Sadia fand Knochen von vermisstem Émile „Es war das erste Mal, dass ich einen Totenschädel trug. Er war so leicht“

„Ich wusste, dass er es war.“
Am Ostersamstag 2024 findet eine Wanderin auf einem Waldweg in der Nähe des französischen Dorfs La Vernet den Schädel des vermissten Émile. In der französischen Tageszeitung La Provence erzählt die Frau nun von dem Schockmoment, als sie die Überreste des Zweijährigen entdeckte.
Émiles Schädel lag mitten auf dem Weg im Regen
Sadia, wie die Frau von der Zeitung genannt wird, will an dem Tag eine kleine Wanderung unternehmen. Das Wetter ist nicht gut, es ist stürmisch und regnet, aber die Frau stülpt Plastiktüten über ihre Wanderstiefel und macht sich auf in den Wald. Auf dem nassen Wanderweg entdeckt sie plötzlich etwas Helles. Sie habe sofort gewusst, was sie da vor sich hatte: Den Totenkopf des vermissten Émile. „Als hätte ihn mir jemand zeigen wollen“, sagt Sadia in dem Interview.
Sie sei zuerst wie erstarrt gewesen. „Es fällt auf dich zurück“, habe sie panisch gedacht. Würde sie sich verdächtig machen? Würden die Leute im Dorf über sie reden, wenn sie plötzlich den Schädel findet? Sie habe dann versucht, sich erst mal zu beruhigen und eine Entscheidung zu treffen.
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Wanderin hatte kein Handy dabei, darum nahm sie den Schädel mit
„Ich war allein“, erinnert sich die Frau im Gespräch mit La Provence. Es habe stark geregnet und sie habe kein Handy bei sich gehabt. „Ich fand es richtig, dass ich diesen kleinen Schädel aufheben sollte“, sagt sie der Zeitung. Sie habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
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Um den Schädel nicht zu beschädigen oder Spuren daran zu verwischen, habe sie eine der Tüten genommen, die sie über ihre Schuhe gezogen hatte und ihn darin eingewickelt. Sie sei sehr nervös gewesen, als sie den Schädel aufhob. „Es war das erste Mal, dass ich einen Totenschädel trug. Er war so leicht“, erinnert sie sich.
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Ermittlungen zu Émiles Verschwinden laufen noch
Zuhause habe sie dann sofort die Polizei angerufen und die Beamten gebeten, sich mit ihr ein paar Hundert Meter vom Haus entfernt zu treffen. Sie wollte nicht, dass im Ort unnötig über sie getratscht wird. Dann habe sie die Tüte mit dem Schädel den Beamten übergeben.
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Seitdem sind fast fünf Monate vergangen und die Ermittlungen im Fall Émile laufen immer noch. „Mein Leben wurde nicht auf den Kopf gestellt“, sagt Sadia. Zumindest nicht durch den schrecklichen Fund im Wald. Höchstens durch andere Menschen, die nicht aufhören würden, Gerüchte zu verbreiten, erzählt sie der Zeitung. Sie versucht trotzdem, normal weiterzuleben. Aber bis das rätselhafte Verschwinden des kleinen Jungen aus dem Garten seiner Großeltern komplett aufgeklärt ist, werden in Le Vernet vermutlich weiter Gerüchte hochkochen. (jgr)