Held von Aschaffenburg rief noch schnell seine Tochter an

Giulia (22) bangte um ihren Vater: „Du weißt nicht, ob dein Papa noch lebt”

Giulia und ihr Vater Michael Hein.
Giulia und ihr Vater Michael Hein. Als er den Messer-Angreifer verfolgt, schafft er es noch, kurz seine Tochter anzurufen.
RTL/TV7NEWS
von Festim Beqiri und Patricia Kiel

„Für mich ist er ein absoluter Held“
Michael Hein (45) greift bei der Messerattacke von Aschaffenburg sofort ein, als er die Schreie einer Frau hört. Noch im Laufen ruft er seine Tochter Giulia an – ein Sekundengespräch. Mit tränenreicher Stimme hört sie ihren Vater nur schreien: „Jemand hat ein Messer!“ Dann ist der Anruf vorbei. Für die 22-Jährige beginnt eine quälende Zeit der Ungewissheit.

Giulias Vater ist der Held von Aschaffenburg

„Du weißt nicht, ob dein Papa noch lebt“, denkt Giulia Hein nach dem kurzen Facetime-Anruf. Am vergangenen Mittwoch (15. Januar) ist Michael Hein eigentlich gerade auf dem Weg zum Friseur. Er hat einen freien Tag, möchte anschließend noch seine Tochter und seinen Enkel besuchen, um gemeinsam zu frühstücken. Stattdessen wird er Zeuge, wie Angreifer Enamullah O. mit einem Messer um sich sticht, ein Kind und einen Mann tötet. Michael Hein nimmt allen Mut zusammen und verfolgt ihn, bis die Polizei ihn schließlich festnehmen kann.

„Und auf einmal hat er herumgeschrien. War total verschwitzt, hat geweint, hat geschrien, jemand hat ein Messer“, erinnert sich die 22-Jährige. Als ihr Vater wieder auflegt, ist sie verzweifelt. „Ich war auch schon kurz davor, zur Polizei zu fahren und zu gucken, ob mein Papa dort ist, weil ich nichts wusste. Gar nichts“, schildert sie im RTL-Gespräch. Immer wieder probiert sie ihren Vater zu erreichen. Doch es geht nur die Mailbox dran.

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Giulia sitzt am Tisch mit ihrem Handy in der Hand.
Über eine Stunde erreicht Giulia ihren Vater nach seinem Anruf nicht. Erst als er bei der Polizei ist, meldet er sich zurück.
RTL/TV7NEWS

„Und dann bin ich hier durch die Wohnung und habe gewartet und gewartet. Habe dann mittlerweile schon Sirenen draußen gehört und habe mir gedacht, okay, es muss was Schlimmes jetzt passiert sein“, erzählt sie. Eine Stunde lang bangt sie im Ungewissen um ihren Vater: „Er hätte genauso gut auf meinen Papa einstechen können“, sagt sie.

Dann endlich klingelt ihr Handy, es ist ihr Vater: „Ich bin bei der Polizei. Ich bin Hauptzeuge. Ich habe den Täter festgenommen bzw. mit festgenommen und habe hinbekommen, dass die Polizei ihn bekommt“, sagt er. „Und dann war ich erst mal hier und war fix und fertig und war auch Gott froh, dass ihm nichts passiert ist“, so Giulia.

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„Die letzten drei Tage waren wir jeden Abend zusammen“

Für Vater und Tochter ist es ein einschneidendes Erlebnis, das sie vermutlich noch lange beschäftigen wird. Es hat sie aber auch sehr zusammengeschweißt, wie Giulia erzählt: „Die letzten drei Tage waren wir jeden Abend zusammen“. Seit der schrecklichen Tat gebe es keine Stunde, in der sie ihren Vater nicht anruft, um zu fragen, ob es ihm gut gehe. Während Michael Hein sich selbst nicht als Held sieht, ist es für seine Tochter aber glasklar: „Ich sehe ihn definitiv als Helden. Definitiv.“

Einen Tag später als geplant kann Michael dann auch seinen Enkel-Besuch bei seiner Tochter nachholen. „Ich bin einfach dankbar, dass er wirklich hier neben mir sitzen kann. Dass er wirklich seinen Enkel dann einen Tag später doch noch besuchen konnte“, sagt Giulia.