Segeljacht sinkt vor Sizilien – junge Mutter und Kind gerettet

„Zwei Sekunden lang habe ich mein Baby im Meer verloren”

Für einen Menschen gibt es keine Hoffnung mehr, sechs werden vermisst!
Beim Untergang einer Segeljacht vor Sizilien ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Laut italienischen Behörden ist nach dem Kentern des Bootes am Morgen eine Leiche geborgen worden. 15 Menschen seien gerettet worden. Unter ihnen auch eine Frau und ihr Baby, die ums Überleben kämpfen mussten.

Das Foto soll das Boot (links) wenige Stunden vor dem Untergang
 zeigen
Das Foto soll das Boot (links) wenige Stunden vor dem Untergang zeigen.
Facebook/BAIA Santa Nicolicchia

Ein Jahr altes Kind gerettet

An Bord der 56 Meter langen „Bayesian” waren laut der italienischen Küstenwache zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder. Die Gäste kamen aus Großbritannien, den USA und Kanada. Ein Sprecher des Rettungsdienstes sagte, die 15 Geretteten seien an die Küste von Porticello gebracht worden. Acht würden im Krankenhaus behandelt. Eine Leiche sei in der Nähe des Wracks entdeckt worden. Wie britische Medien übereinstimmend berichteten, handelt es sich bei einem der Vermissten um den Tech-Unternehmer Mike Lynch. Ihm soll die gesunkene Luxusjacht gehören.

Ein Hubschrauber und Schiffe der Küstenwache und der Feuerwehr waren laut dem Sprecher im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen. Taucher hätten das Wrack in einer Tiefe von 50 Metern entdeckt und versuchten, ins Innere zu gelangen.

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Eine Überlebende schildert britischen Medien die dramatischen Momente nach dem Unglück. Sie kann gerade noch ihre einjährige Tochter retten: „Zwei Sekunden lang habe ich mein Baby im Meer verloren, dann habe ich es sofort wieder in die Arme genommen, als die Wellen wüteten. Ich habe sie mit all meiner Kraft über Wasser gehalten”, so die Britin. Sie und ihr Baby haben riesiges Glück und können gerettet werden.

Im Video: Superjacht sinkt vor Sizilien - ein Toter, sechs Vermisste

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Schiff sinkt am frühen Morgen

Das Boot sank den Angaben zufolge gegen 5 Uhr am Morgen vor dem Hafen von Porticello. Medien berichteten von einem heftigen Sturm in der Region in der Nacht. Laut dem TV-Sender Rai habe es sich um einen Tornado gehandelt. Die Überlebenden wurden von der Besatzung eines anderen Schiffes, das unter niederländischer Flagge fuhr, an Bord genommen. Der deutsche Kapitän schilderte italienischen Medien den Moment des Unglücks: „Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell.”

Rettungskräfte von Küstenwache und Feuerwehr suchten noch nach den sechs Vermissten. An der Suche waren vier Schiffe sowie ein Helikopter der Küstenwache und ein Taucherteam der Feuerwehr beteiligt. Das Wrack der großen Segeljacht liegt in einer Tiefe von 49 Metern auf dem Meeresgrund. Nach italienischen Medienberichten haben Rettungstaucher durch die Bullaugen mehrere Leichen in den Kabinen ausgemacht.

19.08.2024, Italien, Portikus Santa Flavia: Rettungskräfte suchen nach dem unter britischer Flagge fahrenden Schiffes «Bayesan», das am Montagmorgen (19.08.2024) vor dem sizilianischen Dorf Porticello in der Nähe von Palermo vor Anker lag. (zu dpa: «Segelboot vor Sizilien gekentert - sieben Vermisste») Foto: Alberto Lo Bianco/LaPresse/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Rettungskräfte versammeln sich in der Nähe der Unglücksstelle.
Alberto Lo Bianco/LaPresse/AP/dpa

Unter den Überlebenden ist laut dem Sender auch ein Kleinkind (1). Es sei vorsorglich ins Kinderkrankenhaus in Palermo gebracht worden.

Opfer berichtet von Schreien

Der vermisste Tech-Tycoon Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat als „britischer Bill Gates” bezeichnet. Der 59-Jährige ist Mitgründer der Softwarefirma Autonomy, die 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell 12,9 Mrd Euro) an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft wurde. Erst vor wenigen Wochen wurde Lynch in einem Betrugsprozess in den USA rund um den Autonomy-Deal freigesprochen.

Während des Unglücks spielten sich laut Augenzeugenberichten chaotische Szenen im Wasser ab. Eine der Überlebenden, eine Britin namens Charlotte, berichtete der Zeitung La Repubblica sie habe ihre einjährige Tochter im Wasser kurzzeitig aus den Augen verloren, es dann aber geschafft, sie über den Wellen zu halten. „Alles war dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber um mich herum hörte ich nur die Schreie der anderen.”(uvo, dpa, ap)