Taucher bergen vier Leichen nach Jacht-UnglückJetzt haben ihre Familien zumindest Gewissheit

Gesunkene Jacht vor Sizilien: Suche nach Vermissten läuft
Die Retter tragen eine der geborgenen Leichen an Land. Bei dem Unglück vor Sizilien starben mehrere Menschen.
dpa

Die Hoffnung auf Überlebende liegt bei null.
Vor zwei Tagen sank die Luxusjacht „Bayesian” vor Sizilien. Das Schiff riss mehrere Menschen mit in die Tiefe. Nun haben Taucher von Bord des Wracks vier Leichen geborgen – und eine fünfte entdeckt.

Leiche von Vater und Tochter sollen noch in Kabine sein

Nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian” vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien gibt es praktisch keine Hoffnung auf Überlebende mehr. Im Inneren des Segelbootes in etwa 50 Metern Tiefe wurden am Mittwoch die Leichen von fünf der sechs Vermissten von Spezialtauchern ausfindig gemacht. Darunter sind auch zwei Ehepaare, die auf Einladung des britischen Milliardärs Mike Lynch an Bord waren. Der 59-Jährigen und seine erst 18 Jahre alte Tochter Hannah wurden aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls getötet.

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Die Behörden gaben am Abend die Identität von vier Todesopfern bekannt, die geborgen werden konnten. Die Leichen von Vater und Tochter Lynch befinden sich vermutlich noch in ihren Kabinen im Unterdeck, die nur schwer zu erreichen sind. Bei Anbruch der Dunkelheit musste die Suche unterbrochen werden. Am Nachmittag hatten der italienische Fernsehsender Rai und mehrere britische Medien berichtet, dass der Milliardär gefunden worden sei.

Rettungskräfte suchen nach den Vermissten.
Rettungskräfte suchen nach dem Untergang der „Bayesian” nach den Opfern der Katastrophe.
Jonathan Brady/PA Wire/dpa

Wrack kippte zur Seite

Das Wrack der etwa 50 Meter langen „Bayesian”, mit der der britische Milliardär Mike Lynch samt Familie und Gästen unterwegs war, liegt in etwa 50 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Das Schiff ist nach Angaben der Feuerwehr auf die Seite gekippt, was die Arbeiten unter Wasser erschwert.

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Am Dienstag konnten Spezialtaucher der Feuerwehr zunächst einige Räume unterhalb der Kommandobrücke untersuchen, bevor sie dann zu den Kabinen gelangten. Der Kapitän wurde von der Polizei stundenlang verhört. Die Zeitung La Repubblica zitierte ihn mit den Worten: „Wir haben es nicht kommen sehen.” Allerdings gibt es auch Zweifel an dieser Darstellung.

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15 Menschen konnten gerettet werden

Die „Bayesian” war am frühen Montagmorgen bei einem schweren Unwetter mit starken Winden vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo untergegangen. Experten rätseln immer noch, wie das geschehen konnte. Spekuliert wurde über eine offen gelassene Luke während einer Monsterwelle oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann. An Bord waren 22 Menschen. 15 konnten gerettet und an Land gebracht werden.

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Die 15 Jahre alte Luxusjacht wurde erst 2020 gründlich renoviert. Das Schiff war mit einem System ausgestattet, das den Tiefgang mehr als halbieren konnte: Unter normalen Segelbedingungen hatte es eine Kieltiefe von annähernd zehn Metern, wenn das bewegliche Schwert vollständig ausgefahren war. Damit konnten die Gegenkräfte des 75 Meter hohen Mastes ausgeglichen werden. Der Tiefgang konnte jedoch auf etwa vier Meter reduziert werden - beispielsweise, um in einen Hafen zu kommen.

Erst kürzlich wurde Besitzer vor Gericht freigesprochen

Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat gern als „britischer Bill Gates” bezeichnet. Der Tech-Unternehmer hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell 9,94 Mrd Euro) an den US-Konzern Hewlett-Packard verkauft – eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.

Lynch und dem früheren Finanzmanager Steve Chamberlain, der kürzlich beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst wurde, wurde zur Last gelegt, Hewlett-Packard über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht zu haben. Ein Geschworenengericht in San Francisco sprach die beiden jedoch frei. (dpa)

Anmerkung: In einem früheren Text hieß es, Lynch und seine Tochter seien bereits geborgen worden. Diesen Punkt haben wir korrigiert.