL-Gespräch.

„Das ist leider sehr oft so bei Züchtern, die an der ungarisch-rumänischen Grenze ansässig sind. Wenn die Tiere nicht dem entsprechen, was man gerade so haben möchte oder was sich gut vermarkten lässt, werden sie gnadenlos entsorgt. Da ist man nicht zimperlich.” Tiere, zu denen auch der kleine Ivar gehört.

Das Tragische: Der Züchter selbst ist verantwortlich dafür, dass der Junghund blind und taub ist. Ivar wurde regelrecht „kaputt” gezüchtet – und das nur, damit er eine besondere Fellfarbe bekommt.

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Das beliebte Merle-Gen und warum es problematisch ist

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Eine solche „Merle”-Färbung ist bei vielen Menschen beliebt, tatsächlich aber die Folge eines Gendefekts.
picture alliance / Zoonar | Frauke Scholz

Ivar sollte nämlich eigentlich gar nicht komplett weiß werden, sondern gefleckt. Der Grund: Bei Australian Shepheards und mittlerweile auch bei vielen anderen Hunderassen wünschen sich viele potenzielle Halter die „Merle”-Farbe. Dabei hat der Hund eine Musterung aus dunkleren und helleren Fellpartien, die Augen sind hell. Doch dabei gibt es ein Problem, wie Kerstin Dittmann erklärt: „Die Merle-Färbung ist im Prinzip eine Fehlbildung im Genbild. Dadurch kommen diese besonderen Zeichnungen, die ganz viele Leute supertoll finden.”

Was viele nicht wissen: Durch die hellen Augen haben die Hunde generell ein höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens zu erblinden oder Augenkrankheiten zu bekommen. Und das ist noch nicht das Schlimmste, denn wenn man zwei Elterntiere paart, die das Merle-Gen in sich tragen, können die Welpen krank werden. „Die kommen sehr oft taub oder blind oder schlimmstenfalls mit beidem zur Welt”, weiß Dittmann.

Deshalb ist die Zucht von zwei Elterntieren mit Merle-Gen in Deutschland laut dem Tierschutzgesetz auch verboten, bei der Zucht dürfen keine erblich bedingten „Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten“. In Ungarn, wo Ivar herkommt, gelten diese Vorgaben allerdings nicht.

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„Die Züchter gehen nach Profit. Die Merle-Farben lassen sich eben ganz toll verkaufen, und leider gehen viele Menschen nach der Optik. Die Nachfrage ist da, und deshalb wird das Risiko in Kauf genommen, dass Hunde wie Ivar geboren werden”, sagt Dittmann.

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So ein Zuhause braucht Ivar

Zum Glück konnte Ivar gemeinsam mit seinem Bruder gerettet werden. Jetzt sitzen die beiden Welpen gemeinsam in einem ungarischen Tierheim, wo Ivar sich gut macht. „Er orientiert sich an den anderen Hunden und ist sehr verspielt”, erzählt die Tierschützerin. Alles, was ihm jetzt noch fehlt, ist ein tolles neues Zuhause.

Ihr habt Interesse an Ivar? Diese Dinge sollten in seinem neuen Heim gegeben sein:

  • Ivar braucht einen soliden Ersthund, der ihm Halt gibt. Im Kombination mit seinem Bruder möchte Pfotenglück Grenzenlos eher ungern vermitteln, da Ivar keinen gleichaltrigen Junghund, sondern eher einen gesetzteren Partnerhund braucht, der ihm die nötige Führung bietet.

  • Die Wohnung oder euer Haus sollte ebenerdig sein.

  • Wenn Kinder im Haushalt sind, sollten sie schon älter und standfest sein, da Ivar auf einem Auge gar nichts und auf dem anderen nur Schatten erkennt.

  • Besonders toll wäre es, wenn Ivar zu jemandem kommt, der schon Erfahrung mit tauben Hunden hat.

„Und ansonsten braucht Ivar einfach Menschen, die geduldig sind. Denn es wird nicht alles auf Anhieb klappen. Aber er ist die Arbeit wert!”, so Dittmann.

Auch diese Hunde suchen noch ihr Für-immer-Körbchen

Ihr könnt Ivar nicht das perfekte Zuhause bieten, würdet aber gerne einem Hund aus dem Tierschutz die Chance auf ein neues Leben geben? Auch die folgenden Hunde von Pfotenglück Grenzenlos suchen momentan noch ein Zuhause.

Holly und Emil sind beide Kleinspitze und werden getrennt vermittelt. Emil hat es in der Vermittlung nicht leicht, da er schon 13 Jahre alt ist. Für sein Alter hat er aber keine gesundheitlichen Probleme und geht jeden Tag eine Stunde spazieren. Er wartet auf einer Pflegestelle in Dahlem auf seine neue Familie. Holly ist drei Jahre alt und lebt aktuell in einer Pflegeeinrichtung in Reinheim. Vielleicht hat sie aufgrund ihres kleinen Schönheitsmakels, einem Unterbiss, noch kein Zuhause gefunden, dabei ist ihr Blick einfach mehr als einnehmend.

Holly und Emil
Holly und Emil
Pfotenglück Grenzenlos

Django und Lina: Ihr sucht eher einen größeren Hund? Linda ist ein Labrador-Mischling, ca. 60 cm. groß und sechs Jahre alt. Wie viele schwarze Hunde wurde sie bislang leider übersehen. Dieses Problem hat Django nicht: Der Rüde, ein Maremmen-Abruzzen-Schäferhund-Mischling aus Griechenland ist strahlend weiß. Leider hatte er durch einen Zeckenbiss Ehrlichiose, was möglicherweise in ein paar Jahren zu Problemen führen könnte. Gibt ihm trotzdem jemand eine Chance?

Django und Lina
Django und Lina
Pfotenglück Grenzenlos

Falls ihr Interesse habt, wendet euch direkt an den Tierschutzverein Pfotenglück Grenzenlos.