AfD-Sieg schreckt Fachkräfte wie Cihan Çelik ab

Dieser Arzt will nicht nach Thüringen

Dringend gebraucht und dennoch nicht willkommen?
Wenn es um Leben und Tod geht, sollte die Herkunft der Ärzte und Pflegekräfte egal sein. Doch Lungenfacharzt Cihan Çelik ist überzeugt: Im Osten Deutschlands könnten Menschen wie er Probleme bekommen.

„Wer will da noch hin?”

„Kliniken aus Thüringen und Sachsen suchen verzweifelt Fachkräfte, auch ich bekomme häufig Anfragen. Aber wer will da noch hin, wenn eine rechtsextreme Partei dort Wahlen gewinnt? Für viele Menschen mit Migrationsgeschichte schlicht unvorstellbar“, twittert er und löst damit eine Debatte aus. Der gebürtige Deutsche Çelik ist in der Coronapandemie bekannt geworden, hat sogar das Bundesverdienstkreuz bekommen. Weil er nicht im Osten arbeiten will, attackieren ihn jetzt Rechtsradikale in sozialen Medien. Rechtsextremist Martin Sellner schreibt: „Dann halt nicht“ – so als bräuchten Kliniken im Osten kein Fachpersonal.

„Viele Angebote verraten erst mal in der ersten E-Mail gar nicht, wo die Klinik steht. Aus gutem Grund. Meistens, weil man das eher als Nachteil sieht.“, erzählt der Arzt im RTL-Interview. Denn wer nicht Müller heißt, sondern Çelik, wem man ansieht, dass seine Vorfahren nicht immer in Deutschland gelebt haben, der wird gerade im Osten anders behandelt, erzählt er. Selbst, wenn man wie er als Deutscher geboren wurde, im hessischen Seeheim.

„Wenn ich das Gefühl habe, dass ein großer Teil der Patienten mich als Menschen und Bürger zweiter Klasse sehen, aufgrund meiner Migrationsgeschichte mich nicht als vollwertigen Deutschen ansehen können, dann ist das ein Problem für mich.“

Kliniken suchen dringend Fachpersonal

Und es ist ein Problem für die Menschen im Osten. Denn die Kliniken brauchen ein weltoffenes Thüringen. Sie brauchen die Fachkräfte aus dem Ausland. „Vielfalt ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor, nicht nur in der medizinischen Versorgung, auch im täglichen Miteinander. Und es ist auch ein ganz, ganz großer Erfolgsfaktor, damit wir auch weiterhin medizinische Versorgung sicherstellen können“, sagt Rainer Poniewaß, Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen.

Nicht nur im medizinischen Bereich ist es schwer, Personal zu finden. Auch andere Branchen ächzen, wie ihr im Video oben sehen könnt. Gelockt wird oft mit gutem Gehalt oder anderen Benefits. Auch Cihan Çelik erzählt, dass die Jobangebote aus dem Osten finanziell attraktiv sind. Aber wer will schon dorthin gehen, wenn er sich nicht willkommen fühlt. Celik jedenfalls wird weiter als Sektionsleiter für Pneumologie in Darmstadt arbeiten - die hessische Wissenschaftsstadt ist nämlich keine AfD-Hochburg.

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(eku)