Nach Vergewaltigungsprozess in FrankreichKein Kontakt mehr zur Mutter! Bruch zwischen Gisèle Pelicot und Tochter Caroline

„Die Wahrheit ist, dass meine Mutter und ich nicht mehr miteinander sprechen.”
Während des Prozesses wirkten sie wie enge Verbündete. Damit soll es nun vorbei sein, wie Tochter Caroline Darian in einem Interview mit The Telegraph erklärt. Sie selbst glaubt, ebenfalls Opfer ihres Vaters geworden zu sein. Ihre Mutter glaubt das nicht und habe ihr deshalb schwere Vorwürfe gemacht – einen Umstand, den Darian ihr niemals verzeihen könne.
Tochter auch vom Vater missbracht?
Hinter der Familie liegt die emotionale Achterbahn des Prozesses in Avignon. Eine Zeit, in der Caroline Darian ihrer Mutter zur Seite gestanden hat. Jahrelang wurde Gisèle Pelicot von ihrem Mann betäubt und von ihm und Fremden vergewaltigt. Erst Video-Aufnahmen der Taten bringen alles ans Licht.
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Doch inzwischen ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter angespannt. „Die Wahrheit ist, dass meine Mutter und ich nicht mehr miteinander sprechen.” Wie Caroline Darian im Interview erklärt, habe ihre Mutter ihr nicht glauben wollen, dass auch sie womöglich von ihrem Vater missbraucht wurde.
Die Polizei hatte auf dem Computer von Dominique Pelicot neben den Aufnahmen von Gisèle auch zwei Fotos gefunden, auf denen Tochter Caroline schlafend und halb nackt zu sehen ist – in einer Unterhose, die nicht ihre ist.
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Darian fühlt sich „im Stich gelassen”
Für Caroline Darian stehe es „außer Frage“, dass ihr Vater auch sie betäubt hatte, erklärt die Französin auf Nachfrage des Spiegels. Doch damit habe ihre Mutter Caroline vor Gericht „im Stich gelassen“. Gisèle sei demnach die Einzige gewesen, die ihren Mann zu einer Aussage hätte bewegen können. „In diesem Gerichtssaal sollte sie mir helfen”, dass sie das nicht getan habe, könne Darian ihr „niemals verzeihen. Niemals.”
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Darian habe ihre Mutter vier Jahre lang überallhin begleitet: „Ich habe sie unterstützt, ohne sie jemals zu verurteilen”, sagt sie. Nicht immer sei das einfach gewesen, „weil sie nicht hören wollte, was ich ihr über Dominique erzählt habe.” Stattdessen habe ihre Mutter sie während des Prozesses noch ermahnt, Caroline solle aufhören, sich „zur Schau zu stellen.” Pelicot habe ihrer Tochter versichert: „Dein Vater ist zu so etwas nicht fähig.”
„Wir haben weder Vater noch Mutter”
Ihr Auftreten im Prozess macht Gisèle Pelicot zur feministischen Ikone. Eine Heldin ist sie für ihre Tochter jedoch nicht. Laut Darian habe Pelicot ihre Kinder alleingelassen, mit vielen unbeantworteten Fragen. Das habe die Familie auseinandergerissen: „Wir haben heute weder einen Vater noch eine Mutter”, meint die Französin.
Pelicot hat mittlerweile einen neuen Partner. „Sie hat ein neues Leben begonnen und das respektiere ich”, erklärt Caroline Darian. Was die Tochter jedoch nicht respektiere, sei, dass Pelicot „ihren Vertrag” als Mutter nicht erfüllt habe: „Man bleibt Mutter, bis man stirbt, egal welche Prüfungen und Schwierigkeiten es gibt – aber sie hat das nicht getan.” (okr)
































