Prozess in Koblenz

Mord wegen einer Wohnung? Paar soll jungen Vater (28) aus Habgier getötet haben

von Isabella Campanelli, Christoph Schult, Bastian Schlüter, Emilio Nigrelli und Sebastian Stöckmann

Seine Familie sucht noch immer nach Antworten.
Heimtückisch soll ein Paar den 28-jährigen John getötet haben – offenbar, um ihm eine Wohnung nicht überschreiben zu müssen. Und John ist wohl nicht das einzige Opfer der beiden. In Koblenz hat am Dienstag (20. Mai) der Prozess gegen die Tatverdächtigen begonnen.

Landkreis Ahrweiler: Handwerker sollte Wohnung im Gegenzug für Renovierung bekommen

„Sollten sich die Vorwürfe aus der Anklage bewahrheiten, habe ich eine solche unfassbare Tat, die mit einer solchen Gefühlskälte und Unbarmherzigkeit ausgeübt wurde, noch nie erlebt”, sagt Nebenklageanwältin Dr. Dagmar Schorn.

Am 19. Oktober 2024 ist John – Vater eines sechs Jahre alten Sohnes – auf dem Weg zum Haus von Brigitte H. im Landkreis Ahrweiler. Dort lebt die 51-Jährige in einer Wohnung, die John gerade für sie renoviert. „John und Brigitte hatten eine Geschäftsbeziehung”, erzählt Johns Lebensgefährtin Oksana. „Er war selbstständiger Handwerker. Im Gegenzug hätte ihr Freund die erste Wohnung im Erdgeschoss als Eigentum erhalten.” Doch offenbar hat Brigitte nie vorgehabt, John die Wohnung zu überschreiben.

Im Keller erschlagen und Leiche am Rodder Maar verbrannt

„Meines Wissens wurde mein Bruder hergelockt. Unter dem Vorwand, dass er den Bauschutt wegräumen soll, wie es in dem Notarvertrag vorgeschrieben ist”, sagt Roman B., der Bruder des Opfers. „Er ist dann abends hergefahren, hat den Keller betreten und wurde dann ermordet.”

Der junge Vater versucht vergeblich, sich zu wehren. Brigitte H. und ihr Lebensgefährte Mariusz B. sollen John im Keller erschlagen und seine Leiche in einer Holzkiste an einem See, dem Rodder Maar, verbrannt haben.

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Passanten entdecken verbrannte Leichen

Einen Tag später entdecken Passanten die verbrannte Leiche des 28-Jährigen und die eines weiteren Mannes (61). Auch seine Leiche war verbrannt worden, um Spuren zu verwischen – ohne Erfolg. Brigitte H. und Mariusz P. geraten ins Visier der Ermittler. Mariusz P. saß bereits im Maßregelvollzug, weil er unter anderem wegen Körperverletzung straffällig geworden war. Doch er kam wieder frei.

Die Anklage geht davon aus, dass beide Männer wegen bloßer Habgier sterben mussten. Offenbar war John als Handwerker für das Pärchen nur Mittel zum Zweck und wurde getötet, damit er nicht in die versprochene Wohnung einziehen kann.

Prozess in Koblenz: Angeklagter gesteht Taten

Unter Tränen gesteht Marius P. (41) am Dienstag die Taten. Er habe großes Unrecht getan und bereue die Taten zutiefst. Die Leichen habe er mit Heizöl überschüttet und verbrannt, erklärt der Angeklagte. „Ich bitte die Angehörigen um Verzeihung.” Brigitte H. (51) hingegen will die Morde nur gehört, aber nicht begangen haben.

Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht beiden Angeklagten lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Johns Bruder bittet um Spenden

Roman B. hat nach dem Tod seines Bruders eine Spendenaktion bei Gofundme ins Leben gerufen. Mithilfe der Spenden möchte er Beerdigungs- und Prozesskosten decken; der Rest des Geldes soll in erster Linie Johns sechsjährigem Sohn zugutekommen.