Forscherin ist sich sicherWarum wir vor Krebs bald keine Angst mehr haben müssen

Krebs – fünf Buchstaben mit enormer Macht. Ein einziges Wort, das bei vielen Menschen ein Gefühl großer Beklommenheit auslöst.
Dabei geht es um die Angst vor einer Krankheit, die scheinbar jeden treffen kann. Und um die Angst vor Therapien, die oft genauso furchteinflößend sind wie die Krankheit selbst.
Es ist auch die Angst vor den Therapien
Doch es gibt Hoffnung. Denn Dr. Hanna Heikenwälder, Molekularbiologin und vierfache Mutter, rüttelt mit ihrem Buch „Krebs – Das Ende einer Angst“, das am 19. Februar 2025 erscheint, an unserem Krebsverständnis und zeigt neue Wege im Umgang mit der Krankheit auf.
„Die meisten Menschen fürchten Krebs mehr als jede andere Krankheit“, sagt die 38-Jährige Forscherin im Interview. „Aber es ist nicht nur die Angst vor Krebs oder vor dem Sterben, sondern auch die Angst vor dem, was Krebstherapien wie Chemo und Bestrahlungen in unserem Körper anrichten.“

Krebs neu denken: Wir brauchen Prävention statt Panik!
Heikenwälder, die an der Universität Tübingen zum Thema Altern und Krebs forscht, plädiert für einen neuen Ansatz: „Um Krebs in den Griff zu bekommen, müssen wir vollkommen anders an die Sache herangehen als bisher. Wir wissen inzwischen sogar, wie dieser Ansatz gelingen kann.“
Dabei gehe es nicht darum, Krebs komplett auszurotten – ein Ziel, das laut Heikenwälder allein wegen der Natur der Krankheit wohl unerreichbar bleiben werde.
Vielmehr gehe es darum, die Entstehung von Krebs so zu verlangsamen, so dass die Krankheit im Laufe des Lebens nicht mehr als unheilbar in Erscheinung trete. Und darum, ihn frühzeitiger zu diagnostizieren und besser – vor allem „gezielter“ – zu behandeln.
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Krebserregende Stoffe spielen geringere Rolle
Was viele nämlich nicht wissen: Wir haben einen größeren Handlungsspielraum in der Krebsprävention, als wir vielleicht annehmen. Laut Heikenwälder entstehen nur etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebserkrankungen durch angeborene Gendefekte, die restlichen 90 bis 95 Prozent sind auf genetische Veränderungen zurückzuführen, die wir im Laufe unseres Lebens erwerben.
Dabei würden sogenannte Karzinogene – also Krebs auslösende Stoffe – eine geringere Rolle spielen als lange angenommen.
Viel wichtiger seien die krebsfördernden Einflüsse, die das Überleben und Wachstum von Zellen mit genetischen Schäden erleichtern.
Dein Körper, deine Verantwortung: Krebsprävention im Alltag
Die gute Nachricht: Genau diesen Einflüssen können wir entgegenwirken. Heikenwälder nennt vier einfache, aber wirkungsvolle Ratschläge:
Gesundes Körpergewicht und regelmäßige Essenspausen: Besonders nächtliches Snacken könne zu Stoffwechselstörungen und Übergewicht führen, was wiederum die Krebsentstehung fördere. „Abends haben wir eine schlechtere Blutzuckerkontrolle als morgens. Es kommt also abends und nachts zu einer stärkeren Insulinausschüttung, der Blutzucker bleibt deutlich länger erhöht und Nahrungsenergie wird vermehrt als Fett in unserem Körper eingelagert“, erklärt Heikenwälder.
Täglicher Sport: Bewegung hilft, das Immunsystem zu stärken.
Verzicht auf industrielle Nahrungsmittel, Zucker, Alkohol und Zigaretten - all das könne Entzündungen im Körper fördern.
Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, die frühzeitige Erkennung ist entscheidend.
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Wie ist das bei euch?
