Eigenes Kind entführt und umgebracht

Totes Baby in Wien – Anwältin der Mutter geht nicht von Mord aus

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Die in einen Plastiksack eingewickelte Babyleiche wurde in einem Container gefunden
APA/MAX SLOVENCIK

Wird sie für ihre grausige Tat nicht wegen Mordes angeklagt?
Diese Frage beschäftigt die Öffentlichkeit in Österreich seit dem Fund der Babyleiche im Müll bei einer Klinik in Wien. Ihre eigene Mutter hat die zehn Tage alte Melek aus dem Krankenhaus entführt und erwürgt, wie sie der Polizei gestand.

Mutter soll Schwangerschaft vor Familie verheimlicht haben

Als Motiv gab die 30-Jährige „familiäre Probleme“ an. Einzelheiten dazu sind offiziell nicht bekannt. Die Kronen-Zeitung berichtet, dass sowohl die Frau als auch der Kindsvater türkeistämmigen Familien angehören. Diese beiden Familien seien einander verhasst, schreibt das Blatt. „Beide Clans wollten von Melek offenbar rein gar nichts wissen, das Kind sei ungeplant und ungewollt auf die Welt gekommen“, heißt es.

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Das Portal heute.at schreibt, dass die Frau ihre Schwangerschaft vor der Familie verheimlicht habe. Sie selbst sei „aufgeschlossen“, während die Familie „traditionell“ lebe, heißt es in dem Bericht. Die 30-Jährige habe noch bei ihrer Familie gelebt, die von der unehelichen Schwangerschaft keine Kenntnis gehabt haben will. „Wir wussten von nichts”, zitiert das Portal einen nicht weiter gekennzeichneten Verwandten.

Video: Säugling liegt tot im Abfall

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Verwandte bestreiten familiäre Probleme

Weiter sagten Verwandte demnach, es können „keine Rede“ von familiären Problemen sein. Alle hätten geholfen. Einige Tage vor Meleks Geburt, die viel zu früh auf die Welt gekommen sein soll, soll die Mutter noch „glücklich“ auf einer Hochzeit getanzt haben. Dort habe niemand etwas von der Schwangerschaft bemerkt. Kurz bevor sie Melek in einer angeblich „dramatischen“ Geburt zur Welt brachte, soll die 30-Jährige ihrer eigenen Mutter von einer „schweren Erkrankung“ erzählt haben, wegen der sie ins Krankenhaus müsse, so das Portal.

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Der Fundort war unweit der Klinik Favoriten
APA/GEORG HOCHMUTH

Melek war am Donnerstag (21. November) aus der Station für Frühgeborene verschwunden. Eine großangelegte Suchaktion brachte zunächst keine Erkenntnisse. Schnell richtete sich der Verdacht gegen die Mutter des Kindes. Nachdem die Fahnder die Leiche entdeckt hatten, wurde die 30-jährige Mutter als Tatverdächtige festgenommen. Laut Obduktion starb der Säugling durch stumpfe Gewalteinwirkung. Das Baby war offenbar heftiger Gewalteinwirkung ausgesetzt, hatte ein massives Schädelhirntrauma sowie mehrfache Knochenbrüche erlitten.

Anwältin vertritt auch Amstetten-Monster Fritzl

Die 30-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Ob sie wegen Mordes angeklagt wird – unklar. Ihre Anwältin Astrid Wagner kündigte ein psychiatrisches Gutachten an. Das soll Aufschluss über ihren Zustand geben und unter anderem die Frage klären, ob die Frau möglicherweise unter einer sogenannten „Kindbett-Depression“ gelitten habe, berichtet die Kronen-Zeitung.

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Anwältin Astrid Wagner (Archivfoto)
APA/MAX SLOVENCIK

Wagner verwies dem Blatt zufolge auf Paragraf 79 des österreichischen Strafgesetzbuches. Demnach wird die Tötung eines Kindes während der Geburt oder unter Einwirkung des Geburtsvorganges mit maximal fünf Jahren Haft bestraft. Sie gehe nicht von Mord aus, so die Anwältin. Ihre Mandantin sei in einer „absoluten Ausnahmesituation” gewesen. „Sie hat ihren ,Engel‘ geliebt!“, so Wagner (der türkische Name Melek bedeutet Engel; Anm. d. Red.).

Die Juristin ist in Österreich schon häufiger in aufsehenerregenden Strafverfahren in Erscheinung getreten. Sie vertritt unter anderem Josef Fritzl, das „Monster von Amstetten“. Der heute 89-Jährige hatte seine Tochter 24 Jahre lang in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten, sie vielfach vergewaltigt und siebenmal geschwängert.