Mutter des Erschossenen empört
Polizistin erschießt Mann (20), nach ihrer Haft gibt sie Waffentraining

Was sie tut, ist nicht verboten, aber viele Menschen finden es trotzdem seltsam.
Eine Ex-Polizistin, die einen 20-Jährigen erschossen hatte, gibt nach Verbüßung ihrer Haftstrafe Waffentraining. Die Mutter des Toten reagiert fassungslos.
Polizistin verwechselt Taser mit Schusswaffe
Die Umstände des Todes von Daunte Wright waren tragisch. Der Afroamerikaner wird 2021 in Brooklyn Center (US-Bundesstaat Minnesota) bei einer Verkehrskontrolle von der weißen Polizistin Kim Potter erschossen. Es ist keiner der offensichtlichen Fälle von rassistischer Polizeigewalt, die in den Vereinigten Staaten regelmäßig Empörung auslösen. Potter erschießt Wright aus Versehen – sie glaubt in der Aufregung des Einsatzes, ihren Taser zu verwenden, doch es ist ihre Schusswaffe.

Dem Vorfall geht eine Kontrolle voraus, bei der Wright zunächst sein Auto verlässt, dann aber zu flüchten versucht, als Potter dem per Haftbefehl gesuchten Mann Handschellen anlegen will. Videoaufnahmen zeigen, wie Potter „Taser, Taser“ ruft, dann ihre Dienstwaffe ergreift und schießt. Dann ruft sie, „Heilige Scheiße, ich habe auf ihn geschossen.“
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Video: Trauer um Daunte Wright
Mutter ohne Verständnis: „Wir haben keine zweite Chance, um unsere Liebsten zurückholen zu können“
Sie wird wegen Totschlags verurteilt und für zwei Jahre ins Gefängnis gesteckt. Das Urteil wird seinerseits vielfach als zu mild kritisiert. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre gefordert. Nach 14 Monaten wird Potter wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Es gibt erneut Diskussionen.
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Denn Potter will Vorträge halten, eine Art theoretisches Waffentraining geben. Motivation: Sie wolle „Leben retten und ihrer Gemeinde weiter dienen“, sagt Imran Ali. Der ehemalige Staatsanwalt unterstützt die ehemalige Polizistin. „Ich denke, es ist wichtig, dass ein Beamter sagt: Ich habe einen Fehler gemacht, das ist nicht in Ordnung, aber ich möchte hier meine Lehren daraus anbieten“, sagt er. Ziel dieser Maßnahmen sei es, möglichst zu verhindern, dass andere Polizisten denselben Fehler machen wie Potter vor Jahren.

Katie Wright teilt diese Meinung nicht im Ansatz. Die Mutter des Erschossenen ist ganz im Gegenteil empört. Es reiche, dass Potter weiter in der Gemeinde leben dürfe, findet sie. „Kim Potter hatte ihre zweite Chance. Sie konnte nach 14 Monaten Haft zu ihren Kindern nach Hause gehen“, sagt sie. Ihrer Familie gehe es anders: „Wir haben keine zweite Chance, um unsere Liebsten zurückholen zu können.“ (mit ap)