Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen Klinik

Frau wird acht Tage auf Bahre in Notaufnahme liegen gelassen – tot!

Eine Frau auf einer Krankenbahre in einer Notaufnahme.
Maria Ruggia ist einen Monat zuvor wegen Nierenversagens behandelt worden. Am 10. Dezember wird sie erneut wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert, doch niemand scheint sich um sie zu kümmern.

Warum hat sich niemand um sie gekümmert?
Maria Ruggia (76) wird vor einem Monat wegen Nierenversagens behandelt. Am 10. Dezember wird sie erneut wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert, doch niemand scheint sich um sie zu kümmern. „Vom 10. bis 18. Dezember ließen sie meine Mutter auf einer Trage in der Notaufnahme zurück“, klagt die Tochter an und fordert Aufklärung.

Italien: Kein Platz auf Station, keine Behandlung

Das Ingrassia-Krankenhaus in Palermo sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. In der Notaufnahme der Klinik soll am 10. Dezember Chaos geherrscht haben. Mittendrin: Maria Ruggia, hilflos auf einer Krankentrage. Sie sei immer wieder hin und her geschoben worden, sagt Tochter Romina Gelardi (44) der italienischen Zeitung Corriere della Sera. „Sie haben sie nach acht Tagen zum Sterben zurückgelassen, zuerst auf der Bahre des Krankenwagens, dann in einem großen Raum mit zwanzig Betten, weil es auf der Station und in anderen Abteilungen keine Betten gab.“

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Die 76-Jährige hat eine lange Krankengeschichte, wird schon zuvor in der Klinik wegen eines Nierenversagens behandelt. Außerdem, so die Tochter, habe sie Brustkrebs, der dringend behandelt werden müsse. Nach ihrer Ankunft im Krankenhaus folgt jedoch die große Ernüchterung: „Wir kommen an und es gibt keinen Platz. Ich erinnere alle daran, dass sie auch Brustkrebs hat, der schnell untersucht werden sollte. Nichts. Kein Zimmer, bis letzten Mittwoch, den 18. Dezember“, sagt Tochter Romina Gelardi der Zeitung.

Im Video: Kind stirbt dehydriert im Krankenhaus

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Polizei hat Krankenakte und Leiche beschlagnahmt

Nachdem die Tochter die Polizei über den Vorfall informiert, beginnen Beamte zu ermitteln. Auch ein Anwalt der Familie schaltet sich ein. Der Verteidiger Andrea Dell’Aira reicht den Fall an die Staatsanwaltschaft weiter, denn der Tod von Maria Ruggia scheint kein Einzelfall zu sein. Anwalt Dell’Aira gibt an, Angehörige eines anderen Patienten vertreten zu haben, der nach einem Beinbruch in der gleichen Klinik behandelt worden sein soll. Auf der Station soll der Mann sich eine Infektion zugezogen haben, an der er später gestorben ist.

Der Anwalt glaubt, auch die 76-Jährige könne auf ähnliche Weise ums Leben gekommen sein. „In der Akte las ich ‚Herz-Kreislauf-Stillstand aufgrund eines septischen Schocks‘“, so der Anwalt. Tochter Romina ist sich aber sicher: „Die Anzeichen einer Sepsis waren alle vorhanden. Sie hat nicht einmal uriniert, und es wurde immer schlimmer“. Trotzdem wird ihrer Mutter eine lebenswichtige Behandlung verwehrt. Am 20. Dezember stirbt sie schließlich.

War nicht mehr genug Geld für die Behandlung übrig?

Neben der Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt auch eine interne Kommission der Gesundheitsbehörde. Die 76-Jährige lebt zuvor in einem privaten Pflegeheim, aus dem zuletzt viele Bewohner in die betroffenen Klinik eingeliefert worden sein sollen. „Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass das Budget für Konventionen mit privaten Pflegeheimen erschöpft war, bei Ingrassia hatten wir innerhalb weniger Wochen einen ungewöhnlichen Zustrom, der alle Erwartungen übertraf“, sagt Daniela Faraoni von der Gesundheitsbehörde. „Aber die Dame ist deswegen nicht gestorben“, beteuert sie. Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Politik des Landes. Marias Tod hat Besorgnis über die Qualität der Gesundheitsversorgung in Italien ausgelöst. Eine Autopsie soll jetzt die genaue Todesursache klären. (xes)