Drei weibliche Geiseln aus Gaza-Hölle befreitIn Israel wurden sie von ihren Müttern in die Arme genommen!

Drei Frauen können aufatmen!
Die ersten drei israelischen Geiseln sind gegen Palästinenser ausgetauscht worden. Frieden ist aber noch lange nicht in Sicht. Am 471. Tag des Gaza-Krieges ist zeitgleich eine Waffenruhe in Kraft getreten - nach mehr als 15 Monaten Krieg mit Zehntausenden Toten.

Waffenruhe in Gaza soll sechs Wochen halten

Drei Geiseln im Gazastreifen sind von der Hamas freigelassen und nach Israel zurückgebracht worden. Die Frauen sind die ersten der 33 Verschleppten, die im Zuge der zunächst sechswöchigen Waffenruhe freikommen sollen. Im Gegenzug leitete Israel die Entlassung 90 palästinensischer Frauen und Minderjähriger aus der Haft ein.

In der ersten von drei Phasen einer unter Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA ausgehandelten Vereinbarung sollen 1.904 palästinensische Häftlinge im Austausch für die Geiseln freikommen. Ob ein dauerhaftes Ende der Kämpfe erreicht werden kann, hängt von Verhandlungen über besonders strittige Punkte ab, die in gut zwei Wochen beginnen sollen.

Die drei Frauen waren mehr als 15 Monaten in der Gewalt der Hamas

Bei den ersten freigelassenen Geiseln handelt es sich um die Zivilistinnen Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31). Sie wurden von bewaffneten Hamas-Mitgliedern an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und dann der israelischen Armee übergeben. In Israel wurden sie von ihren Müttern in die Arme genommen. Anschließend sollten die Frauen in ein Krankenhaus bei Tel Aviv geflogen werden.

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Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf das Rote Kreuz, dass die drei Frauen zumindest physisch insgesamt in guter Verfassung waren. Darauf deuteten auch erste vom Militär veröffentlichte Videoausschnitte hin.

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Geiseln wurden am 7. Oktober 2023 verschleppt

Terroristen hatten die drei jungen Frauen während des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem im Gazastreifen festgehalten. Romi Gonen wurde vom Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen entführt und dabei verletzt. Der Vater der 24-Jährigen sagte der Nachrichtenseite ynet vor der Freilassung, die Familie habe mehr als 11.000 Stunden auf diesen Moment gewartet.

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Die beiden anderen Frauen wurden aus ihren Häusern im Kibbuz Kfar Aza als Geiseln entführt. Doron Steinbrecher besitzt zusätzlich die rumänische Staatsangehörigkeit. Emily Damari hat neben der israelischen auch die britische Staatsbürgerschaft. «Die heutige Freilassung von drei Geiseln ist eine wunderbare und längst überfällige Nachricht nach monatelangen Qualen für sie und ihre Familien», erklärte der britische Premierminister Keir Starmer.

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Biden begrüßte Beginn der Geiselfreilassungen

Der scheidende US-Präsident Joe Biden würdigte die Freilassung der Geiseln und die Waffenruhe als wichtigen Schritt. Um die Waffenruhe aufrechtzuerhalten, seien jedoch «Beharrlichkeit, anhaltende Unterstützung für unsere Freunde in der Region und der Glauben an Diplomatie, gestützt durch Abschreckung» notwendig, fügte er hinzu. Auch die Forderung von Bidens Nachfolger Donald Trump, dass die Geiselfreilassungen vor seiner Amtseinführung am Montag beginnen müssten, weil sonst «die Hölle losbrechen» werde, dürfte zur Einigung beigetragen haben.

Hilfslieferungen für notleidende Gaza-Bewohner

Mit dem Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen liefen dort nach Angaben örtlicher Sicherheitskräfte auch verstärkte Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung an. Arabischen Medienberichten zufolge waren knapp 200 Lastwagen auf dem Weg in das Palästinensergebiet. Auf Fernsehbildern waren bereits leere Lastwagen zu sehen, die nach Ägypten zurückkehrten, nachdem sie ihre Ladung im Transitbereich abgeladen hatten.

Die humanitäre Lage war in Gaza schon vor Kriegsbeginn im Oktober 2023 schlecht und hat sich durch Israels massive Bombardierungen dramatisch verschärft. Mehr als 90 Prozent der gut zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens leiden nach UN-Angaben starken Hunger. Es fehlt demnach zudem an Trinkwasser, Notunterkünften und Arzneimitteln.

Im Zuge der Waffenruhe muss sich die israelische Armee zudem aus den Bevölkerungszentren des Gazastreifens zurückziehen.

Tote im Gazastreifen wegen verzögertem Beginn

Der Beginn der Waffenruhe verzögerte sich zunächst, weil die Hamas die Namen der drei freizulassenden Geiseln nicht rechtzeitig an Israel übermittelt hatte. Die israelische Luftwaffe setzte daraufhin am Sonntagmorgen ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes gab es dabei mehrere Tote.

Weitere Schritte für Gaza geplant

In den nächsten Wochen wollen Hamas und Israel über weitere Schritte verhandeln. Ziel ist der vollständige Rückzug des israelischen Militärs aus Gaza und die Freilassung der letzten Geiseln. Unter den Geiseln sind auch Israelis, die zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Wird keine Einigung erzielt, könnten die Kämpfe weitergehen, hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Vorabend der Waffenruhe gedroht.

Der Gaza-Krieg war nach dem Überfall der Hamas und anderer terroristischer Gruppen auf Israel im Oktober 2023 mit rund 1200 Toten ausgebrochen. Große Teile des von den Palästinensern bewohnten Gazastreifens liegen in Schutt und Asche. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen mehr als 46.900 Menschen ums Leben. Wie viele davon Zivilisten und wie viele Kämpfer sind, sagt sie nicht.

Israel soll Hamas-Kämpfer und auch Mörder freilassen

Bei den freizulassenden Palästinensern handelt es sich nach Regierungsangaben um 1.167 Bewohner des Gazastreifens, die nicht an dem Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt waren. Die anderen 737 sind Häftlinge, die wegen leichterer Delikte wie Steinwürfe im Westjordanland oder illegalem Grenzübertritt sowie auch illegalem Waffenbesitz oder anderer Gesetzesverstöße verurteilt wurden.

Darunter sind aber auch Häftlinge, die wegen schwerer Straftaten wie etwa Mord einsitzen. Das israelische Justizministerium veröffentlichte eine Liste mit insgesamt 22 Häftlingen, denen schwere Angriffe auf Israelis vorgeworfen werden. (cko mit dpa)