RTL-Reporterinnen berichten über ihre ErfahrungenSo unsicher fühlen sich Frauen in unseren Großstädten

von Christo Tatje

Frauen in Deutschland fühlen sich unsicher!
Besonders ausgeprägt: die Angst im Dunkeln. Reine Gefühlssache oder Realität? RTL-Reporterinnen filmen sich in Deutschlands größten Städten auf ihrem Heimweg. Was sie dort erleben - in unserem Video.

Mann verfolgt Kiara bis an ihre Haustür

Kiara Jade lebt in Hamburg. Früher ist sie gerne nachts rausgegangen - doch das hat sich mittlerweile stark verändert. „Ich habe irgendwie Angst“, sagt die Studentin. Meistens fühle sie sich unwohl. Als sie frisch nach Hamburg zieht, landet sie - ohne es zu wissen - in einer Gegend mit vielen Drogenabhängigen.

Kiara Jade (r.) mit Expertin Dr. Rosalie Weigand
Kiara Jade (r.) mit Expertin Dr. Rosalie Weigand
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Sie erinnert sich: „Da war es die Situation, dass ich einkaufen war und ein Mann mir hinterhergelaufen ist und irgendwann immer schneller geworden ist. So wie ich dann auch und dann kurz vor meiner Haustür dann noch versucht, mich irgendwie zu ziehen. Und ich bin dann gerade noch so reingegangen.”

„Warum kann man einen nicht einfach in Ruhe nach Hause gehen lassen?“

Die Angst, unvermittelt Opfer eines Angriffs zu werden, sitzt den aktuellen Umfragen zufolge bei vielen Frauen tief. RTL-Reporterinnen aus Deutschlands größten Städten haben sich abends selbst gefilmt, um festzuhalten, was sie auf öffentlichen Straßen erleben.

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Lisa-Marie Loeding berichtet aus München: „Ich wurde gerade von zwei Männern angequatscht. Ich bin trotzdem einfach vorbeigelaufen. Sie sind umgedreht und sind mir hinterhergelaufen.“ Sie ist fassungslos: „Ich verstehe es nicht. Warum kann man einen nicht einfach in Ruhe nach Hause gehen lassen?“

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„Seitdem es so früh dunkel wird, meide ich die S-Bahn”

Ihre Kölner Kollegin Sara Böke sagt: „Solange noch andere Leute unterwegs sind und ich mich nicht so alleine fühle, ist es eigentlich ganz okay.” Journalistenschülerin Dilara Bozkurt aus Hamburg erzählt: „Seitdem es so früh dunkel wird, meide ich einfach die S-Bahn. Ich setze mich dann einfach lieber in den Bus und fahre zehn Minuten länger als hier alleine immer jeden Abend lang gehen müssen.”

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Marie Engler und ihre Kollegin Aniada bestätigen: „Hier sind schon relativ viele so Nischen und ich glaube, wenn es jetzt später am Abend wäre und wir vielleicht auch einzeln unterwegs wären, dann würde ich schon ein bisschen weiter zur Straße laufen.” Sie haben oft ein ungutes Gefühl, wenn sie in der Dunkelheit auf dem Heimweg sind.

„Ich will mir nichts verbieten, weil ich eine Frau bin”

Oft sind es seltsame Situationen, die ncht direkt eine Bedrohung darstellen, aber Frauen dennoch ein ungutes Gefühl geben. „Ich weiß nicht, ob man das gerade gehört hat, aber hinter uns hat zum Beispiel gerade jemand geschrien. Also ich finde, man kann halt nie fremde Leute einschätzen, ob die jetzt gleich aggressiv werden”, sagt Engler.

Kiara Jade wurde schon einmal mit einem Messer und einer Spritze bedroht. Doch sexuelle Belästigungen erlebt sie am häufigsten. Durch diese Vorfälle gerät sie oft in eine lähmende Spirale, wie sie berichtet. „Ich möchte anziehen, was ich will. Und ich möchte an die Orte gehen, wo ich hingehen möchte. Ich will mir nichts verbieten, weil ich eine Frau bin.”

Was eine Expertin Betroffenen rät

Das Problem: Sogenanntes “Catcalling”, also anzügliche Bemerkungen oder Pfiffe, sind in Deutschland strafrechtlich nicht verboten. Deswegen weiß Kiara oft nicht, wie sie richtig reagieren soll. „Meistens komme ich in so eine Schockstarre und kann mich dann gar nicht so richtig bewegen beziehungsweise kann gar nicht so richtig schnell reagieren“, sagt sie. Sie sei in der Situation „sozusagen gefangen.”

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Doch wie kommt man aus so einer Schockstarre wieder raus? Die Psychologische Psychotherapeutin Dr. Rosalie Weigand rät Betroffenen dazu, sich möglichst auf solche Situationen einzustellen. Wenn man frühzeitig bemerke, dass eine riskante Situation eintreten könnte, solle man versuchen, „lange einzuatmen und noch länger auszuatmen.“ Grund: „Wenn man entspannt atmet, dann kann man nicht gleichzeitig Angst haben.”

Die Expertin hat Kiara an den Hamburger Hotspot Steindamm begleitet und mögliche Situationen mit ihr besprochen. Weigand rät der jungen Frau auch, „so etwas wie Pfefferspray dabei zu haben, also irgendwas, was einem wirklich in dem Moment einen Schutz gibt.”