Wurde der Mann in eine Falle gelockt?

Vom Staatsfernsehen vorgeführt - Deutscher Todeskandidat in Belarus fleht Lukaschenko um Gnade an

Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe.
Belarus-Präsident Lukaschenko mit Kreml-Chef Wladimir Putin.
Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Es sind Bilder, die den Gefangenen demütigen sollen.
Der deutsche Rico Krieger ist in Belarus zum Tode verurteilt. Jetzt hat das Staatsfernsehen ein Video veröffentlicht, in dem er um Gnade fleht. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist wohl kein Zufall...

Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa die Todesstrafe

Während Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko Kremlchef Wladimir Putin in Russland besucht, veröffentlicht das Staatsfernsehen in Minsk dieses Interview und sendet damit eine Botschaft an den Westen. Rico Krieger steht in Belarus kurz vor der Hinrichtung und bittet um Gnade. Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung, sagt der Mann. Er war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden. „Ich bekenne mich schuldig, definitiv“, sagt er. Teils waren die deutschen Aussagen zwischen der russischen Übersetzung klar zu hören.

Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe, und zwar durch Genickschuss. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erklärt, dass der Fall bekannt sei. Der Mann werde konsularisch betreut. Die Todesstrafe sei eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehne, hieß es. Zu einem von Minsk vorgelegten Verhandlungsangebot äußerte sich das Amt aber nicht.

Geht es Minsk um Gefangenenaustausch?

Nur die eigene Familie kämpfe noch um sein Leben, von offizieller Seite setze sich niemand für ihn ein, sagt Krieger in dem Video. „Noch lebe ich, noch hat man die Zeit zu verhandeln, noch ist es nicht zu spät“, fleht er. „Die Regierung sollte um mich kämpfen.“ Der Verurteilte bat in dem offensichtlich von der belarussischen Führung lancierten Video unter Tränen darum, seine Tochter, seine Freundin und seinen Vater wiedersehen zu können.

Das Außenministerium in Minsk hatte mitgeteilt, Berlin Vorschläge zur Lösung der Situation gemacht zu haben. Details dazu gibt es nicht.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wurde Rico Krieger in eine Falle gelockt?

Spekuliert wird, dass es das mit Russland verbündete Belarus auf einen Gefangenenaustausch abgesehen haben könnte -und dass Krieger vielleicht in eine Falle gelockt wurde. Kremlchef Wladimir Putin an der Rückholung eines Russen interessiert, der in Deutschland wegen eines Mordes im Berliner Kleinen Tiergarten im Auftrag russischer Behörden verurteilt wurde. War es also eine Falle? RTL-Russland-Korrespondent Rainer Munz erklärt: „Es war kein Zufall, dass dieses Video jetzt gerade veröffentlicht wurde, nämlich anlässlich des Besuches des belarussischen Diktators Lukaschenko bei Wladimir Putin. Ob der Deutsche in eine Falle gelockt worden ist, darüber spekuliert eine belarussische Exilorganisation. Das sind ehemalige Mitarbeiter des belarussischen Strafvollzuges. Und sie können sich durchaus vorstellen, dass es Agenten entweder von Russland oder Belarus waren, die den deutschen Krieger angesprochen haben und ihn so nach Belarus gelockt haben.“

Playlist 50 Videos

Zur Tat sagt Munz: „Die Tat, für die er verurteilt wurde - das ist auf der einen Seite Terrorismus und Söldnertum in der Ukraine gegen Russland und auf der anderen Seite der Anschlag, den er angeblich verübt haben soll. Der hat zwar zu einem Sachschaden von knapp 500 Euro geführt, aber zu keinen Personenopfern. Es ist niemand verletzt worden, es ist niemand getötet worden und insofern ist das das erste Todesurteil, ohne dass jemand zu Schaden gekommen ist.“ (eku/dpa)