Zehn Jahre nach dem Absturz der Germanwings-Maschine10.41 Uhr – ein stiller Moment am Grab von Andreas Lubitz

Germanwings-Absturz: Andreas Lubitz riss mit sich 149 Personen in den Tod.
Die Ermittler sind sich sicher: Co-Pilot Andreas Lubitz ließ die Germanwings-Maschine absichtlich abstürzen.
REUTERS
von Lydia Gleich und Konrad Rampelt

Es ist das Grab von Andreas Lubitz.
Am 24. März 2015 reißt der Co-Pilot Andreas Lubitz 150 Menschen mit sich in den Tod. Zehn Jahre später wird an vielen Orten der Opfer gedacht – auch am Grab des Täters.

Mehrere Menschen kommen zum Friedhof in Montabaur

Der Eingang des Friedhofs in Montabaur
Der Eingang des Friedhofs in Montabaur (Rheinland-Pfalz).
RTL

Montabaur, 10.41 Uhr. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem Flug 4U9525 vor zehn Jahren in den französischen Alpen zerschellte, betreten zwei Paare den Friedhof der Kleinstadt. Sie gehen schweigend, bedacht – und direkt auf ein Grab zu. Das Grab von Lubitz.

Der Co-Pilot hatte die Germanwings-Maschine am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz gebracht. 150 Menschen starben, darunter 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus Haltern am See. Es war der Tag, der Familien zerriss – und der eine andere Familie für immer stigmatisierte.

Lese-Tipp: Jedes Jahr feiern sie Papas Geburtstag! So lebt die Familie des Germanwings-Piloten heute

Lese-Tipp: Ex-Germanwings-Mitarbeiterin erinnert sich an Katastrophe

Rosen, Kerzen und ein letzter Gruß

RTL beobachtet die Szene aus respektvoller Distanz. Zwei Pärchen, vermutlich Angehörige – eines davon älter, das andere jünger – legen behutsam ein Herz aus Rosen nieder. Auf dem davorliegenden Stein steht schlicht „In Liebe”.

Der Kranz aus weißen und roten Rosen liegt neben zwei Grabkerzen – diese brannten bereits, bevor die Besucher kamen. Die Gruppe bleibt etwa 20 Minuten. Kein Wort dringt nach draußen. Dann verlassen sie das Grab.

Das Grab von Andreas Lubitz wirkt sehr gepflegt. Im Grabstein sind Sonne, Berge und ein Baum mit abgeknickter Krone eingraviert. Auf einer Bodenplatte steht: „Und immer sind da Spuren deines Lebens.”

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Gedenken in Le Vernet, Haltern – und bei Lufthansa

Die Gedenkstätte für die Opfer des Absturzes des Germanwings-Airbus A320 in dem Dorf Le Vernet in den französischen Alpen.
Die Gedenkstätte für die Opfer des Absturzes des Germanwings-Airbus A320 in dem Dorf Le Vernet in den französischen Alpen.
Christophe Simon/AFP/dpa

Während in Montabaur der Besuch still verläuft, wird in Frankreich und Nordrhein-Westfalen offiziell erinnert. In Le Vernet, nahe der Absturzstelle, legen Vertreter der Politik und des deutschen Konsulats am Gemeinschaftsgrab Blumen nieder.

Auch in Haltern am See versammeln sich hunderte Schülerinnen und Schüler zu einer Schweigeminute. 18 japanische Zierkirschen wurden für die Gruppe, die auf dem Rückweg von einem Austausch mit der spanischen Partnerschule war, am Schulhof gepflanzt – bald werden sie blühen. Schulleiter Christian Krahl sagte. „Wir wollen denen, die bis heute unendlich traurig sind, nahe sein.”

Gedenkfeier am Montag auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See Nordrhein-Westfalen zum 10. Jahrestag des Germanwings-Absturzes. 150 Menschen aus 17 Nationen waren bei dem Unglueck der Lufthansa-Tochter Germanwings am 24. Maerz 2015 in den franzoesichen Alpen ums Leben gekommen. Darunter eine Schulklasse des Joseph-Koenig-Gymnasiums mit 14 Schuelerinnen, zwei Schuelern und zwei Lehrerinnen. Die Ermittlungen ergaben, dass der psychisch erkrankte Co-Pilot die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht hatte. Siehe epd-Bericht vom 21.03.2025 EDITORIAL USE ONLY *** Memorial service on Monday 24 03 2025 in the schoolyard of the Joseph Koenig Gymnasium in Haltern am See North Rhine-Westphalia on the 10th anni Copyright: epd-bild/FriedrichxStark epd-Germanwings_Jahrestag
Gedenkfeier am Montag auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See.
IMAGO/epd

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte am Montag: „Unsere Gedanken sind auch heute bei den Familien, Freunden, die um jemanden trauern, der nun nicht mehr unter uns ist, und deren Schmerz auch nach einem Jahrzehnt immer noch unermesslich ist.”

Der Täter, der nicht hätte fliegen dürfen

Nach Überzeugung der Ermittler hatte Andreas Lubitz das Flugzeug bewusst zum Absturz gebracht. Der damals 27-Jährige litt unter schweren psychologischen Problemen, suchte mehrfach Ärzte auf – verbarg jedoch eine Krankschreibung für den Tag des Todesflugs vor seinem Arbeitgeber.

Die Auswertung der Cockpit-Aufzeichnung zeigt: Lubitz verriegelte die Tür, stellte die Flughöhe auf nur 30 Meter ein und erhöhte die Geschwindigkeit. All das machte er, während der Flugkapitän aus dem Cockpit ausgesperrt war.

Ein Verfahren gegen das Luftfahrt-Bundesamt läuft noch immer. Es geht vor allem um die Frage, ob Behörden und Ärzte bei der medizinischen Eignung des Co-Piloten versagt haben.

Ein Jahrestag, der für viele kaum auszuhalten ist

Während viele Angehörige der Opfer heute zum Absturzort in den französischen Alpen reisen, bleibt es in Montabaur still. Doch auch hier, am Grab des Mannes, der all das ausgelöst hat, wird erinnert – an das, was war und an das, was niemand rückgängig machen kann. Die Trauer bleibt auf allen Seiten und mit ihr viele unbeantwortete Fragen. (mit dpa)