Alle anderen Erinnerungen sind zerstört

Vier Fotos sind alles, was den Pélicot-Kindern geblieben ist

Vier Kinderfotos der Pélicot-Geschwister
Vier Kinderfotos der Pélicot-Geschwister erinnern an eine Vergangenheit, die es nach dem Prozess gegen ihren Vater nicht mehr gibt.
Instagram/caro.darian

Sie haben alles verloren – außer diese vier Kinderfotos.
Weihnachtszeit ist eigentlich Familienzeit. Für die drei Kinder von Dominique Pélicot und seiner Ex-Frau Gisèle ist dieses Jahr aber alles andere als normal. Am 20. Dezember wurde ihr Vater in Avignon wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Während andere Familien gemütlich beisammensitzen und entspannt die Zeit zwischen den Jahren genießen, postet Tochter Carolin vier Fotos aus ihrer Vergangenheit.

Carolin Darian postet vier Fotos aus einer anderen Zeit

Damals waren die Pélicots aus Frankreich noch eine scheinbar normale Familie. „Ich habe diese einzigen Bilder von uns drei aus unserem früheren Leben gefunden“, schreibt Carolin dazu. Sie zeigen zwei Geschwister nebeneinander im Bett, einen kleinen Jungen, der aus einem Fläschchen trinkt, ein kleines Mädchen mit Sonnenhut im Kinderwagen und zwei Kinder, die in der Badewanne herumalbern – normale Erinnerungen einer zerstörten Familie.

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Als Gisèle und ihre drei Kinder im November 2020 von den Vorwürfen gegen Dominique Pélicot erfuhren, hätten sie alle Fotos und Erinnerungen „in absoluter Verzweiflung“ weggeworfen, berichtet Caroline bei Instagram. Kinderfotos von ihr und den beiden Brüdern gibt es darum eigentlich nicht mehr. Jetzt habe sie aber doch noch diese vier Bilder gefunden. „Letztendlich ist das alles, was übrigbleibt.“

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Dominique Pélicots Tochter erzählt, dass die Familie alle Fotos und Erinnerungen an früher weggeworfen hat.
picture alliance/dpa/MAXPPP | Rey Jerome

Dominique Pélicot ließ betäubte Ex-Frau jahrelang von anderen Männern vergewaltigen

Ihr Vater mischte ihrer Mutter jahrelang Betäubungsmittel ins Essen. Wenn Gisèle dann bewusstlos im Bett lag, lud er andere Männer ein, die seine damalige Frau vergewaltigten. Die Taten flogen erst auf, als Dominique Pélicot jungen Frauen im Supermarkt unter den Rock filmte und die Polizei seinen Computer durchsuchte.

Für die drei Pélicot-Kinder brach damit eine Welt zusammen. Ihr vermeintlich liebevoller Familienvater stand plötzlich im Zentrum eines der größten Vergewaltigungsfälle Frankreichs. David Pélicot sagte dem Sender BFMTV nach dem Urteil gegen seinen Vater, sein Familienleben sei am 2. November 2020 „ausgelöscht worden“. An diesem Tag habe seine Mutter ihn angerufen und ihm von den Taten erzählt. „Mein Vater existiert nicht mehr, ich musste um ihn trauern. Meine gesamte Kindheit ist verschwunden, sie wurde ausgelöscht“, sagt er im Gespräch mit dem Sender.

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Pélicot-Geschwister müssen mit zerstörter Vergangenheit leben

Mit diesen zerstörten Kindheitserinnerungen müssen die Pélicot-Kinder jetzt weiterleben. „Tausend Dank euch beiden, dass ihr dabei wart“, schreibt Carolin an ihre Brüder David und Florian gerichtet. Dann erklärt sie noch, warum sie unter dem Pseudonym Carolin Darian veröffentlicht. Darian sei zusammengesetzt aus David und Florian. „Das ist mir wichtig“, erklärt sie. Außer den vier Fotos bleibt den Geschwistern also ihre Liebe zueinander. (jgr)