Pelicot-Tochter Caroline Darian rechnet mit Vater ab „Ich bin überzeugt, dass er mich vergewaltigt hat“

Sie hat keine Erinnerung und keine Beweise.
Trotzdem ist Caroline Darian, die Tochter von Dominique Pelicot, sich sicher, dass ihr Vater auch sie betäubt und sich an ihr vergangen hat. Die 46-Jährige erzählt in einem Interview mit dem britischen Sender BBC, mit welcher „furchtbaren Last“ sie jetzt leben muss.
Fotos zeigen Caroline Darian bewusstlos auf einem Bett
Zwischen den ganzen Dateien auf dem Computer ihres Vaters, die die Vergewaltigungen ihrer Mutter zeigen, fand die Polizei auch zwei Fotos von Caroline. In dem Interview erinnert sie sich, wie die Polizei ihr die Bilder zeigte: Sie habe eine bewusstlose Frau auf einem Bett gesehen, in T-Shirt und Unterwäsche. Aber sie habe sich zuerst überhaupt nicht erkannt.
„Der Polizeibeamte sagte: ‚Schauen Sie mal, Sie haben das gleiche Muttermal auf ihrer Wange… das sind Sie.‘“, erzählt sie der Journalistin Emma Barnett. „Ich lag auf meiner linken Seite, wie meine Mutter auf all den Bildern.“ Abgesehen von den beiden Fotos konnte die Polizei aber nichts finden, um nachzuweisen, dass Carolines Vater auch mit seiner Tochter gemacht haben könnte, was er mit seiner Frau nachts tat.

Dominique Pelicot bestreitet Vergewaltigung seiner Tochter
Über zehn Jahre hinweg hat der heute 72-Jährige seine damalige Ehefrau heimlich betäubt, um sie von fremden Männern vergewaltigen zu lassen. Im Dezember 2024 sprach ein Gericht in Avignon ihn und 50 Mitangeklagte schuldig. In dem Prozess bestritt Pelicot, dass er seiner Tochter etwas angetan hat.
Doch das glaubt Caroline ihm nicht, sagt sie in dem Interview. Ihr Vater sei „einer der schlimmsten Sexualverbrecher der letzten 20 oder 30 Jahre“, ist sie überzeugt. Er habe vor Gericht nur zugegeben, was man ihm ohnehin nachweisen konnte. Aus allem anderen habe er versucht, sich herauszuwinden. Ihr Vater habe im Laufe der Zeit verschiedene Versionen erzählt. Darum glaube sie ihm nichts mehr, sagt die Tochter der BBC.
Lese-Tipp: Vier Fotos sind alles, was den Pélicot-Kindern geblieben ist
Tochter hofft, dass Vater im Gefängnis stirbt
So wie ihr gehe es vielen Opfern, die Medikamente oder Drogen verabreicht bekommen haben. „Ihnen wird nicht geglaubt, weil es keine Beweise gibt. Ihnen wird nicht zugehört und sie werden nicht unterstützt“, beklagt Caroline Darian in dem Interview. Selbst ihre eigene Mutter habe Schwierigkeiten gehabt, zu glauben, dass nicht nur sie selbst, sondern auch die Tochter missbraucht worden sein könnte. Als Mutter sei das schwer zu verarbeiten gewesen, besonders mit all den grauenhaften Details, die Gisèle Pelicot ohnehin schon verarbeiten musste, glaubt Caroline.
Lese-Tipp: Tränen beim Vergewaltigungsprozess in Avignon - das Leid ihrer Mutter bricht Caroline das Herz
Ihr Vater wird nun viele Jahre im Gefängnis sitzen. Seine Tochter hofft, dass er dort auch stirbt, dass sie ihn nie wieder sehen muss. „Er ist ein gefährlicher Mann“, erklärt sie. Ob er ein „Monster“ ist, so wie viele ihn bezeichnen, weiß sie nicht. „Er wusste genau ,was er tat“, ist die Pelicot-Tochter überzeugt. „Wenn ich an ihn denke, erinnere ich mich nicht an den Vater, für den ich ihn hielt. Ich schaue jetzt direkt auf den Sexualverbrecher, der er ist.“ (jgr)