Familienberaterin berichtet aus der Praxis „Du enttäuschst mich!" Sieben Sätze, die narzisstische Eltern enttarnen können

Violent mother yelling at daughter
Wann ist es noch gute Erziehung, wann ist es toxisch? Eine Frage, die nicht immer einfach zu beantworten ist
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von Lauren Ramoser

Deinetwegen geht es mir schlecht!
Oftmals sagen Eltern Sätze, die ihren Kindern ein schlechtes Gefühl vermitteln. Doch wann sind diese Sätze so toxisch, dass sie Eltern als Narzissten enttarnen? Familienberaterin Ruth Marquardt nennt Beispiele und erklärt, welche Auswirkungen dieses Verhalten auf Kinder haben kann.

Was zeichnet narzisstische Eltern aus?

Wer narzisstisch ist, sieht sich selbst im Mittelpunkt. Die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt erklärt im Gespräch mit RTL, dass das vor allem in der Elternrolle eine schwierige Eigenschaft darstelle: „Sie [Narzissten, Anm. d. Red.]kennen genau die Schwachstellen, an denen sie bei ihren Kindern ansetzen müssen, um diese zu demütigen. Nach außen zeigen sie sich häufig sehr bezaubernd, charmant, eloquent und sind Meister des Schauspiels“, weiß die erfahrene Familienberaterin.

Der Bruch sei vor allem im eigenen Zuhause groß. „In den eigenen Wänden sind sie dann herzlos, oft auch laut oder verbal oder körperlich brutal“, sagt Marquardt. Für Außenstehende sind narzisstische Eltern demnach nur schwer zu erkennen. Doch es gibt Sätze, anhand derer Kinder auch Jahre später das Verhalten ihrer Eltern richtig einordnen können.

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Das sind typische Sätze narzisstischer Eltern

Was all diese Beispielsätze gemein haben, ist, dass sie Kindern ein schlechtes Gefühl geben. Sie sollen vermitteln, dass das Verhalten des Kindes nie gut genug ist und die Eltern enttäuscht sind.

  • „Schau, was du mir angetan hast.“

  • „Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich ganz sicher Karriere machen können. Ich habe alles für dich geopfert.“

  • „Warum bist du nur immer gleich so empfindlich?“

  • „Du bringst mich noch ins Grab.”

  • „Kein Wunder, dass du keinen Partner findest.“

  • „Was hast du nur an – du hast offensichtlich keinen Geschmack!“

  • „Du bist für mich eine solche Enttäuschung.“

Doch nicht allein diese Sätze seien sehr verletzend, erklärt Ruth Marquardt. „Der Blick und die Körperhaltung ist gerade bei Vätern oft drohend und überlegen, der leidende Blick der Mutter ist häufig sogar noch schlimmer“, sagt sie. Und das kann schwere Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes haben.

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Welche Auswirkungen hat das auf Kinder?

Ruth Marquardt sieht die schwerwiegenden Auswirkungen immer wieder in ihrer Beratungspraxis. „Es fällt solchen Kindern schwer, mit einem gesunden Selbstwert groß zu werden. Sie neigen dazu, perfektionistisch zu sein, weil sie gelernt haben: Nur durch Leistung kann ich mir so etwas wie Liebe verdienen“, erklärt sie.

Typisch sei auch, dass betroffene Menschen ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse unterordnen – und das bis zur totalen Erschöpfung. Und auch auf eigene Beziehungen zu anderen Menschen wirke sich das toxische Verhalten der Eltern aus.

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„Es fällt ihnen schwer, wirklich vertrauensvolle Beziehungen zu führen. Sie entschuldigen sich zu häufig. Oder sie ahmen ihre Eltern unbewusst nach, werden gewissermaßen selbst zu Tätern, die andere beschuldigen und abwerten“, ordnet Marquardt ein.

Dieser Artikel erschien bereits 2023 und wurde danach redaktionell bearbeitet.