Bruder verteidigt Millionendiebin Yasemin G. „Hätte wahrscheinlich jeder mal darüber nachgedacht”

Die Angeklagte Yasemin G. am zweiten Prozesstag.
Die Angeklagte Yasemin G. am zweiten Prozesstag.
RTL
von Florent Gallet und Jule Jänsch

Wie schaffte es Yasemin G. acht Millionen Euro zu stehlen?
Das versucht das Bremer Landgericht am zweiten Prozesstag zu klären. Die Angeklagte hatte sich mit Geld des Geldtransportunternehmens, in dem sie arbeitete, in die Türkei abgesetzt. Ihr Bruder sieht eine Mitschuld beim Arbeitgeber.

Bruder: Firma hätte bessere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen

Der Bruder der Angeklagten unterstützt Yasemin G. beim Prozess vor dem Landgericht Bremen, will an allen Verhandlungstagen dabei sein. Seinen Namen möchte er nicht in der Presse lesen, ihm ist es aber wichtig, seine Schwester zu verteidigen. „Die ganze Familie war überrascht”, gesteht er im RTL-Interview. Er bittet um Mitgefühl mit der 32-Jährigen: „Wenn man jeden Tag mit so viel Geld arbeitet, hätte wahrscheinlich jeder mal darüber nachgedacht!“ Es wäre die Verantwortung des Arbeitgebers gewesen, bessere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

Lese-Tipp: Yasemin G. schleust 8,2 Millionen Euro aus Geldtransportfirma – doch wo ist das Geld hin?

Tatsächlich deckt der Prozess große Sicherheitslücken beim Geldtransportunternehmen auf.

Im Video: Anderer Fall, selbe Masche

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Yasemin G. lief mit Millionen durch die Sicherheitsschleuse

Vor Gericht sagt am Mittwoch (13. November) der damalige Sicherheitschef der Firma aus. Der 47-Jährige erklärt, dass wegen zu wenig Mitarbeitern das Vier-Augen-Prinzip nicht eingehalten werden konnte. Yasemin G. habe die Kontrollen geschickt umgangen: So habe sie etwa einen technischen Fehler vorgetäuscht, um sich an einen unbeobachteten Arbeitsplatz zu setzen. An der Sicherheitsschleuse wäre sie nicht ausreichend kontrolliert worden. Der Sicherheitschef hat mittlerweile seinen Job verloren.

Millionendiebin stellte sich der Polizei

Gemeinsam mit Komplizen soll Yasemin G. 2021 8,2 Millionen Euro von ihrem Arbeitsplatz gestohlen haben. Danach flieht sie in die Türkei und versteckt sich dort mehr als zwei Jahre. Von der Beute soll sie eigenen Angaben nach nur 20.000 bis 25.000 Euro erhalten haben – den Rest hätten ihre Mittäter weggebracht. Im März dieses Jahres stellt sie sich der Polizei. Für den Prozess sind neun Verhandlungstage angesetzt, bei einer Verurteilung drohen Yasemin G. bis zu zehn Jahre Haft.