„Es war der schwerste Anruf, den ich je machen musste“Vergewaltigungs-Urteil schockt Insel! Männerhorde gestand sogar Sex

Ein zypriotisches Polizeiauto fährt am Abend auf einer Straße in der Nähe zum Flughafen Larnaka.
Die Justiz auf der Insel steht in der Kritik. (Symbolbild)
RTL

Dieses Urteil ist für viele Menschen ein Schlag ins Gesicht!
Auf der Sonneninsel Zypern meldet sich im September 2023 eine offen lesbisch lebende Britin bei der Polizei. Sie gibt an, am 3. September von mehreren Männern vergewaltigt worden zu sein. Und obwohl diese den Sex nicht einmal abstreiten, werden sie vor einem Gericht freigesprochen. Die Empörung ist riesig.

Anwalt: Urteil ist lächerlich

„Es war der schwerste Anruf, den ich je machen musste“, erklärt Michael Polak, Anwalt des Opfers, nachdem ein Gericht alle fünf Männer freigesprochen hat. Denn das Gericht hat entschieden, dass die Aussagen der Frau unzusammenhängend sei und „zahlreiche erhebliche Widersprüche“ enthalte. Ein Urteil, das nicht nur der Opferanwalt nicht versteht: „Die junge Frau in diesem Fall ist lesbisch“, erklärt er. „Jede Unterstellung, dass sie freiwillig Sex mit einer Gruppe von Männern zugestimmt hat, die sie nie zuvor getroffen hat, die eine andere Sprache sprechen als sie, ist lächerlich“, sagt er der britischen Zeitung The Guardian. Das Urteil habe sie „völlig verzweifeln“ lassen.

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Es ist nicht der erste Vergewaltigungs-Prozess, der in Zypern hohe Wellen schlägt. Polak, der gleichzeitig auch dem Verein „Justice Abroad“ (dt.: Gerechtigkeit im Ausland) vorsteht, findet, dass dieser Fall ein weiterer Beweis dafür sei, dass die Justiz in Zypern sexistische sei und patriarchalische Strukturen fördere. Dabei habe sogar schon der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) festgestellt, dass es in der Republik Zypern keinen „effektiven Schutz für Frauen vor sexuellen Übergriffen“ gebe, erklärt Polak gegenüber dem Guardian. Erst 2019 gewann eine andere britische Frau einen aufsehenerregenden Prozess vor dem EGMR über die zypriotischen Behörden. Das Urteil damals: Die Justiz „sei ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, die Vergewaltigungsvorwürfe der Klägerin zu untersuchen.“

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Für Susanne Pavlou, Vorsitzende des Mediterranen Institut für Geschlechterforschung in Nicosia (Zypern) ist das Urteil ein Schlag ins Gesicht: „Wir sind geschockt und entsetzt. Obwohl das Opfer möglicherweise Drogen genommen und Alkohol konsumiert habe, sei die Menge ausreichend gewesen, „ihre Fähigkeit zur Zustimmung“ zu beeinträchtigen. „Es ist klar, (…) dass die Behörden in Zypern weiterhin von stereotypen Einstellungen und Überzeugungen in Bezug auf die Opfer von sexueller Gewalt und Vergewaltigung beeinflusst werden.“

Anwalt Polack will nicht ausschließen, dass auch dieser Fall letztendlich vor dem Europäischen Gerichthof für Menschenrechte landen wird. (eon)