„Wollte niemals Gewalt an Menschen anwenden”

Erst plante er die Lauterbach-Entführung, jetzt weint er vor Gericht

von Felix Christmann und Larissa Pitzen

„Das war eine große Dummheit, was ich hier gemacht habe.“
Unter anderem wegen einer geplanten Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) muss sich ein 61-jähriger Mann im Frankfurter Oberlandesgericht verantworten. Doch bereits zum Prozess-Start fließen bei dem Angeklagten die Tränen.

61-Jähriger soll Tat mitgeplant haben

Angeklagt ist der 61-Jährige soll Mitglied einer terroristischen Vereinigung, den sogenannten „Vereinten Patrioten” gewesen sein und ist wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens angeklagt. Innerhalb der Gruppierung soll er nicht nur geplant haben, den Gesundheitsminister zu entführen, sondern auch, die Regierung zu stürzen.

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Der Angeklagte habe an den Tatplänen mit gearbeitet und sich bereiterklärt, bei der Entführung Lauterbachs mitzuwirken. Laut Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft, Tobias Wipplinger, seien in einem solchen Verfahren bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe möglich. Seit rund einem Jahr sitzt der Angeklagte bereits in Untersuchungshaft. Fünf weitere Männer sind ebenfalls in Koblenz vor dem Landesgericht angeklagt worden.

Tränen fließen bei Angeklagtem

Schon zu Beginn des Prozesses macht der Angeklagte Angaben zu seiner Person. Als er über seine Enkelkinder spricht, wird der 61-Jährige plötzlich emotional und verdrückt im Gerichtssaal erste Tränen: „Das war eine große Dummheit, was ich hier gemacht habe“, sagt er vor Gericht. Außerdem berichtet er, er sei als Kind von seinem Vater misshandelt worden und „wollte niemals an Menschen Gewalt anwenden.“ Er sei nicht bereit gewesen, jemanden zu töten.

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Doch wie konnte es dann dazu kommen, dass der Angeklagte dann eine solche gewaltsame Tat plant und verwirklichen will? Der 61-Jährige sagt, während der Pandemie Drogen konsumiert, vor allem gekifft zu haben. Dadurch sei er dann „im Drogenrausch auf Telegram gestoßen.“ Ob und wie sich seine emotionalen Aussagen vor Gericht auswirken, bleibt noch abzuwarten. Der Prozess wird am Montag, dem 02. September, fortgesetzt.