Leon (6) ertrank in Kitzbüheler AcheTötete Florian A. wegen einer Kindergarten-Absage seinen Sohn?

von Natascha Größ, Julia Zimmermann und Sebastian Stöckmann

Kommt jetzt endlich die Wahrheit ans Licht?
Unter großem Medieninteresse wird Florian A. (39) am Mittwoch in den Saal des Innsbrucker Landgerichts geführt. Ihm wird vorgeworfen, seinen Sohn Leon (6) im August 2022 getötet zu haben.

Prozess in Innsbruck: Angeklagter Florian A. bringt Taschentücher und Traubenzucker mit

Der Angeklagte macht beim Prozessauftakt einen ruhigen und gefassten Eindruck. Er scheint sich gut vorbereitet zu haben. An seinem Platz befinden sich eine Flasche stilles Wasser „Vöslauer Sport”, eine Packung Taschentücher und Traubenzucker. Hat Florian A. seinen Sohn Kind aus Verzweiflung getötet, weil der keinen Kindergartenplatz bekam? Die Staatsanwaltschaft ist von seiner Schuld überzeugt, die Verteidigung widerspricht vehement.

Chatverläufe zwischen Florian A. und seiner Frau, die der Staatsanwaltschaft vorliegen, lassen erahnen: Die Betreuung des kleinen Leon, der durch das seltene Syngap-Syndrom gesundheitlich stark beeinträchtigt war, bedeutete für die Eltern eine große Herausforderung. Den Chats zufolge biss der Junge, riss Haare aus und war zum Teil so aggressiv, dass er festgehalten werden musste. Er hatte mehrmals täglich epileptische Anfälle, konnte nicht sprechen, schlief nicht durch. Wegen der großen Belastung nahm Florian A.s Frau Psychopharmaka.
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Eltern fanden keinen Kindergartenplatz für Leon

Leons Vater Florian A. beim Prozessauftakt in Innsbruck
Leons Vater Florian A. beim Prozessauftakt in Innsbruck
RTL

Im Februar 2022 nahmen die Eltern Leon aus dem Kindergarten, weil sie mit der Betreuung nicht zufrieden waren. Doch die Familie fand keinen neuen Platz für den Jungen, auch nicht im Nachbarort. Nach einer Absage am 24. August 2022 – vier Tage vor Leons Tod – schrieb Florian A. seiner Frau: „Es fühlt sich an wie bisher schlimmste Tag in unserem Leben. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und es stellt sich die Frage wie viele Niederschläge man als Mensch verkraftet. Wie oft kann man sich wieder aufrappeln. Ehrlich gesagt, keine Ahnung.”

Ein Motiv für die unfassbare Tat? Aus Sicht des Verteidigers ist das undenkbar. Er spricht den Staatsanwalt im Gerichtssaal direkt an: „Entschuldigen Sie, Herr Staatsanwalt. Einen abgesagten Kindergartenplatz als Motiv heranzuziehen, den Buam ins Wasser zu hauen, ist absurd. Das ist mit Sicherheit kein Motiv, den Buam umzubringen.” Zudem sei der Angeklagte in Videos als liebevoller Vater zu sehen.
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Schwurgericht fällt Urteil im Fall Leon

Einsatzkräfte fanden Leon im August 2022 tot in St. Johann (Österreich). Seine Leiche lag auf einer Sandbank in der Kitzbüheler Ache, einem Flussabschnitt im Bundesland Tirol. Der Vater behauptete, Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein. Leon sei dann aus dem Kinderwagen gestiegen, in die Ache gestürzt und ertrunken.

Doch nach monatelangen Ermittlungen geriet Florian A. selbst ins Visier. Die Ermittler glauben, dass er den Überfall nur vorgetäuscht hat. Florian A. wurde am 27. Februar 2023 festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Ein Schwurgericht fällt das Urteil gegen den 39-Jährigen. Es ist für den 1. August geplant.