So gibt es keine Sympathien

Liebe Klimakleber, protestiert gerne – aber nicht auf dem Rücken der Urlauber

Laut Polizei klebten sich drei Personen auf einer Rollbahn fest.
Auf dem Flughafen Köln/Bonn protestierten Klimaaktivisten - und legten den Verkehr lahm.
Uncredited/dpa
von Eva Johanna Onkels

Ja, liebe Klimakleber, ihr habt recht.
Die Klimakatastrophe ist überall sichtbar. Dürren, Überflutungen, zu viel Regen, zu wenig Regen, zu warme Winter, zu kalte Sommer. Es muss etwas getan werden. Doch dieses Problem auf dem Rücken von Urlaubern austragen zu wollen – das ist der falsche Weg. Ein Kommentar.

Eine kleine Gruppe, die Träume zerstört

Denn am Flughafen stehen nicht die Politiker, die große Entscheidungen treffen. Nicht diejenigen, die ihr laut eigener Aussage eigentlich erreichen wollt. Dort steht die fünfköpfige Familie, die die erste Flugreise macht, seit die Kinder geboren wurden. Die gestresste Erzieherin, die ihren Urlaub so gerne auf Teneriffa verbringen will. Der Student, der sich endlich den Traum von der großen Amerika-Reise erfüllen möchte. Wenn ihr Urlaub euretwegen ins Wasser fällt, dann sehen sie keinen gerechten Kampf für das Klima. Sie sehen, dass ihre Träume gerade von einer kleinen Gruppe von Menschen zerstört wurden.

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Ihnen ist es in dem Moment ziemlich egal, dass ihr einen Punkt habt. Der menschengemachte Klimawandel kommt nicht nur, er ist längst da. Und es ist JETZT die Zeit zu handeln. Das ist wissenschaftlich seit den 70ern gut belegt. Wir – als Gesellschaft und als Bürger – hätten viel früher reagieren und gegensteuern müssen.

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Keine Sympathien für Flughafen-Blockaden

Doch ihr macht es euch zu einfach, wenn ihr euch auf Rollfelder klebt und hofft, damit den Volkszorn auf die Politik zu ziehen. Genau das wird nicht passieren. Die Menschen am Flughafen Köln/Bonn schimpfen nicht auf die Politik, auf zu wenig erneuerbare Energien, auf zu viel Kohleabbau, auf zu viel Fleischkonsum, zu viel Autoverkehr, zu viele Neubauten oder zu viele Flugreisen. Sie schimpfen auf euch – und auf die Grünen. Denn diese Menschen dort, jeder Einzelne, wollten einfach nur einen Flieger erreichen. Hilft es da, den Flughafen lahmzulegen? Nein! Warum tut die Letzte Generation das also?

Klimaaktivisten haben sich am Karlsplatz in der Innenstadt auf die Fahrbahn geklebt und blockieren die Straße.
Auf Flughäfen festkleben ist vielleicht nicht schlaueste Form von Protest. (Symbolbild)
Lennart Preiss/dpa/Archivbild

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Es polarisiert die Gesellschaft, ließ eine Sprecherin in einer Pressekonferenz durchblicken. Es treibe die Diskussion voran, es bringe das Thema auf die Tagesordnung. Das mag alles stimmen. Nur werden euch trotz verständlicher Ziele dank dieser Proteste keine Sympathien zufliegen. Ihr stoßt die Bürger weiter von euch weg. Möglicherweise auch diejenigen, die sonst hinter euren Anliegen stehen. Die sich wünschen, dass die Politik endlich handelt.

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Protestiert vor Flughäfen - nicht auf Rollfeldern

Daher solltet ihr, liebe Klimakleber, dort protestieren, wo die richtigen Ansprechpartner unterwegs sind. Friedlich und legal. Wo Politiker sind, die handeln können. Dort, wo viele Treibhausgase entstehen. Gerne am Tagebau, an Autobahn-Neubauten und ja, auch an Flughäfen. Aber eben AN Flughäfen. Vor den Eingängen. Nicht auf dem Rollfeld zur Ferienzeit. Da erwischt euer Protest die Falschen. Und am Ende habt ihr euch damit dann einen Bärendienst getan. Denn auch eure medienwirksamen Straßenblockaden haben nicht dazu beigetragen, dass wir eine radikal verbessere Klimapolitik haben. Sondern eine Gesellschaft, die noch viel polarisierter ist, als vorher. Wo es Klimaschutz in Teilen noch schwerer hat. Und das darf in Zeiten wie diesen nicht die Folge eures Handelns sein. Daher: Protest ja, aber nicht auf dem Rücken unschuldiger Menschen!