„Finger davonlassen“ Zahnarzt warnt! Diese sechs Wellness-Trends schaden unserem Gebiss

young woman brushing her teeth with a black tooth paste with active charcoal, and black tooth brush on white background, and showing thumbs up
Aktivkohle-Zahnpasta gehört zu den beliebten Zahn-Trends! Wir sollten sie jedoch laut Zahnmedizinern besser nicht täglich nutzen.
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Schöne und vor allem gesunde Zähne, wer will das nicht? Deswegen gehören Saftkuren, Ölziehen und die Nutzung von Aktivkohle-Zahnpasta wohl zu beliebten Zahn-Wellness-Trends. Doch Zahnmediziner warnen davor, dass die Zähne dadurch ernsthaft geschädigt werden können. Von welchen Wellness-Trends ihr „besser die Finger lassen“ solltet – und wie ihr euren Zähnen stattdessen etwas Gutes tun könnt, verrät Zahnarzt Dr. Harald Holzer im Gespräch mit RTL.

Zahnarzt warnt vor gefährlichen Wellness-Trends für die Zähne

Zähne mit Holz- oder Torfkohle einreiben, Öle schlucken und Apfelessig trinken – wir tun einige ziemlich seltsame Dinge im Namen der Schönheit. Befürworter argumentieren, dass zum Beispiel Öl den Körper reinigt, Zitronenwasser das Immunsystem ankurbelt und Holzkohle die Zähne strahlend weiß hinterlässt.

Doch Zahnarzt Dr. Harald Holzer warnt davor, derartigen Wellness-Trends exzessiv und ständig nachzugehen. Sie können der Zahngesundheit damit nämlich auch einen großen Schaden zufügen.

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Dr. Harald Holzer
Zahnarzt Dr. Harald Holzer ordnet die Wellness-Trends für die Zähne ein.
Constanze Overhoff, Constanze Overhoff

Vorsicht! Arzt erklärt, warum diese sechs Wellness-Trends schlecht für die Zähne sind

„Wenn wir mit diesen Mitteln versuchen, unser Lächeln immer noch weißer und strahlender zu machen, können wir unserem Gebiss ernsthaft schaden“, warnt Dr. Holzer im RTL-Interview. Dabei sind ihm vor allem diese sechs Trends ein Dorn im Auge:

  • Apfelessig-Shots: „Saures mögen die Zähne und damit auch wir Zahnärzte gar nicht. Die im Apfelessig enthaltene Säure ist ein Problem, weil sie den Zahnschmelz angreift. Die Säure entzieht dem Schmelz Kalzium und der kann dadurch leichter von kariesverursachenden Bakterien angegriffen werden – besonders im Zahnhalsbereich“, warnt der Zahnarzt. Von Apfelessig-Shots sei also aus zahnmedizinischer Sicht eher abzuraten. Aus seiner Sicht sei es stattdessen ratsam, einen Apfel zu essen.

  • Öl als Mundspülung: „Öl hat keine Wirkung auf die Zähne, kann aber bei Zahnfleischentzündungen im einen oder anderen Fall helfen. Wer also eine akute Zahnfleischentzündung hat, der kann zum Beispiel mit Minzöl durchaus einen Erfolg erzielen. Es sollte aber bei anhaltenden Beschwerden der Zahnarzt eingeschaltet werden. Doch bei gesundem Zahnfleisch sind Öl-Spülungen als Prävention nicht notwendig. Am wichtigsten bleibt, die Plaque auf den Zähnen täglich gründlich entfernen und eine gesunde Ernährung – mehr braucht ein gesundes Gebiss nicht“, rät der Experte.

  • Zitronensaft trinken – „Beim Zitronensaft haben wir wieder die Säure-Problematik. Der Wirkungsmechanismus ist der Gleiche wie bei Apfelessig-Shots und für den Schmelz daher gefährlich, weil er entmineralisiert wird. Man muss deswegen aber nicht auf den Zitronensaft verzichten, es reicht den Gehalt an purem Zitronenwasser zu reduzieren“, so Dr. Holzer.

Wie sehr ein solcher Wellness-Trend schiefgehen kann, hat Dr. Holzer selbst schon gesehen. Einer seiner Patienten habe mal über ein halbes Jahr täglich seine Frontzähne mit einer Zitronenscheibe eingerieben. Daraufhin konnten seine Zähne leider nur noch überkront werden, schildert der Zahnarzt.

