Ex-Freund der Mutter verurteilt

Valeriias (†9) Mörder muss für immer hinter Gitter

von Anne Schneemelcher und Ulrich Vonstein

Seine Tat „steht auf unterster Stufe, ist verachtenswert, unbegreiflich.”
Mit diesen Worten schickte Richter Janko Ehrlich den Angeklagten Andrei P. lebenslang ins Gefängnis. Zudem stellte das Landgericht Chemnitz die besondere Schwere der Schuld fest. Eine vorzeitige Freilassung ist damit so gut wie ausgeschlossen. Der Ex-Freund der Mutter hat das Mädchen grausam getötet, um sich an seiner früheren Partnerin zu rächen.

Valeriias Vater weint im Gericht

Andrei P. (M.) versteckt sein Gesicht unter einer Kapuze
Andrei P. (M.) versteckt sein Gesicht unter einer Kapuze
RTL

Das Urteil dürfte auch im Sinn von Valeriias leiblichem Vater sein. Seine Tochter sei brutal ermordet worden, sagte er unter Tränen vor Gericht. Er ist nach eigenen Angaben rund 2.000 Kilometer gefahren, um als Nebenkläger bei dem Prozess dabei sein zu können. Er forderte vom Gericht die „maximal mögliche“ Strafe für den Angeklagten. Er äußerte zugleich Selbstvorwürfe an sich, dass er sein Kind nicht besser habe beschützen können. Die Mutter des Mädchens war am letzten Prozesstag nicht im Gericht.

Mit dem Schuldspruch entspricht das Gericht dem Antrag von Staatsanwalt Carsten Schönfeld. Der Verteidiger des Mörders hatte auf Totschlag plädiert.

Andrei P. ermordete ein kleines Mädchen, das ihn „Papa” nannte

Valeriias Mutter Nadiia H. war mit ihren Kindern vor dem Krieg in ihrer ukrainischen Heimat geflüchtet und hatte im mittelsächsischen Döbeln ein neues Zuhause gefunden. Hier ging die Neunjährige zur Grundschule. So auch an jenen verhängnisvollen Montag. Am 3. Juni gegen 6.50 Uhr verließ sie die Wohnung, um wie jeden Tag zum nahegelegenen Busbahnhof zu laufen. Doch in der Schule kam das Mädchen nie an. Der Moldawier hatte Valeriia auf dem Weg angesprochen und in sein Auto gelockt. „Sie ist arglos in ihr Auto eingestiegen”, so der Richter.

Lese-Tipp: Ex-Freund drohte Valeriias Mutter: „Du wirst bis zum Ende deines Lebens weinen“

Nach Aussage der Mutter nannte Valeriia ihn „Papa“. Den Ermittlungen zufolge war der heute 37-Jährige dann mit dem Mädchen in einen etwa vier Kilometer entfernten Wald gefahren. Dort presste Andrei P. den Kopf des Kindes in ein Schlammloch, bis es durch Einatmen von Schlamm ersticke. „Valeriia hatte keine Chance, sie war ihnen wehrlos ausgesetzt. Sie haben ihr Gesicht in ein Schlammloch gedrückt“, so Ehrlich in seiner Urteilsbegründung. Der Grund für die grauenvolle Tat: Der Mann sei verärgert und krankhaft eifersüchtig gewesen, weil sich Nadiia H. wenige Tage zuvor von ihm getrennt hatte.

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Er drohte seiner Ex: „Du wirst weinen bis zum Ende deines Lebens“

P. selbst hatte sich zum Prozessauftakt nicht geäußert. Seine Ex-Partnerin sagte als Zeugin über die Beziehung zu ihm und ihre Panik nach dem Verschwinden des Kindes aus. Sie berichtete von Gewalt und Drohungen. Wenn sie ihn verlasse, werde er ihr weh tun, habe er einmal gesagt: „Du wirst weinen bis zum Ende deines Lebens.“ „Sie haben sich entschlossen, die Drohung, die sie ausgesprochen haben, umzusetzen“, betonte der Richter.

Auch an den Mordmerkmalen bestehe keine Zweifel. Andrei P. habe aus niederen Beweggründen – Rache – gehandelt, die Tat war geplant. Ausgeführt habe er sie zielstrebig, P. ist keinem Impuls nachgegangen, sondern hat seinen Plan „eiskalt ausgeführt.“

Mordopfer Valeriia
Mordopfer Valeriia

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Das Schicksal des Mädchens hatte bundesweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Weil die Schule das Fehlen Valeriias im Unterricht damals nicht meldete, blieb ihr Verschwinden zunächst unbemerkt. Erst als sie am Nachmittag nach dem Hort nicht nach Hause kam, begann eine bange Suche, die die Stadt tagelang in Atem hielt.

Hunderte Polizisten kamen zum Einsatz, auch Hubschrauber, Drohnen, Taucher und Spezialhunde. Doch da war das Mädchen längst tot. Erst in der darauffolgenden Woche fand die Polizei die Leiche im Unterholz eines Waldes. Der heute 37-Jährige wurde per europäischem Haftbefehl gesucht und schließlich in Prag festgenommen. (mit dpa)