Angeklagte Yasemin G. stiehlt acht Millionen Euro ihrer Geldtransportfirma

Millionendiebin manipuliert? „Sie wusste, wie labil ich war”

Die Angeklagte Yasemin G. steht wegen Raub vor Gericht.
Bei der Tat soll die Angeklagte Yasemin G. ihr gutes Aussehen und ihren Charme genutzt haben.
RTL Nord
von Michelle Seidel und Sarina Sprengelmeyer

Versucht sie so, die Schuld von sich zu schieben?
Am fünften Verhandlungstag um die Millionendiebin Yasemin G. erzählt die Angeklagte selbst vor dem Landgericht Bremen, was im Mai 2021 geschah. Sie sei von ihrer besten Freundin und dessen Mann zu dem Überfall gedrängt worden.

Traumatische Trennung hätte sie labil gemacht

Yasemin G. wird mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Sie trägt eine teure Jacke, die sie auch schon bei vorherigen Verhandlungstagen anhat. „Ich bin eine modebewusste Frau, die sich gerne gut kleidet“, sagt die 32-Jährige wenig später, als die Richterin ihr das Wort erteilt. Von den acht Millionen Euro, die sie damals aus dem Geldtransporter ihres Arbeitgebers stiehlt, soll sie nicht viel bekommen haben. Die Angeklagte hätte eigenen Angaben nach nur 20.000 bis 25.000 Euro erhalten. Den Rest der Beute hätten Mittäter weggebracht. Wer genau diese seien, wüsste sie nicht. Andere Verantwortliche aus ihrem nahen Umfeld kann die Angeklagte hingegen ganz genau addressieren.

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Ihre beste Freundin und deren Mann hätten sie zu der Tat überredet und sogar manipuliert, um auswandern zu können. „Ich sollte auf einmal das Geld beschaffen”, liest Yasemin G. ein wenig stockend aus ihrer Erklärung vor. In dieser Zeit wäre sie labil gewesen, hätte jeden Tag Cannabis konsumiert und sogar einmal ihre Mutter geschubst. Durch eine traumatische Trennung sei sie verhaltensauffällig gewesen, erklärt die Angeklagte. Sie wäre gegen einen Überfall mit einer Waffe gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt sei ihr nicht bewusst gewesen, dass ihre Freunde es ernst meinen.

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„Ich bereue es aus tiefstem Herzen”

Während der Tat hätte sie dann gewusst, dass ihr Plan aufgehen würde. Das sei nur möglich gewesen, weil es erhebliche Lücken im Sicherheitssystem des Geldtransportunternehmens gab, sagt der damalige Sicherheitschef der Firma an einem vorherigen Prozesstag. Der 47-Jährige erklärt, dass wegen zu wenig Mitarbeitern das Vier-Augen-Prinzip nicht eingehalten werden konnte. So wurde Yasemin G. nicht kontrolliert und konnte mit 8,2 Millionen Euro durch die Sicherheitsschleuse laufen. Als Tage später auffällt, dass der Kunde das Geld gar nicht erhalten hat, ist Yasemin G. längst verschwunden. Sie flieht in die Türkei und versteckt sich dort mehr als zwei Jahre lang – bis sie sich im März dieses Jahres selbst der Polizei stellt.

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Jetzt würde sie ihr Verhalten aus tiefstem Herzen bereuen. „Ich möchte Sie bitten, meine privaten Probleme zu berücksichtigen und mir zu glauben“, sagt sie an die Richterin gewandt. Das Urteil wird in den nächsten Verhandlungstagen erwartet. Der Millionendiebin drohen bis zu zehn Jahre Haft.