Folgen im Erwachsenenleben

Toxische Eltern gehabt? Psychologen erklären, was das mit Erwachsenen macht

Orientierungslosigkeit: Für Jugendliche kann sie langfristig zum Problem werden.
Wurde euch als Kindern immer die Schuld gegeben oder ihr wurdet vernachlässigt? Das prägt auch noch als Erwachsene.
Annette Riedl/dpa/dpa-tmn
von Larissa Königs

Nicht jeder Mensch hat das Glück, mit liebevollen Eltern aufzuwachsen.
Manch einer erfährt in Kindheit und Jugend Vernachlässigung, andere werden stark kontrolliert, wieder andere immer wieder niedergemacht. Das hat Folgen bis ins Erwachsenenleben. Welche das sind und was typische Verhaltensweisen bei Menschen sind, die als Kinder in einem toxischen Umfeld aufgewachsen sind, wissen die Psychologen Lukas Klaschinski und Stefanie Stahl.

Was sind toxische Verhaltensweisen bei Eltern?

Viele Eltern sind sich, so Psychologe Lukas Klaschinski, gar nicht darüber im Klaren, dass ihre Erziehung ungesund oder toxisch ist. „Viele Eltern meinen es zwar gut, aber machen trotzdem Sachen, die wahnsinnig schädlich sind. Manchmal ist es bewusst, manchmal unbewusst”, so Klaschinski im RTLplus-Podcast „So bin ich eben”.

Dabei gebe es viele Verhaltensweisen, die toxisch sind oder sogar missbräuchlich. Dazu zählen:

  • psychologische Manipulation

  • emotionale Erpressung

  • übermäßige Kontrolle

  • dauerhafte Kritik / Abwertung

  • Vernachlässigung

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Welche Folgen hat das im Erwachsenenleben?

Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene würden Scham empfinden, wenn sie auf ihre Kindheit zurückschauen, die von toxischer Erziehung geprägt war. „Die beziehen das dann auch auf sich, sagen, ‚Oh Gott, ich habe das widerfahren lassen‘ oder ‚Ich habe erst so spät erst gemerkt, dass das nicht normal ist‘”, so Klaschinski.

Konkrete Folge von manipulativen, emotional abwesenden, narzisstischen oder schlicht überforderten Eltern sei laut Psychologin Stefanie Stahl, dass Erwachsene zu bemüht sind und sich selbst die Verantwortung für die Emotionen und das Verhalten anderer Menschen geben. „Das geschieht natürlich sehr, sehr unterbewusst.” Woher kommt das?

Stahl: „Wenn zum Beispiel ein Kind erlebt, dass die Mama schwach ist und häufig deprimiert ist, bemüht sich das Kind dann ganz doll , die Mutter zu stützen, bei ihr zu sein, sie vielleicht aufzuheitern.” Das sei für Kinder auch ein sinnvoller Umgang mit emotional instabilen Eltern. Aber: „Im Erwachsenenalter und in anderen Beziehungen, wo das ja gar nicht mehr nötig ist, richtet sich das dann stark gegen einen selbst”, so Stahl weiter. Heißt: Wir geben UNS die Verantwortung, wenn andere wütend oder traurig sind.

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Des Weiteren fehle Menschen, die keine gesunde Erziehung erleben durften, oft eine innerliche emotionale Stabilität. Das heißt? „Kinder können sich nicht abschauen, was es bedeutet, gesund mit seinen Emotionen umzugehen. Sie müssen das aus sich heraus entwickeln”, erklärt Klaschinski. Es fällt Erwachsenen dann schwer, mit Trauer oder Wut richtig umzugehen. Einfach, weil sie es nie gelernt haben. Das könne man zwar auch noch als Erwachsener – dann ist es aber deutlich schwieriger.

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Kontakt abbrechen? Das solltet ihr laut Psychologen beachten

Manchmal könne man Probleme aus der Kindheit noch aufarbeiten, allerdings nicht immer. Dann stellt sich vielen Menschen die Frage: Sollte ich den Kontakt lieber ganz abbrechen? Aber was, wenn der Elternteil schon alt ist und ich Angst habe, mir später Vorwürfe zu machen?

Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski erklären im Podcast anhand eines Beispiels, wie sie damit umgehen würden.

Und noch eine Sache: Wenn ihr euch in den Schilderungen wieder erkennt, ist es ganz wichtig, dass ihr euch klarmacht, dass ihr dafür keine Schuld tragt. Klaschinski: „Was  alle toxischen Verhaltensweisen im Kern gemein haben, ist, dass die Eltern eigentlich nicht für ihren Job die Verantwortung übernehmen.”