Viele Patienten erreichen niemanden mehr!

„Keiner geht ans Telefon” – was ist los bei „DrSmile“?

Eine Frau hält eine durchsichtige Zahnschiene in den Händen.
„DrSmile” wirbt mit Versprechen wie „gerade Zähne für nur 33 Euro pro Monat“ auf Plattformen wie Instagram und TikTok. Jetzt erreichen zahlreiche Patienten niemanden mehr. Woran kann das liegen?
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Vielen „DrSmile“-Kunden dürfte das Lachen gründlich vergangen sein!
Seit Wochen erreichen zahlreiche Patienten niemanden mehr bei dem bekannten gewerblichen Zahnschienen-Anbieter. Doch was steckt dahinter? Das Unternehmen wurde verkauft – zieht sich die Firma jetzt womöglich komplett aus Deutschland zurück, so wie es bereits im vergangenen Jahr in Österreich der Fall war? RTL hat nachgeforscht!

„DrSmile“ nicht mehr in Österreich vertreten! Und bei uns?

Schönere Zähne zum günstigen Preis – wer wünscht sich das nicht?

Mit diesem Versprechen werben gewerbliche Zahnschienen-Anbieter „DrSmile“ im Internet. Dabei sollen die durchsichtigen Zahnschienen, auch Aligner genannt, die Zähne der Patienten geraderücken – inzwischen hat „DrSmile“ nach eigenen Angaben „über 150.000 Kunden“ behandelt. Immer wieder wurde in der Vergangenheit aber auch Kritik am Produkt laut, nicht alle Patienten meldeten positive Ergebnisse – auch RTL berichtete über solche Erfahrungen. Verbände wie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung warnten vor den Zahnschienen aus dem Internet für wenig Geld.

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In Österreich hat der Zahnschienen-Anbieter im September 2024 dicht gemacht!

„Der Online-Anbieter für Zahnschienen zieht sich nach vielen Beschwerden über fehlende Fachbetreuung, Gesundheitsprobleme und aggressive Verkaufspraktiken aus Österreich zurück“, heißt es auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales in einer Mitteilung vom 6. November 2024 dazu. Zuvor hatte sich „DrSmile“ bereits aus Polen verabschiedet. Jetzt scheint es auch hierzulande Probleme zu geben: Seit Wochen erreichen deutsche Kunden den Anbieter immer schlechter.

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Patientin verzweifelt: „Erreiche niemanden mehr“

Betroffene tauschen sich in Foren, bei Social Media und in Facebook-Gruppen aus. „Ich erreiche niemanden mehr! Keiner geht ans Telefon, auf E-Mails und Nachrichten reagiert auch keiner. Dabei muss ich meine Retainer nachbestellen“, berichtet eine verzweifelte Kundin uns. Auf RTL-Anfrage beim Unternehmen wird schnell klar, dass hier tatsächlich etwas nicht stimmen könnte: Seit Wochen laufen wir bei „DrSmile” ins Leere.

„Genauso geht es wohl einigen Kunden, die sich in laufenden Behandlungen befinden“, schildert die Patientin weiter.

Mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass der Aligner-Anbieter „DrSmile“ an die spanische Impress Group übergegangen ist. Das Versprechen von „DrSmile“ lautete nach dieser Ankündigung damals auf der eigenen Instagram-Seite: „Bald können wir unseren Kund*innen gemeinsam eine noch bessere Erfahrung bieten“. Versprochen wurde außerdem „kontinuierliche Betreuung und medizinische Unterstützung“.

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Video-Tipp: RTL-Reporterin undercover bei „DrSmile“

„Zeigt schon, dass es wirtschaftlich bergab geht“

Tatsächlich ist der Anbieter seitdem für viele Kunden kaum noch zu erreichen! Was sagen Fachleute dazu?

„Allein in Berlin haben sich die Standorte Belegpraxen von ,DrSmile’ in den letzten Monaten halbiert. Das zeigt schon, dass es wirtschaftlich bergab geht und auch der Verkauf des Unternehmens spricht eine klare Sprache“, erklärt Dr. Hans-Jürgen Köning vom Berufsverband der Kieferorthopäden Deutschland im RTL-Interview. Auch in Düsseldorf und Hamburg sei das Angebot des Anbieters bei den Partnerpraxen stark zurückgegangen. „Mein Verdacht ist, dass sich das Geschäftsmodell DrSmile so langsam ausläuft“, führt der Verbands-Chef weiter aus. „Sicherlich haben die Patienten inzwischen auch festgestellt, dass ihre kieferorthopädische Behandlung in den Händen eines Fachzahnarztes besser aufgehoben ist“, so die Meinung des Vorsitzenden.

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Teil des gezahlten Pauschalpreises zurückbekommen? Expertin klärt auf!

Und: Mittlerweile landen immer häufiger Kunden-Beschwerden bei offiziellen Stellen.
„Die Fälle aus den Beratungsstellen vor Ort erreichen uns nicht immer, deswegen kann ich nur von den Beschwerden sprechen, die wir hier im Projekt gesammelt haben. Das sind mittlerweile sieben Beschwerden zur schwierigen Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen“, erklärt Gesa Schölgens von der Verbraucherzentrale NRW. Was können betroffene Patienten tun, die niemanden mehr vor Ort erreichen?

„Wenn die Behandlung stockt, beziehungsweise keine Kontaktaufnahme zu ,DrSmile’ möglich ist, gibt es eventuell die Möglichkeit, einen Teil des gezahlten Pauschalpreises zurückzuerhalten. Sofern die Betroffenen nicht die Gesundheitsrechtsberatung der Verbraucherraucherzentralen in Anspruch nehmen können, sollten sie einen Anwalt, bestenfalls für Medizinrecht, aufsuchen“, rät Schölgens. Zu beachten sei, dass Betroffene, die keine Rechtsschutzversicherung haben und damit das Prozesskostenrisiko tragen, im Falle eines gerichtlichen Verfahrens mit einem Großteil der Kosten in Vorleistung treten müssten.

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Ihr erreicht bei „DrSmile“ niemanden mehr? Meldet euch bei der Zahnärztekammer!

Ihr seid betroffen? Dann zieht im Beschwerdefall auch immer die zuständige Zahnärztekammer hinzu.

„Bei der Zahnärztekammer Nordrhein hat man zum Beispiel schon eine Vielzahl solcher Beschwerden zu ,DrSmile’ gesammelt. Das erhöht mindestens den Druck auf die beteiligten Partnerpraxen“, erklärt die Verbraucherschützerin abschließend.

RTL konfrontierte das Unternehmen mehrfach mit Fragen rund um die Erreichbarkeit für seine Kunden. Alle Anfragen blieben unbeantwortet.