Niemand im Dorf wusste, dass die Brüder (6 und 9) existieren

Aus Angst vor Viren! Eltern schotten „Geisterkinder” jahrelang von der Außenwelt ab

Ein Auto der italienischen Carabinieri.
Die Polizei in Italien hat zwei kleine Jungen aus einem abgelegenen Bauernhof im Norden des Landes gerettet. (Foto: Motivbild)
Christoph Sator/dpa
von Johanna Grewer

Dass sie entdeckt werden, ist reiner Zufall!
Im April kommen Polizeibeamte zu einem abgelegenen Bauernhof in der Nähe von Turin in Italien. Die Einsatzkräfte wollen den Besitzer warnen, denn die Region muss evakuiert werden. Es drohen schwere Überflutungen. Doch die Polizei findet nicht nur den 54 Jahre alten Niederländer in dem Bauernhaus, sondern auch noch zwei Kinder im Grundschulalter, von denen niemand wusste, dass sie überhaupt existieren.

Kinder leben wie Geister in dem abgelegenen Bauernhaus

Italienische Medien nennen die beiden „Geisterkinder“ Sven und Liam. Obwohl sie bereits sechs und neun Jahre alt sind, sollen die beiden Brüder im April noch Windeln getragen haben. Beide hätten weder lesen, schreiben noch sprechen können. Sie lebten komplett von der Außenwelt abgeschottet auf dem Hof mitten im Wald in Lauriano im Piemont.

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Die Kinder sollen in Deutschland zur Welt gekommen sein. Die italienischen Behörden gehen davon aus, dass der niederländische Bildhauer und seine Partnerin (38) die Kinder nach Italien brachten, um sie dort komplett zu isolieren. Die Jungen sollen noch nie einen Arzt gesehen haben, sie waren nirgends registriert und hatten keine Ausweise, wie die Zeitung Corriere Torino berichtet.

Vater wollte Kinder angeblich vor Corona schützen

Der Vater soll seit mindestens drei Jahren auf dem Hof gelebt haben, seit wann die Kinder dort sind, ist unklar. Denn niemand aus der Nachbarschaft war jemals dort. Das Grundstück liegt abgelegen im Wald und hat eine autarke Wasser- und Energieversorgung. Die Bürgermeisterin des Dorfes erzählt im Interview mit der Zeitung, dass der 54-Jährige sehr zurückhaltend gewesen sei und kaum italienisch gesprochen habe. Er soll das Haus im Wald selbst renoviert haben. Von den Dorfbewohnern sei nie jemand dort gewesen. „Wir wussten nichts von den Kindern“, so die Bürgermeisterin.

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Laut italienischen Medienberichten gibt der Vater an, dass er seine Söhne schützen wollte und sie deshalb im Wald versteckte. Er hat offenbar panische Angst vor Corona und anderen Viren, die sich ausbreiten könnten. Beide Kinder sollen komplett ungeimpft sein.

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Italienische Behörden müssen Brüder voneinander trennen

Der Vater behauptet, dass beide Jungen zuhause von ihren Eltern unterrichtet worden seien. Über seine Anwältin ließ er mitteilen, dass sie jede Menge Spielsachen, Musikinstrumente, Skiausrüstung und Laptops hätten. Sie gingen angeblich auch regelmäßig reiten, in Restaurants und Museen. „Meine Frau und ich versorgen sie mit allem, was sie brauchen“, zitierte ihn der Corriere Torino. Er habe alles nur zum Wohl der Kinder getan.

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Doch das glauben ihm die Behörden nicht. Sven und Liam sollen völlig verwahrlost und in katastrophalen hygienischen Bedingungen gelebt haben. Den Eltern wurde inzwischen das Sorgerecht entzogen. Beide Kinder kamen in staatliche Obhut. Sie wurden vorerst getrennt voneinander an geheimen Orten untergebracht, weil die Jungen sich sehr aggressiv untereinander verhalten sollen. Psychologen des Sozialdienstes kümmern sich jetzt um die beiden.