Tolgas Schwester über Tatverdächtigen Alexis R. (17)
„Er hat meinem Bruder gedroht, ihn eines Tages umzubringen”

Sie kann den Schmerz kaum ertragen.
Drei Tage nach dem grausamen Tod von Tolga (14) in Menden trifft RTL seine Schwester. Man sieht ihr an, dass sie ihren Bruder schrecklich vermisst. Im Interview gibt sie tiefe Einblicke in ihr Seelenleben. Vor allem beweist sie große Stärke und zeigt, wie sie mit diesem entsetzlichen Verlust umgeht.
„Ich muss stark bleiben, denn sonst kann ich den anderen nicht helfen”
Tolgas Schwester spricht über den bisher schlimmsten Tag ihres Lebens. Sie ist 17, wird bald 18. Doch so wirklich freuen kann sie sich nicht, denn sie hat ihren Bruder verloren. „Er war ein herzlicher, sympathischer Mensch. Man konnte mit ihm über alles reden, auch über Probleme.” Sie fühle sich aktuell einfach nur leer und könne auch jetzt drei Tage nach der schrecklichen Tat nicht realisieren, dass er weg ist, sagt sie.
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Tolga (14) bei einem Messerangriff getötet
Gegen 1.35 Uhr in der Nacht zu Samstag (10. Mai) eskaliert auf dem Spielplatzgelände laut Polizei und Staatsanwaltschaft ein Streit zwischen mehreren Jugendlichen. Alexis R. soll mit einem Messer auf den 14-jährigen Tolga eingestochen haben. Der Junge mit mazedonischer Staatsangehörigkeit wird so schwer verletzt, dass er nach vergeblichen Reanimationsversuchen wenig später im Krankenhaus stirbt.
Die Trauer - sie ist unermesslich. Aber da ist auch dieses Gefühl, das Tolgas Schwester seit dessen Tod immer wieder umgibt. „Egal, wo ich bin, ich fühle meinen Bruder und spüre, dass er mir zuhört und dass er da ist. Wir sehen ihn nicht, aber er sieht uns.” Nachts könne sie teils nicht schlafen, weil sie immer wieder an ihn denken muss und seine Anwesenheit spüre. Außerdem muss sie ihrem kleinen Bruder (9) vermitteln, dass Tolga nicht mehr da ist. „Er trägt jetzt seine Airpods und ich bin mir sicher, dass er sie gut behandelt.”
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Tolga (14) erhielt bereits vor einem Jahr Morddrohungen
Jemand, über den sie schon viel nachgedacht hat, ist ausgerechnet der vermutliche Täter Alexis R. „Ich frage mich, ob das sein Ziel war, was er erreichen wollte. Von einem 14-Jährigen das Leben zu nehmen, obwohl mein Bruder nicht mal sein richtiges Leben gelebt hat. Weil er vor einem Jahr noch meinem Bruder gedroht hat, dass er meinen Bruder irgendwann umbringen wird.” Unklar, ob der Tod wirklich schon länger das Ziel von Alexis R. (17) war. Sollte die Aussage wahr sein, rückt sie die Tat in ein anderes Licht.
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„Mein Bruder ist gestorben. An dem Tag bin ich auch gestorben.”
Sie erinnert sich noch an den Moment, in dem sie erfahren hat, dass die Ärzte nichts mehr für Tolga tun können. „Ich habe meine Kontrolle verloren, ich saß in einer Ecke und habe meine Ohren zugehalten, weil ich es nicht aushalten konnte, dass mein Bruder weg ist. Als wäre ein Herzteil in einer Sekunde weg.” Immer wieder habe sie die Ärzte gebeten, dass sie noch mehr tun, aber ihr Hoffen bleibt erfolglos. Seitdem versucht sie alles zu verarbeiten, auch wenn das nicht immer einfach ist.
Die Familie überlegt umzuziehen. Nach Hamburg, weil sie dort Familie hat. „Ich bin noch nicht sicher, ob ich das will. Ich habe hier viele Erinnerungen und möchte diese nicht vergessen.” Es wird also noch einige Zeit dauern, bis sie diesen Verlust verarbeitet hat, sofern das überhaupt irgendwann gelingt.