Richter prangert „Ungeheuerlichkeit der Tat“ an
Schwarze mit Sexspielzeug und Waffen gefoltert - Haft für US-Polizisten

Was für ein ekelhafter rassistischer Gewaltexzess!
Sechs weiße Männer müssen lange ins Gefängnis, weil sie bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Mississippi brutal über zwei Schwarze hergefallen sind. Michael Corey Jenkins und Eddie Terrell Parker wurden gefoltert, erniedrigt und schwer verletzt. Die Details sind erschütternd.
Einer bricht Mann den Kiefer, „während das Opfer blutend auf dem Boden lag“

Zwei der inzwischen suspendierten Polizeibeamten (31, 46) wurden wegen Folter und Misshandlung zu 20 und 17,5 Jahren Haft verurteilt. Das teilte das Justizministerium in Washington mit. Die restliche wurden schuldig gesprochen, das Strafmaß für die Mittäter steht indes noch aus.
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Die Gruppe war im Januar vergangenen Jahres ohne Durchsuchungsbefehl gewaltsam in die Wohnung der beiden Schwarzen in der Kleinstadt Braxton eingedrungen. Dort legten die sechs Beamten den Männern Handschellen an. Sie schlugen und traten sie, versetzen ihnen Elektroschocks. Sie erniedrigten die wehrlosen Männer mit rassistischen Beleidigungen. Mit einem Sexspielzeug sollen sie ihre Opfer zudem missbraucht haben.
Polizisten waren auch als „Schlägertrupp“ bekannt
Bei einer Art Scheinhinrichtung schoss der zu 20 Jahren Haft verurteilte Hunter E. Jenkins in den Mund und brach ihm den Kiefer, so das Justizministerium. Er hatte Jenkins seine Dienstwaffe in den Mund gesteckt und abgedrückt, um ihn zu erschrecken. Zuvor hatte er eine Kugel entfernt. Bei einem zweiten Schuss entlud sich eine Kugel und durchschlug den Hals des Opfers.
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Noch „während das Opfer blutend auf dem Boden lag“, hätten die Polizisten versucht, ihre Tat zu vertuschen. Justizminister Merrick Garland sprach von einem „abscheulichen Angriff“ von Beamten, die eigentlich einen Eid darauf geschworen hätten, ihre Bürger zu schützen.
Schwarze werden drei Mal so oft von der Polizei erschossen wie Weiße

Auslöser der Tat soll US-Medienberichten zufolge der Anruf eines Nachbarn gewesen sein, der sich darüber beschwerte, dass zwei Schwarze mit einer weißen Frau zusammenlebten. Daraufhin habe ein Dritter die Gruppe informiert. Sie soll auch als „Schlägertrupp“ bekannt gewesen sein. Der Richter in der Stadt Jackson sagte bei der Urteilsverkündung den Berichten zufolge, eine Haftstrafe am oberen Ende der möglichen Spanne sei angesichts der „Ungeheuerlichkeit der Tat“ mehr als gerechtfertigt.
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In den Vereinigten Staaten ist Polizeigewalt trauriges Dauerthema, insbesondere gegen Schwarze. Die machen nur 13 Prozent der Bevölkerung aus, werden aber fast dreimal so häufig erschossen wie Weiße. Diese Zahl wurde von der gemeinnützigen Organisation „Mapping Police Violence“ erfasst.
Polizeigewalt ist häufigste Todesursache für Nicht-Weiße in den USA
Ein besonders prominentes Beispiel ist der Mord an George Floyd im Jahr 2020. Der Polizist Derek Chauvin hatte sich bei der Festnahme des Mannes neun Minuten mit seinem Knie auf Floyds Hals gekniet. Dessen letzte Worte „I can’t breath“ (Ich kann nicht atmen) gingen um die Welt und lösten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Der Fall machte die in den USA entstandene Kampagne „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) international bekannt.
2019 ergab eine Studie der Rutgers University, dass im Durchschnitt einer von tausend schwarzen Männern in den USA durch Polizisten getötet wird. Für Nicht-Weiße zählt Polizeigewalt demnach zu den häufigsten Todesursachen in den Vereinigten Staaten. (mit Material von afp und dpa)