Die Resultate der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Das Immunsystem ist der Schlüssel zur Krebsbekämpfung
Krebs entsteht, wenn es Tumorzellen gelingt, die körpereigenen Schutzmechanismen zu überwinden. Das Immunsystem spielt dabei eine entscheidende Rolle. „Das letzte und wichtigste dieser Netze ist unser eigenes Immunsystem – und gerade das können wir durch unsere Lebensweise sehr stark beeinflussen“, betont Heikenwälder.
Moderne Krebstherapien setzen daher verstärkt darauf, den Fokus des Immunsystems wieder auf die Krebszellen zu richten.
„Das Immunsystem kann Krebszellen erkennen und vernichten. Diese Funktion übernimmt es unser Leben lang, ohne dass wir es mitbekommen“, sagt Heikenwälder im Interview mit RTL. „Wenn in unserem Körper ein bösartiger Tumor wächst, dann ist er dem Immunsystem durch seine vielen genetischen Veränderungen bereits entkommen. Er hält sich also vor dem Immunsystem versteckt. Das Ziel aller ‚Immuntherapien‘ besteht also darin, das Immunsystem wieder auf einen Tumor zu richten.“
Hoffnungsschimmer: Personalisierte Medizin und mRNA-Impfungen
Ein vielversprechender Ansatz sei die personalisierte Medizin, insbesondere die Immuntherapie in Kombination mit gezielten Wirkstoffen. Auch mRNA-Impfungen fallen in diesen Bereich. Sie seien jedoch nicht prophylaktisch, sondern kommen erst bei einer manifesten Krebserkrankung zum Einsatz.
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„Weil die Krebszellen und ihre Mutationen von Patient zu Patient verschieden sind, müssen diese Impfung für jeden Krebspatienten maßgeschneidert werden“, erklärt Heikenwälder. „Für die Herstellung der mRNA-Impfung wird dann eine Probe ihres Tumors entnommen und genetisch untersucht. Dann werden etwa 20 bis 30 der vielversprechendsten Tumor-Antigene ausgewählt, das sind meistens mutierte Proteine innerhalb des Tumors, und Ihre Baupläne werden in Form von mRNA in einer Impfung injiziert.“
Was wir von Elefanten lernen können
Auch die Forschung an Tierarten, die eine hohe Krebsresistenz aufweisen, kann uns wertvolle Erkenntnisse liefern. Elefanten beispielsweise besitzen 19 Extra-Kopien des p53-Gens, das eine wichtige Rolle bei der Reparatur von DNA-Schäden spielt. „Die Wiederherstellung oder das Wiedereinbringen von intakten p53-Genen oder Proteinen ist tatsächlich etwas, das momentan intensiv erforscht wird“, weiß die Expertin.
Was nötig ist: Mehr Eigenverantwortung und Aufklärung
Heikenwälder wünscht sich für die Zukunft eine Gesellschaft, in der Gesundheit einen höheren Stellenwert einnimmt.
„Ich finde es wichtig, dass Kinder lernen, wie man auf sich und seinen Körper Acht gibt und wie man ihn vor Krankheiten schützt“, sagt sie uns. „Ideal wären in diesem Zusammenhang sogenannte ‚Schulkrankenschwestern‘ – oder anders betitelte Gesundheitsexperten an Schulen, die auch männlich sein können –, die Kinder bei der ‚Selbstfürsorge‘ unterstützen und sie bei Bedarf an weitere Experten wie Ärzte, Psychologen oder Ernährungsberater vermitteln.“
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Auch der Gesetzgeber könnte einen Beitrag leisten, indem er eine gesunde Lebensweise mehr belohnt und Krebs fördernde Verhaltensweisen stärker sanktioniert. „Man könnte zum Beispiel Süßigkeiten-Werbung für Kinder verbieten oder den Verkauf von Produkten mit einem bestimmten Zuckeranteil an Kinder, wie beispielsweise Softdrinks“, schlägt sie vor.
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