Gaga-Fall vor Gericht

ER ist schuldig, weil er Kindern einen Weihnachtsbaum schenkte

Herr S. vor Gericht: Der Gärtner hatte einer Kita in Hamburg heimlich einen geschmückten Tannenbaum aufs das Grundstück gekettet.
Florian S. vor Gericht: Der Gärtner hatte einer Kita in Hamburg heimlich einen geschmückten Tannenbaum aufs das Grundstück gekettet.
RTL
von Claire Luna Auselt und Sebastian von Hacht

Religions-Schreck oder nette Geste?
Ein Gärtner stellt Ende 2023 bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion einer Kita in Hamburg Lokstedt einen geschmückten Weihnachtsbaum in den Hof. Doch die Kita Mobi wollte nie eine Tanne - und verklagt den Mann! 2024 wird Florian S. verurteilt und legt Revision ein. Jetzt ist das neue Urteil in dem skurrilen Weihnachts-Prozess gefallen.

Für ihn gibt es nichts zu feiern!

Ende 2024 wird der Gärtner wegen Hausfriedensbruch zu 3000 Euro Geldstrafe verurteilt. Doch das passt ihm gar nicht - er legt Revision ein. Heute, am 26. März 2025, fällt dann das neue Urteil im alten Gewand: Das Gericht befindet Herrn S. erneut für schuldig. Er muss eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen a 80 Euro auf Bewährung leisten. Zusätzlich muss er 2.400 Euro als Bewährungsauflage an eine Einrichtung für Kinder spenden. Ja, richtig gelesen! Die Strafe ist von der ersten kaum zu unterscheiden. Ein beispielloser Fall für kleine Prozesse und Streitigkeiten, die unsere Gerichte bürokratisch belasten. Aber wie konnte es so weit kommen?

Video-Tipp: Gärtner bekommt Strafe für Tannenbaum

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Gefiel Florian S. die Aufmerksamkeit?

Die Kita in Lokstedt hatte sich im Jahr 2023 nach eigenen Angaben gegen einen Weihnachtsbaum entschieden. Kränze und Schmuck in den Räumen gab es trotzdem, nur sollte sich kein Kind aus religiösen Gründen ausgeschlossen fühlen. Als die tannenlose Kita in den Medien auftaucht, schmückt Florian S., dem eine eigene Gärtnerei gehört, einen Weihnachtsbaum. Er bricht gewissermaßen auf das Kita-Gelände ein und kettet den Baum samt Geschenken fest. Er filmt sich dabei, stellt das Video ins Netz. Er wollte den Kindern eine Freude machen, so der Angeklagte später. Zu Beginn des Tannen-Streits bieten Staatsanwaltschaft und Gericht mehrmals an, den Prozess für eine Zahlung von 500 Euro fallen zu lassen. Doch Florian S. will nicht. So wird der Fall in ganz Deutschland bekannt.

Nach dem ersten Urteil will Florian S. sich plötzlich doch einigen. Eine schöne Pflanzaktion für die Kinder der Kita möchte er als Versöhnung anbieten. Aus Nettigkeit, oder doch Kalkül? Der Richter findet klare Worte. Dem Gericht sei klar, dass Florian S. nicht aus böser Absicht die Tanne zum Kita-Schreck machen wollte, die mediale Aufmerksamkeit habe er aber für sich nutzen wollen. So oder so: Der Kita reicht es! Sie lehnt den Annäherungsversuch ab. Florian S. wird am 26. März 2025 also erneut verurteilt.

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Mittlerweile hat der völlig irre Streit um die fest gekettete Tanne laut Gericht Kosten im vierstelligen Bereich verursacht. Immerhin ist der Fall jetzt geklärt. Und wer weiß, vielleicht gibt es in den nächsten Jahren ja wieder mal eine Kita-Tanne in Lokstedt. Dieses mal aus freien Stücken. (cau)