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"Aktiv-Kohle-Zahnpasta sollte auf keinen Fall täglich benutzt werden"

  • Trinken großer Mengen Fruchtsaft – Fruchtsäfte werden in Deutschland in großen Mengen getrunken, dagegen ist auch nichts zu sagen, wenn sie nicht dazu benutzt werden, um den Durst zu löschen. „Lieber mit Mineralwasser den Durst löschen. Fruchtsäfte sind nicht nur schlecht für die Zähne, weil sie durch die Fruchtsäure ein saures Getränk sind, sondern auch Dickmacher“, warnt Dr. Holzer. Der Zahnarzt rät zum Konsum von verdünnten Fruchtsäften, weil auch dem Mediziner bewusst ist, dass es wenig Spaß macht, immer nur Wasser zu trinken. Ein paar Spritzer Fruchstaft dürfen also ins Wasserglas.

  • Konsum von Milch-Alternativen (Hafermilch/Sojamilch/Mandelmilch): „Gegen Milch-Alternativen ist nichts einzuwenden, man muss allerdings berücksichtigen, dass wir für unsere Knochen und unsere Zähne Kalzium benötigen. In den Milch-Alternativen fehlt das Kalzium jedoch! Durch Tabletten und kalziumhaltige Lebensmittel kann man Kalzium trotzdem zuführen. Insbesondere bei Sojamilch hat man jedoch beobachtet, dass die Bakterien im Mund verstärkt Säure produzieren und damit den Schmelz angreifen.“

  • Aktivkohle-Zahnpasta: „Selbst bei einer von unseren neuen Mitarbeitern ist diese spezielle Zahnpasta sehr beliebt. Aktivkohle-Zahnpasta sollte jedoch auf keinen Fall täglich benutzt werden, weil die starken Abrasivstoffe mechanisch den Zahnschmelz abtragen“, warnt der Zahnmediziner. „Bei richtigen Verfärbungen muss man tatsächlich mit Perlweiß oder Aktivkohle-Zahnpasta arbeiten, um die Oberfläche zu reinigen. Das machen wir in der Zahnarztpraxis genauso. Alle zwei Wochen ist das auch kein Problem. Aber besser nicht öfter!“ Im täglichen Gebrauch sei stattdessen eine handelsübliche Zahnpasta absolut ausreichend.

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Zahnarzt mit echten Wellness-Tipps für die Zähne, die nur pflegen und nicht schaden!

Doch welche unproblematischen Wellness-Tipps für die Zähne hat der Zahnmediziner? Der erfahrene Zahnarzt hat vier konkrete Tipps für RTL auf Lager:

  1. Mund zwischendurch ausspülen oder Zähne putzen
    Wenn wir säurehaltige Lebensmittel zu uns nehmen, oder Süßigkeiten, die sich in den Zwischenräumen einnisten, sollten wir unseren Mund danach ausspülen, oder zwischendurch die Zähne putzen, rät der Zahnarzt. Dann normalisiert sich der pH-Wert im Mund wieder. Und der Konsum der kritischen Lebensmittel ist kein Problem. Denn die Zähne können sich in der Zwischenzeit wieder davon erholen.

  2. Zahnseide und Interdentalbürsten nutzen
    Zahnzwischenräume sind im jugendlichen Alter geschlossen, wenn man älter wird, werden die Zwischenräume leider immer größer. Hier setzen sich gerne Essensreste fest. „Nutzen Sie Zahnseide und Interdentalbürsten, um Ihre Zahnzwischenräume zu pflegen“, rät der Fachmann. Hier sei es ratsam, sich in der Haus-Zahnarztpraxis von einer den Einsatz der Hilfsmittel genau erklären zu lassen. Denn: Jedes Gebiss ist ein wenig anders.

  3. Wer viel Karies hat, mehr Prophylaxe-Termine vereinbaren!
    Geht häufiger zur Prophylaxe in die Zahnarztpraxis eures Vertrauens, wenn ihr häufig Karies habt, rät Dr. Holzer. Hier könne man der genauen Ursache besser auf den Grund gehen und mögliche Fehler beim Zähneputzen korrigieren. Auch die professionelle Zahnreinigung sei in regelmäßigen Abständen zu empfehlen und Wellness für die Zähne.

  4. Zungenbürste benutzen
    Auch auf der Zunge sammeln sich täglich zahlreiche Bakterien, die sich letztlich auch auf die Zähne setzen und das Zahnfleisch angreifen können, erklärt der Experte. Daher sollten wir gelegentlich mit einer Zungenbürste arbeiten und das faszinierende Organ reinigen, anstatt es zu vernachlässigen.

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