Bremer Millionendiebin vor GerichtYasemin G. schleust 8,2 Millionen Euro aus Geldtransportfirma – doch wo ist das Geld hin?

Versteckt in einem Rollcontainer!
Über mehrere Stunden soll Yasemin G. so 8,2 Millionen Euro aus dem Büro einer Bremer Geldtransportfirma gestohlen haben. Mit ihren Mittätern taucht sie in der Türkei unter, bis sie sich selbst im März dieses Jahres der Polizei stellt. Jetzt muss sich die mutmaßliche Millionendiebin vor dem Bremer Landgericht verantworten.
Besonders schwerer Diebstahl: „Frau G. hat die Tat begangen”
Als sie den Saal betritt, scheint ihr Blick orientierungslos und verunsichert. Yasemin G. weiß, was sie nun erwarten könnte. Während die Anklage vorgetragen wird, hört sie nur regungslos zu. Relativ schnell erklärt ihr Verteidiger: „Frau G. hat die Tat begangen.” Seine Mandantin werde vollumfänglich aussagen.
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Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Diebstahl in einem besonders schweren Fall vor. Die Frau soll als Angestellte eines Geldtransportunternehmens im Mai 2021 aus den Geschäftsräumen in Bremen rund 8,2 Millionen Euro Bargeld gestohlen haben. Laut Staatsanwaltschaft soll die 32-Jährige mit Mittätern am Telefon etwa über das Fluchtfahrzeug gesprochen haben. Yasemin G. entkommt über Wien in die Türkei. Ihre Komplizen hätten sich um das Geld gekümmert.
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Angeklagte: „Ich wollte wieder zu meiner Familie”
Doch dort habe sie sich nicht mehr wohlgefühlt, erklärt Carsten Scheuchzer, der Anwalt von Yasemin G. im Interview mit RTL bereits vor dem Prozessauftakt. „Sie hat keine türkischen Papiere, spricht kein Türkisch, ihr Lebensmittelpunkt ist in Deutschland”, sagt er. G. habe nicht mehr davor weglaufen wollen. Seine Mandantin habe sich deshalb im März freiwillig gestellt.
„Ich wollte wieder zu meiner Familie“, erklärt die 32-Jährige. Zwei Stunden dauert die Aussage von Yasemin G. am ersten Prozesstag. Ein Freund hätte sie zu der Tat überredet. Unter ihren Mittätern seien unter anderem ihre bereits verurteilte beste Freundin und ihr ebenfalls in Haft sitzender Ex-Freund gewesen. Während ihrer Zeit in der Türkei sei sie außerdem immer wieder eingesperrt gewesen und mit verschiedenen Kriminellen in Kontakt gekommen.
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Wo ist das Geld?
Diese Frage bleibt während Yasemin G.s Aussage offen. Als die Richterin nachhakt, heißt es von ihr: „Das müssen Sie meinen Ex fragen.“ Wie ihr Verteidiger im Interview mit RTL erklärt, sei die 32-Jährige von ihren Komplizen übers Ohr gehauen worden. Sie habe geglaubt, sechs Millionen von der Beute zu bekommen. Ihr Anwalt behauptet weiter: „Meine Mandantin hat im Grunde nicht profitiert von dem Diebstahl.“ Ganz leer sei G. aber wohl doch nicht ausgegangen. Sie gibt vor Gericht an, etwa 20.000 bis 25.000 Euro von der Beute erhalten zu haben.
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Millionendiebin könnte lange Haftstrafe erwarten
Dass ihr eine Verurteilung droht, sei Yasemin G. bewusst, so ihr Anwalt. Sie fürchte ihr Leben und eine lange Haft. Sobald diese abgesessen sei, wolle die junge Frau bei ihrer Familie wohnen und wieder arbeiten. Bei einer Verurteilung vor dem Landgericht könnte die mutmaßliche Millionendiebin bis zu zehn Jahre Haft erwarten. Der Verteidiger erwartet eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung und hofft auf fünf Jahre Haft. Bislang sind für den Fall der mutmaßlichen Millionendiebin neun Prozesstage angesetzt.